Grafenrheinfeld E.ON will Kraftwerk nach Abschaltung abreißen
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wird früher abgeschaltet als geplant. Am 28.03.14 hat E.ON beschlossen, den Reaktor Ende Mai 2015 vom Netz zu nehmen, sieben Monate vor dem Ende der gesetzlichen Laufzeit.
Ende Mai 2015 soll Schluss sein: Das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld soll vom Netz gehen. E.ON hat die Bundesnetzagentur und den Netzbetreiber Tennet bereits offiziell über die geplante Stilllegung informiert und damit die Weichen gestellt. Ein Jahr vor der geplanten Abschaltung muss die Netzagentur vorgewarnt werden. Aus Sicht von E.ON lohnt es sich nicht, den Reaktor bis Ende 2015 laufen zu lassen. Denn dann müsste der Konzern noch einmal die Brennelemente des Reaktors austauschen, und das würde bedeuten, dass er rund 80 Millionen Euro Brennelementesteuer zahlen muss. Das bestätigten Unternehmenskreise.
Doch was kommt danach? Zwei Szenarien sind denkbar: Der Meiler könnte abgerissen werden, oder es erfolgt ein sogenannter sicherer Einschluss. Dabei wird der radioaktive Bereich erst einmal für 30 Jahre ummantelt. In dieser Zeit soll die stärkste Radioaktivität abklingen, bevor die Abrissbirne kommt.
"Um jeglichen Spekulationen entgegenzutreten: Wir beabsichtigen nach der Stilllegung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld, in den direkten Rückbau zu gehen."
Petra Uhlmann, Pressesprecherin des Kernkraftwerkbetreibers E.ON auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks
Direkter Rückbau bedeutet, dass E.ON nach dem Abschalten eine Stilllegungs- und Abbaugenehmigung beantragt. Das Genehmigungsverfahren würde die Öffentlichkeit mit einschließen und würde laut E.ON dann erst einmal einige Jahre dauern. Anlagenteile, wie beispielsweise die beiden Kühltürme, könnten nach entsprechender Genehmigung schon eher abgerissen werden.
2013 versorgte das Kraftwerk drei Millionen Haushalte
Bei der 31. Revision des Kraftwerks 2013 zog die Betreiberin, E.ON Kernkraft, Bilanz: Innerhalb eines Jahres erzeugte der Meiler in Grafenrheinfeld über elf Milliarden Kilowattstunden Strom. Das entspricht laut E.ON dem jährlichen Strombedarf von drei Millionen Haushalten.
Die letzten Brennelemente müssten noch fünf Jahre im Nasslager bleiben, um hier abzuklingen. Wenn sie in Castoren verladen und ins benachbarte Zwischenlager gebracht worden sind, würde das radioaktive Inventar um mehr als 99 Prozent sinken. Dann seien radioaktive Partikel überwiegend nur noch an den Oberflächen, die durch unterschiedliche Dekontaminationsverfahren beseitigt werden könnten. Der gesamte Abfall, der beim Rückbau anfällt, sei dann nur noch schwach- und mittelradioaktiv, heißt es von E.ON.
Kompetenter Abbruch möglich
E.ON verfüge über ein umfassendes Rückbau-Knowhow, schreibt die Pressesprecherin und verweist auf die Meiler Stade und Würgassen. In Stade bei Hamburg dauerte es rund zwölf Jahre, bis die letzten Bauwerke abgerissen waren.
Infografik
Es bleibt die Frage, ob das Kernkraftwerk auch grundsätzlich weiterbetrieben werden könnte? Darauf antwortet E.ON nicht. Aber es ist stark zu vermuten, denn alle Revisionen wurden so angelegt, dass das Kernkraftwerk sicher läuft. Und dann steht natürlich immer im Raum, dass eine Rücknahme des Abschaltbeschlusses kommen könnte. Der wurde nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 gefällt. Das glauben mehrere Menschen in Grafenrheinfeld.
"Ich traue dem Braten immer noch nicht. Ich glaube eher, dass das Kraftwerk noch länger läuft."
Ein Grafenrheinfelder Bürger
Zukünftig keine Gewerbesteuern mehr vom KKW
Gerade für die rund 3.400 Einwohner der Gemeinde Grafenrheinfeld wäre es recht attraktiv, wenn das Kernkraftwerk weiterlaufen würde. Sie müssen sich nämlich aktuell darauf einstellen, dass sie von der Gemeinde künftig mehr zur Kasse gebeten werden. Grafenrheinfeld hat ein Haushaltsvolumen von rund 13 Millionen Euro. Rund zehn Millionen hat die Gemeinde auch noch in den Rücklagen. Vom Kernkraftwerkbetreiber E.ON rechnet Lutz allerdings damit, dass künftig keine Gewerbesteuern mehr fließen werden. Schon vor zwei Jahren musste die Gemeinde nach Gewerbesteuervorauszahlungen sogar 10,2 Millionen Euro an E.ON zurückzahlen.
Bürger müssen höhere Gebühren zahlen
Beim Rückbau versiegt diese Einnahmequelle gänzlich. Die ausbleibenden Gewerbesteuereinnahmen durch E.ON haben schon jetzt Auswirkungen: Für die Bürgerinnen und Bürger wurden sowohl die Grund- und Gewerbesteuersätze erhöht als auch die Kindergartenbeiträge und Abwassergebühren angehoben. Durch die Gewerbesteuereinnahmen durch den Kernkraftwerkbetreiber hatte Grafenrheinfeld seit langem den Ruf, die Straßen "mit Gold pflastern" zu können. Die Gemeinde leistet sich vor ein paar Jahren sogar eine eigene Kulturhalle.
Zankapfel Zwischenlager
Noch einen weiteren Punkt beobachten die Anwohnern auch im Umland mit Argwohn: Das Zwischenlager am KKW Grafenrheinfeld mit bis zu 88 Castor-Stellplätzen für abgebrannte Brennelemente hat eine Betriebsgenehmigung bis 2046. Laut Gutachtern bleiben die Castorbehälter nach Beschuss oder nach einem Flugzeugabsturz dicht. Auch sollen die Behälter ein Feuer mit hohen Temperaturen bis zu einer halben Stunde unbeschadet überstehen können. Eine zehn Meter hohe Mauer bringt zudem weiteren Schutz. Dass es bislang weltweit kein funktionsfähiges Endlager gibt, macht den Menschen in Grafenrheinfeld jedoch die meisten Sorgen:
"Alle Zwischenlager sind eigentlich Endlager."
Eine Grafenrheinfelderin
Gaskraft oder Kernkraft
Das Hin und Her zu der Frage, ob am Standort zukünftig ein Gaskraftwerk neue Energie liefern könnte, tritt dabei eher in den Hintergrund. Letztlich liegt die Entscheidung beim Betreiber, der auf die schon vorhandenen Anschlussmöglichkeiten ans Stromnetz zurückgreifen kann und damit bares Geld für ein Umspannwerk spart. Das Schweizer Unternehmen PQ Energy hat sich bereits im Gewerbegebiet Mainpark auf Schweinfurter Gemarkung ein Ankaufsrecht von 40.000 bis 60.000 Quadratmetern zugesichert, um für 400 Millionen Euro ein Gaskraftwerk entstehen zu lassen. Das Unternehmen muss innerhalb von fünf Jahren die Kaufoption realisieren, sonst geht sie verloren. Insbesondere an sonnen- und windarmen Tagen soll damit der Strombedarf gedeckt werden.
In dem Gaskraftwerk würden allerdings lediglich 14 Arbeitsplätze entstehen. So hoffen denn auch die Mitarbeiter im Kernkraftwerk und die etwa 1.500 Arbeitskräfte, die bei den jährlichen Revisionen Beschäftigung finden, eher auf den jahrzehntelangen Rückbau, bei dem es für Facharbeiter mit Know How genug zu tun gibt.
Aigner will Gaskraftwerk
Für Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remele (CSU) ist jedenfalls die Wahrscheinlichkeit für den Bau eines Gaskraftwerkes in Schweinfurt "höher denn je". Er reagierte damit auf die Forderungen von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die "ein Kraftwerk mit schnell hochfahrender Gasturbine im räumlichen Umfeld von Grafenrheinfeld" mehrfach ins Gespräch gebracht hat. Mit dem Optionsvertrag ist es inzwischen allerdings erheblich wahrscheinlicher, dass das Kraftwerk dann auf Schweinfurter Gemarkung entsteht.
Stichwort: Kernkraftwerk Grafenrheinfeld
1974 wurde mit dem Bau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld begonnen. Das Kraftwerk ging 1981 in Betrieb, im April 1982 brachte es erstmals 100 Prozent Leistung. Der Druckwasserreaktor der dritten Generation hat eine elektrischen Bruttoleistung von 1.345 Megawatt. Er produziert jährlich circa zehn Milliarden Kilowattstunden Strom. Wurde der Meiler zunächst von den Bayernwerken betrieben, ging die Sparte im Jahr 2000 in den E.ON-Konzern über. Das Kernkraftwerk soll spätestens am 31. Dezember 2015 abgeschaltet werden.
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Mahner Ralf, Donnerstag, 12.März 2015, 19:08 Uhr
4.
Wenn jemals so ein AKW außer Kontrolle gerät, dann wohnt selbstverständlich niemand mehr in der Umgebung von mehreren 100 Kilometern, der Rest(Arbeitsplätze/Gewerbesteuer) sind nur kleine Befindlichkeiten!
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Mike L, Samstag, 22.März 2014, 20:24 Uhr
3. Grafenrheinfeld Animation
Ein grossen Fehler hat die Animatiuon mit /ohne Grafenrheinfeld - Die Häuser im Vordergrund sind bei Grafenrheinfeld "weg" nicht zerfallen - wer und warum will da Wohnen wenns keine Arbeit mehr gibt? Wer wohnt da noch?
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Gerhard W., Mittwoch, 26.Februar 2014, 17:49 Uhr
2. Stromleitungen bleiben auch nach Atomausstieg erhalten
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch nach dem Abschalten und dem Abriss des Atomkraftwerks die Stromkabel weiter erhalten bleiben. Angesichts der aktuellen Diskussion über den Neubau von oberirdischen Hochspannungsleitungen erscheint es mir wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass wir bereits ein ausgebautes Stromnetz besitzen. Falls es Probleme mit der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien geben sollte, so sollte dies technisch am Ort der Einspeisung gelöst werden und nicht durch den Neubau von "Extra-Trassen".
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karin zieg, Dienstag, 25.Februar 2014, 09:45 Uhr
1. Spaziergang: Fukushima mahnt
Einladung:
Am Samstag 8. März kann jede und jeder zum Spaziergang mit Infostationen kommen.
Treffpunkt: 14.30 Uhr am Wegkreuz (neben dem Umspannwerk )
Antwort von Mike L, Samstag, 22.März, 20:26 Uhr
Fukushima ist eine Stadt / Präfäktur - eine Stadt Präfäktur kann nicht mahnen - nur Sie können Ihr ökofaschistoides gesabbel los werden......
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