Fall Gustl Mollath Gericht erörtert Reifenstecher-Vorwürfe
War Gustl Mollath der gefährliche Reifenstecher von 2005? Mit dieser Frage hat sich das Landgericht Regensburg am Dienstag (15.07.14) befasst. Ein Polizeibeamter sagte als Zeuge, zu 90 Prozent halte er Mollath für den Täter.
Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Gustl Mollath hat das Landgericht Regensburg die Vorwürfe der Reifenstechereien unter die Lupe genommen. Der Polizeibeamte, der die Sachbeschädigungen bearbeitet hatte, sagte am Dienstag (15.07.14) als Zeuge, er sei zu 90 Prozent überzeugt, dass Gustl Mollath der Täter gewesen sei. "Vor allem, weil die Serie nach der Festnahme abgerissen ist", erläuterte der 59-Jährige.
Videoüberwachung des Tatorts
Was bisher geschah
Nachdem mehrere Anwälte, Geschäftsleute und ein Gerichtsvollzieher, die mit dem Fall Mollath beschäftigt waren, 2005 in einem kurzen Zeitraum Anzeigen wegen zerstochener Autoreifen gestellt hatten, habe sich ein Zusammenhang ergeben. Zudem habe ein Anwalt einen Brief von Gustl Mollath mit dem Hinweis erhalten, dass etwas passieren könnte, erläuterte der Zeuge. Bei einer Videoüberwachung eines Tatortes sei später zweimal ein Mann mit Mantel und Baskenmütze aufgezeichnet worden, der sich zu den parkenden Autos gebückt hatte, erläuterte der Polizeibeamte. Dabei sei in einem Fall auch ein Reifen beschädigt worden.
Der ermittelnde Beamte hatte die Aufzeichnung auch der Ex-Frau von Gustl Mollath gezeigt. Sie habe angegeben, dass sie das Gesicht nicht erkennen könne, ihr Ex-Mann jedoch einen solchen Mantel und eine solche Mütze besitze, sagte der Zeuge. "Zudem sagte sie, dass der Bewegungsablauf auf ihren Mann deute." Der 57 Jahre alte Mollath muss sich wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten. Unter anderem soll er 2001 seine damalige Ehefrau körperlich misshandelt und eingesperrt haben. Zudem soll er Dutzende Autoreifen zerstochen haben.
Bei Tempo 200 Luftdruck verloren
Antrag der Nebenklage läuft ins Leere
Wegen einer Auseinandersetzung von Mollath mit einer Begleiterin 2013 in Niedersachsen wird nicht gegen den Nürnberger ermittelt. Die Nebenklage hatte am Montag (14.07.14) beantragt, dass die Ermittlungsakten zu diesem Fall angefordert werden. Es seien keine Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Hannover anhängig, berichtete heute die Vorsitzende Richterin in dem Prozess vor dem Landgericht Regensburg. Gustl Mollath hatte den Vorfall im niedersächsischen Bad Pyrmont bestätigt. "Ja, es gab eine verbale Auseinandersetzung mit scharfen Worten", sagte der 57-Jährige. Es sei aber nicht zu Handgreiflichkeiten gekommen. "Der Antrag der Nebenklage ist nicht mal ein Strohfeuer gewesen, sondern eine Luftblase, die nun zerplatzt ist", sagte Mollath-Verteidiger Gerhard Strate dazu.
Laut Anklage hat Gustl Mollath sich an Menschen rächen wollen, die an der Scheidung von seiner Frau beteiligt waren oder sich sonst irgendwie gegen ihn gewandt hatten. Zum Teil waren die Reifen derart fachgerecht angestochen, dass sie erst nach vielen Kilometern platt wurden. Ein Geschädigter hatte geschildert, dass sein Auto bei Tempo 200 Luftdruck verloren hatte und in einer Baustelle ins Schlingern geraten war. Die Verteidigung geht dagegen von manipulierten Vorwürfen aus. Zu den Geschädigten gehörten nach Angaben des Zeugen mehrere Rechtsanwälte, darunter die Scheidungsanwältin von Frau Mollath, deren neuer Ehemann sowie Anwälte der benachbarten Kanzlei.
Auch am Auto des für Mollath zuständigen Gerichtsvollziehers waren die Reifen zerstochen. Dieser hatte unter anderem mehrere wertvolle Sportwagen von Gustl Mollath gepfändet. Bei einem Autohändler, der beim Auszug von Mollaths Exfrau geholfen hatte, wurden zahlreiche Reifen an Gebrauchtwagen und gelagerte Reifen beschädigt. Der Polizeibeamte erläuterte weiter, dass Gustl Mollath für eine Befragung zunächst nicht in seinem Haus angetroffen wurde. Nachdem ein Haftbefehl wegen der Zwangsbegutachtung gegen Mollath erlassen wurde, seien Polizisten am 13. Februar 2005 mit Hilfe eines Schlüsseldienstes in dessen Haus gelangt. Dabei wurden ein Mantel und eine Baskenmütze sichergestellt.
"Recht ungehalten und unterschwellig aggressiv"
Bei der Vernehmung am folgenden Tag habe ihn Mollath sofort angeschrien und von "Polizeistaat" gesprochen, sagte der Zeuge. Einer der damaligen Beamten, die Mollath in dessen Haus festgenommen hatten, erläuterte als Zeuge, dass zunächst das Gebäude umstellt worden sei. Er habe eine Person im Haus gesehen, auf Klingeln habe aber niemand reagiert, sagte der 39-Jährige. Nach dem Eindringen in das Haus sei Gustl Mollath dann in einem Versteck auf dem Dachboden entdeckt worden. "Herr Mollath war recht ungehalten, hat laut herumgeschrien und sei unterschwellig aggressiv gewesen." Deshalb habe man Handfesseln angelegt. Mollath habe leicht ungepflegt gewirkt und sein Haar sei zerzaust gewesen. Danach sei er in eine Zelle der Nürnberger Polizei gebracht worden.
Am Mittwoch kommt Psychiater
Der Prozess wird an diesem Mittwoch fortgesetzt. Dabei wird auch erstmals ein Psychiater zu Wort kommen. Dieser hatte im ersten Verfahren gegen Mollath vor dem Amtsgericht Nürnberg vor elf Jahren ein Gutachten erstellt, ohne mit dem Angeklagten selbst gesprochen zu haben.
Kommentieren
Jürgen Koenig, Dienstag, 15.Juli 2014, 22:43 Uhr
8. Reifenstecherei G.Mollath
Der Polizeikommisssar, der behauptet, Mollath sei zu 90% der Täter, der die Reifen zerstochen habe, hat überhaupt keinen einzigen zerstochenen Reifen gesehen.
Da bleibt einem ja die Spucke weg. Wieso berichtet dann die Presse: "Polizist hält zu 90% Mollath für den Täter? Ist das wirklich nur Schlamperei, oder tatsächlich bewusste oder sogar bezahlte Meinungsmache?
Agatha Tiefensee, Dienstag, 15.Juli 2014, 21:35 Uhr
7. Wurde Gustl Mollath absichtlich provoziert?
Vielleicht hat Petra Mollath ihren Mann so provoziert, bis er ausrastete und straffällig wurde.
So konnte sie ihn dann ganz legal mit Hilfe der Staatsgewalt "fertig machen", wie sie im Telefonat mit dem Zahnarzt schon angedeutet hatte.
Vermutlich war sie klüger als Gustl. Sie hatte eine abgeschlossene Ausbildung, er hatte keine.
Bille, Dienstag, 15.Juli 2014, 17:31 Uhr
6. Abgerissen?
"Vor allem, weil die Serie nach der Festnahme abgerissen ist", erläuterte der 59-Jährige."
Die "Serie" war Januar/Februar 2005.
Festgenommen wurde Mollath erst Ende Juli 2005, fast ein halbes Jahr später..
Also: Was für ein Beweis.......
Tino, Dienstag, 15.Juli 2014, 17:09 Uhr
5.
Reifen zu zerstechen ist aber kein Grund jemand in die Klappsmühle zu stecken.
In Deutschland geschehen wesentlich größere Verbrechen, die mit 1-2 Jahren auf Bewährung bestraft werden. Was oft für mein Verständnis viel zu gering ist.
Andreas Korrektor, Dienstag, 15.Juli 2014, 16:58 Uhr
4.
Hier fehlen jede Menge Fakten: ich empfehle ergänzend hier nachzulesen :
http://www.regensburg-digital.de/anschuldigungen-gegen-mollath-zerplatzen-wie-eine-luftblase/15072014/
"Sachverständiger zerlegt die Ermittlungsakte" ...