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Gemäldegalerie Dachau Maler unter freiem Himmel

"En plein air – unter freiem Himmel" hieß die Devise der Dachauer Freilichtmaler Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Wie die Künstler damals ihre Ateliers, so verließen die Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums nun für ihren Audioguide die Klassenzimmer.

Stand: 18.09.2014

Die Schülerinnen und Schüler tauchten ein in eine Zeit des technischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Denn um die Jahrhundertwende entfaltete die zweite industrielle Revolution mit der Elektrifizierung ihre volle Schlagkraft.

Die sogenannten Freilichtmaler der Künstlerkolonie Dachau arbeiteten nur mit dem natürlichen Licht und zogen mit ihren Staffeleien oft in die freie Natur. Dabei beschränkten sie sich aber keineswegs auf die oft düster-geheimnisvollen Landschaftsidyllen im Dachauer Moos. Sie hielten auch die Sorgen und Nöte der einfachen Leute fest, denn insbesondere in den Handwerksberufen stieg in jener Zeit die Arbeitslosigkeit dramatisch an und der Weg in die Obdachlosigkeit war kurz.

Lovis Corinth: "Waldstück" - Märchen- oder Gespensterwald?


Adolf Lier: "Theresienwiese" oder Wie viel Licht darf es sein?


Robert von Haug: "Der Abschied" - ein Blick zurück


Fritz von Uhde: "Der schwere Gang" - eine Weihnachtsgeschichte


Johann Jakob Hammer: "Dame und Bettlerin" - eine Begegnung


Adolf Hölzel: "Komposition I" - Wie klingen Farben?


Die Werke der Gemäldegalerie Dachau regten die Schüler zu fantasievollen Hörstücken an. Die Geschichte zu dem Bild "Der schwere Gang oder Der Gang nach Bethlehem" von Fritz von Uhde wurde mit der Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma, dem Schriftsteller und ehemaligen Einwohner Dachaus, untermalt. Für die Aufnahme wurde sie ins "Dachauerische" übertragen. Das "Waldstück" von Lovis Corinth wurde in einer akustischen Erkundung zum Märchenwald, der aussieht, als ob "ein durchgeknallter Künstler wahllos seinen Pinsel in der Gegend geschwungen hätte".

Eine Schülerin setzte sich mit den von der Musik beeinflussten Farbtheorien Adolf Hölzels auseinander und entschloss sich zu einem Experiment: Sie suchte zu den Farbkombinationen in Hölzels Werk "Komposition I" passende Töne und Dreiklänge und komponierte daraus eine Melodie. Auch in den anderen Folgen des Audioguides gibt es viel Musik zu hören, von der "Dachauer Saiten- und Pfeifenmusik" und von der eigenen Musikgruppe des P-Seminars.

Erfahrungsbericht von Sabrina Höchner, Projektschülerin

Sabrina Höchner mit "ihrem" Bild.

Schon am Anfang hatte Frau Schütrumpf, unsere P-Seminarleiterin, darauf hingewiesen, dass das Audioguide-Projekt zeitaufwändig sein würde, was sich schon bald bestätigte. Noch vor Beginn des Schuljahres trafen wir uns, um den Audioguide unserer Vorgängerklasse anzuhören. Außerdem absolvierten wir ein Reportertraining, bei dem wir schon mal einen Blick in die BR-Studios werfen konnten.

Dann begann das eigentliche Seminar: Jeder suchte sich ein Gemälde aus. Ich entschied mich spontan für das Bild "Theresienwiese" von Adolf Lier aus dem Jahr 1882 und recherchierte viel über die Geschichte der Theresienwiese. Unser Mediencoach vom Bayerischen Rundfunk wies immer wieder auf die Elektrifizierungsausstellung hin, die im selben Jahr in München stattfand, in dem Lier das Bild malte. Zu Beginn konnte ich keinen wirklichen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen herstellen. Aber das änderte sich, je mehr ich mich in das Thema einarbeitete. Zum Schluss hatte ich so viele Informationen, die ich unterbringen wollte, dass mein erster Textentwurf viel zu lang wurde.
Ich wusste ich gar nicht mehr, wo ich anfangen sollte. Aber nach und nach kristallisierte sich eine Struktur heraus und ich kürzte so lange, bis schließlich Ende Mai ein sendefertiges Manuskript vor mir lag. Nun konnte es also losgehen mit den Aufnahmen in den Tonstudios.

Die Aufnahmen waren für uns das absolute Highlight. Gefragt war dabei auch unser schauspielerisches Talent, weil Sprechen vor dem Mikrofon viel mehr ist als ein monotones Herunterlesen von Text, wie wir schnell feststellten. Es brauchte schon einige Anläufe bis ich das Wort "Elektrizitätsausstellung" fehlerfrei über die Lippen brachte. Nach gut einer Stunde waren alle Texte aufgenommen und geschnitten.

Zusammen mit einem professionellen Cutter (Tontechniker) haben wir anschließend noch Hintergrundgeräusche und Musikakzente eingebaut und nach etwa drei Stunden war es so weit: Ich durfte meinen fertigen Audioguide das erste Mal hören! Und ich muss sagen: Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt! Die Produktion und die Zusammenarbeit mit dem Coach und dem BR haben mir sehr viel Spaß bereitet, so dass ich mir vorstellen kann, einen Berufsweg beim BR einzuschlagen.

Audioguide: Gemäldegalerie Dachau - das Team

  • Projektschule: Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau
  • Projektschülerinnen und -schüler: Annalena Enning, Sabrina Höchner, Cornelia Huber, Franziska Hulm, Luisa Jann, Ronja Lehmann, Nicolas Münster, Sophia Rank, Hannah Schönicke, Kristina Seidl, Veronika Zötl
  • Projekt-Lehrkraft und P-Seminar-Leiterin: Simone Schütrumpf
  • Fachliche Betreuung: Dr. Elisabeth Boser, Leiterin Gemäldegalerie Dachau
  • Mediencoach: Christian Lösch, Bayerischer Rundfunk

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