Richter im Mollath-Prozess "Verhandlung war nicht schludrig"
Der Vorsitzende Richter von 2006 hat das Urteil zur Einweisung von Gustl Mollath verteidigt. Ansonsten gab er an, er könne sich nicht mehr an den Prozess erinnern. Von einer Verschwörung gegen Mollath will er nichts wissen.

Er habe zwar das Urteil noch einmal gelesen, sagte der 71-Jährige aus Herzogenaurach, aber er habe an das Verfahren "überhaupt keine Erinnerung mehr". Kaum hatte der inzwischen pensionierte Richter das ausgesprochen, ging ein Raunen durch die Menge. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt mit Zuhörern und Journalisten.
Richter räumt Fehler ein
Der damalige Richter räumte am Donnerstag (17.07.14) ein, beim Durchlesen des Urteils kleine Fehler übersehen zu haben. Dabei habe es sich um ein Datum gehandelt und um die Reihenfolge der geschilderten Übergriffe des Angeklagten. "Die Hauptverhandlung war aber nicht schludrig", sagte der 71-Jährige. Es habe auch keine Verschwörung gegen Mollath gegeben.
Ein damaliger Schöffe hatte Anfang dieser Woche von einer brisanten Aussage des damaligen Vorsitzende Richters berichtet: "Dem schaut der Wahnsinn aus den Augen", habe der Richter 2006 in einer Verhandlungspause über Mollath gesagt. Auf Nachfrage der Verteidigung am Donnerstag, ob die Äußerung so gefallen sei, sagte der als Zeuge geladene Richter: "Das kann ich Ihnen nicht sagen."
Die frühere Einweisung Mollaths in die Psychiatrie verteidigte der ehemalige Richter. Unter seinem Vorsitz hatte die 7. Strafkammer Mollath am 8. August 2006 in die Psychiatrie eingewiesen.
"Dem Bundesgerichtshof hat unser Urteil gereicht, dann war es wohl nicht zu beanstanden."
Richter von 2006
Richter gibt zu: "Ich kenne Ehemann von Mollaths Ex-Frau"
"Es kann sein, dass ich ihn laut angegangen bin", gab der 71-Jährige zu, aber das sei eben seine Art, er habe so und so immer laut gesprochen, sagte er. Er erinnere sich auch nicht an Schwarzgeldvorwürfe, das habe in dem Verfahren keine Rolle gespielt. Als die Vorsitzende Richterin ihn kurz unterbrach und fragte, ob er den jetzigen Ehemann von Mollaths Ex-Frau kenne, wurde der Richter laut. Er sprach einfach weiter und antwortete: "Freilich kenn ich den, natürlich."
Was bisher geschah
Er habe den Ehemann von Mollaths Ex-Frau im Handball trainiert, aber er habe nie die Berufe der Spieler gewusst, er habe privat überhaupt nix zu tun gehabt mit denen. Dass er ihn im August 2006 bei dem Prozess gegen Mollath am Flur des Landgerichtes getroffen hat, daran kann sich der Richter nicht mehr erinnern.
Zuvor hatte am Donnerstag der erste gerichtlich beauftragte Psychiater erklärt, warum er den zur Zwangsbegutachtung eingewiesenen Mollath im Juli 2004 nicht begutachtet hatte. Denn ein Nachbar, damals ein Arbeitskollege von Frau Mollath, hatte ihm schon vor der Zwangseinweisung anonym den Fall sowie die Schwarzgeldvorwürfe des Mannes geschildert. Der Nachbar habe dann um eine Einschätzung zum Grad der Bedrohlichkeit gebeten. Deshalb habe er eine private Einschätzung von Mollaths Geisteszustand gegeben, sagte der Leiter der Forensik des Bezirkskrankenhauses Erlangen.
Zu diesem Zeitpunkt habe er aber nicht gewusst, dass es sich um Gustl Mollath handelte. Als er dann später Gustl Mollath untersuchen sollte, sei ihm schnell klar geworden, dass er nicht die notwendige Objektivität habe, betonte der 56-Jährige. Daher habe er einen Befangenheitsantrag gestellt und die Überstellung Mollaths an das Bezirkskrankenhaus Bayreuth vorgeschlagen.
Darum geht es in dem Wiederaufnahmeverfahren
Der 57 Jahre alte Mollath muss sich wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten. Unter anderem soll er 2001 seine damalige Ehefrau körperlich misshandelt und eingesperrt haben. Laut Anklage hat Gustl Mollath sich an Menschen rächen wollen, die an seiner Scheidung von seiner Frau beteiligt waren oder sich sonst irgendwie gegen ihn gewandt hatten. Die Verteidigung geht von manipulierten Vorwürfen aus.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte Mollath im Jahr 2006 von den Vorwürfen wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen und ihn in die Psychiatrie eingewiesen. Der Fall hatte eine Debatte über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken ausgelöst.
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Done, Donnerstag, 17.Juli 2014, 15:34 Uhr
5. Richter hat "keine Erinnerung mehr"
Richter hat "keine Erinnerung mehr" ? Von so einem Fall, der durch die Medien ging? Märchenstunde nächste Runde. Ganz schon clever der Richter.
Antwort von Eska Peter, Donnerstag, 17.Juli, 20:46 Uhr anzeigen
Keine Märchenstunde, sondern hohe Literatur: "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist.
Der Dorfrichter Adam hatte damals auch Gedächtnislücken; scheint wohl eine Berufskrankheit zu sein...
Ebert, Donnerstag, 17.Juli 2014, 15:04 Uhr
4. Psychiatrie
Nun, liebe Leser, wir haben hier zwei verschiedene Betrachtungsweisen.
1. Den Fall M, der für meine Begriffe keinesfalls das berühmte Unschuldslamm ist, das uns die Medien hier so gerne vorgaukeln.
Es dürfte doch eigentlich erwiesen sein, dass er seine Frau tätlich angegriffen hat, darüber besteht doch wohl kein Zweifel.
Leider sind tätliche Übergriffe an Frauen an der Tagesordnung und die sogenannten Männer, die das tun verachtungswürdig, aber ich kenne keinen Fall, dass einer seine Frau verprügelt wegen irgendwelcher Schwarzgeldgeschäften einer Bank, wo die werte Gattin mutmaßlich mit beteiligt war. Dieses Verhalten ist, ich drücke mich mal vorsichtig aus, leicht auffällig.
Der zweite Fall ist die Psychiatrie im Allgemeinen. Nun es sitzen hier sehr wohl Fälle ein ( natürlich Alle unschuldig und Fehl eingewiesen ) die man besser nicht auf die Allgemeinheit loslässt.
Leider ist es auch so, dass dabei Menschen sind, die zu unrecht dort eingesperrt sind. Für einen Beurteilenden Psychiater ist es, auch mit seiner jahrelangen Erfahrung nicht einfach hier eine gerechte Beurteilung abzugeben.
Ich erinnere hierbei an den Aufschrei der Gesellschaft, wenn eben ein solcher Psychiater einen Straftäter zu gut beurteilt, dieser daraufhin Freigang bekommt und dabei sofort seine nächste Straftat verübt.!
Viele psychisch Kranke haben eine unendliches Geschick ihre Symptome auch gegen Fachleute zu Kaschieren, was natürlich im Endeffekt zu Fehlurteilen führt.
Natürlich gibt es Fehldiagnosen so oder so, weil Menschen Menschen beurteilen und weil Menschen Menschen richten.
Ebert
Antwort von heinz, Donnerstag, 17.Juli, 21:24 Uhr anzeigen
Also, dann fangen Sie schon mal an, uns zu erklären, weshalb es doch eigentlich schon erwiesen sein dürfte, dass er seine Frau tätlich angegriffen hat, darüber besteht doch wohl kein Zweifel."
Bin gespannt wie ein verrostetes Luftgewehr.
Antwort von Opa Seppl, Donnerstag, 17.Juli, 22:15 Uhr anzeigen
Herr Ebert von wem werden sie denn bezahlt? Justiz, Banken, Politik, Ärzteschaft? Nach ihrer Logik kann man ja jedem was anhängen und in der Klapse verschwinden lassen, denn eigentlich ist ja jeder verdächtig und könnte schon morgen zum Straftäter werden. Dieser ganze Fall stinkt doch zum Himmel, können oder wollen sie das nicht erkennen? Zählen sie mal eins und eins zusammen, dann müsste sogar ihnen ein Licht aufgehen.
HinterTürkisch, Donnerstag, 17.Juli 2014, 11:56 Uhr
3. Mumm
So einen Befangenheitsantrag hätte wahrscheinlich eine Reihe von Beteiligten auf Seiten von Justiz und Verwaltung stellen müssen. Respekt, v.a. im Vergleich zur "Tele-Psychiaterin"! Und auch muss scheinbar-leider, da sie selbst ja kontrollieren sollte!-die Kontrolle bei der und über die Justiz größer geschrieben werden: Ein Schöffe sagt so etwas nicht ohne Grund!
Alter Demokrat, Donnerstag, 17.Juli 2014, 11:04 Uhr
2. Verhandlungsstil des Richters
Zustände wie im Mittelalter, unglaublich wie das alles abgelaufen ist. Eine Schande für einen angeblichen Rechtsstaat. Wer ist eigentlich der große Strippenzieher, der das alles eingefädelt und ''organisiert'' hat?
Antwort von Josch, Donnerstag, 17.Juli, 15:54 Uhr anzeigen
Bestimmt Frau Merk, aber die kann sich an nichts mehr erinnern.
Nico, Donnerstag, 17.Juli 2014, 09:24 Uhr
1. Richter und Ehemann
kennen sich angeblich...das ist aber noch sehr nett ausgedrückt und vor allem vorsichtig.....