15

Fall Gustl Mollath Mollath schweigt zu Prügelvorwürfen

Gustl Mollath soll seine Ehefrau geschlagen und eingesperrt haben. Am zweiten Verhandlungstag des Wiederaufnahmeverfahrens in Regensburg schilderte ein Polizist Details dieser angeblichen Übergriffe. Mollath selbst schwieg eisern.

Stand: 08.07.2014

Gustl Mollath (r) spricht am 08.07.2014 im Gerichtssaal des Landgerichts Regensburg (Bayern) mit seinem Verteidiger Gerhard Strate. In einem Wiederaufnahmeverfahren muss er sich wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten.  | Bild: picture-alliance/dpa

Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Gustl Mollath hat ein Polizeibeamter von Prügelvorwürfen gegen den Angeklagten berichtet. Mollath soll seine damalige Frau im August 2001 geschlagen, getreten, gebissen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Der beschuldigte 57-Jährige sagt dazu aber derzeit nichts.

Ehefrau hatte Angst vor Waffe

Medien-Ansturm abgeflaut

Nach dem Medienansturm des ersten Prozesstages des Wiederaufnahmeverfahrens sind am Dienstag (08.07.14) die Hälfte der Presse-Plätze frei geblieben. Auch im Publikumsbereich gibt es noch Platz. Mollath sagte dem BR vor Beginn des zweiten Verhandlungstages, dass jeder Prozesstag für ihn wichtig sei. Er sei betrübt, dass sein Antrag, den Gutachter aus dem Gerichtssaal zu weisen, nicht angenommen wurde, so Mollath. Gustl Mollath kam heute wieder elegant gekleidet, er trägt einen dunklen Anzug mit schwarz-weiß gestreifter Krawatte.

Mollaths Ehefrau habe im Januar 2003 zunächst Anzeige wegen eines Waffendelikts gestellt, sagte der 47 Jahre alte Polizist am Dienstag (08.07.14) vor dem Landgericht Regensburg. Sie habe befürchtet, dass ihr Ehemann seine Waffe im Zuge des Trennungsstreits gegen sie einsetzen könnte. Dabei habe sie auch von den gewalttätigen Übergriffen eineinhalb Jahre zuvor erzählt. Dazu sei erst später ein ärztliches Attest mit den Verletzungen in die Akte gelangt.

Bei der Vernehmung habe die Ehefrau auch eine Freiheitsberaubung geschildert, sagte der Vernehmungsbeamte. Als sie nach der Trennung ihre Sachen aus der Wohnung holen wollte, soll ihr Ehemann sie auf dem Bett festgehalten und in dem Schlafzimmer für mehr als eine Stunde eingesperrt haben.

"Dabei soll er ihr durch die geschlossene Tür gedroht haben, dass er nichts mehr zu verlieren habe und sie umbringen werde."

Der Nürnberger Polizist

Bei der Durchsuchung der Wohnung wenige Tage nach der Anzeige hatte die Polizei eine Luftdruckwaffe gefunden. Mollath muss sich wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung verantworten. Im ersten Verfahren hatte das Landgericht Nürnberg-Fürth 2006 festgestellt, dass er seine inzwischen von ihm geschiedene Frau 2001 körperlich misshandelt hatte.

Mollath hatte wirtschaftlichen Misserfolg

In der Vernehmung hatte die Ehefrau nach Angaben des Polizisten als Grund für die aggressive Art ihres damaligen Ehemanns gesagt, dass Mollath zu diesem Zeitpunkt wirtschaftliche Misserfolge gehabt habe. So habe sie einige Schulden von ihm beglichen. Sie selbst sei zu der Zeit beruflich aufgestiegen und vermutete, dass ihr Mann dies nicht ertragen konnte. In dem Wiederaufnahmeverfahren will sich Mollath selbst nicht zu den Vorwürfen äußern. Er verweigert eine Aussage im Beisein des psychiatrischen Gutachters.

Sieben Jahre in der Psychiatrie - zu Unrecht?

Der 57-jährige Gustl Mollath war möglicherweise zu Unrecht sieben Jahre lang in der Psychiatrie. In einem ersten Verfahren hatte ein Gericht Mollath im Jahr 2006 von den Vorwürfen wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen und ihn in die Psychiatrie eingewiesen. Dort verbrachte er gegen seinen Willen sieben Jahre. Nachdem es zahlreiche Zweifel an dem Urteil vom Jahr 2006 gab, wurde das Verfahren wieder aufgenommen. Der damalige Richter steht im Verdacht, voreingenommen und befangen gewesen zu sein. Das Landgericht Regensburg verhandelt nun in einem Wiederaufnahmeverfahren erneut die Anklage von damals.

Der Fall hatte eine Debatte über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken ausgelöst. Das Gericht hat bis Mitte August 17 Verhandlungstage angesetzt und 44 Zeugen geladen. Darunter sind auch zahlreiche Richter, Staatsanwälte und Gutachter aus vorherigen Prozessen und Ermittlungsverfahren.

Der Prozess wird am Mittwoch (09.07.14) um 9 Uhr fortgesetzt.

Eine Chronologie des Falls


15

Kommentieren

Anarchist, Mittwoch, 09.Juli 2014, 18:38 Uhr

7. Herr Mollath sollte schweigen.

Herr Mollath sollte schweigen, weil man ihm das Wort im Mund umdrehen wird.
Wer die Macht hat, kann eine Begründung herzaubern, die ihm ins Konzept passt. Ein Problem war und ist der einseitige Gebrauch und Missbrauch von Macht und Recht (vgl. auch http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2011/695/pdf/25_Kopp_EBook.pdf). Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.

hans-peter behrendt, Dienstag, 08.Juli 2014, 19:42 Uhr

6. Was die Leute so alles wissen ..

Es ist spannend den Fall und die privaten Meinung hierzu zu verfolgen.
Da werden sichere(?) Vermutungen aufgestellt. Da erinnert sich ein Polizist als Zeuge an konkrete Äußerungen von vor sehr langer Zeit. - Nur Vermutungen, Meinungen, Hypothesen sind keine Beweise.
Ich hoffe, dass sich dieses Gericht seiner Verantwortung bewußt wird.

Blindspecht, Dienstag, 08.Juli 2014, 19:26 Uhr

5. in Bezug zu "Vernehmungsbeamter s.o"

bisschen kann mann da schon erschrecken,das bei einer Anzeige wegen sexueller Nötigung (Festhalten auf Bett ) und Freiheitsberaubung keine Vernehmungsbeamtin verfügbar war.
und dann steht da im Bericht auch noch was wegen Nötigung mit erweiterten Suizid
mit Knarre....neeneeneenein ich glaub es nicht -ein paar Tage später kommt die
Hausdurchung und irgendwann nach Verfahrenseinstellung die psychologische Begutachtung !
Gewalt gegen Frauen ist traurig - aber auch gegen Männer !

Aigner Elisabeth, Dienstag, 08.Juli 2014, 17:43 Uhr

4. Mollath

Muß man in Deutschland ein KINDERSCHÄNDER sein , um in den Genuss einer
Strafe auf Bewährung zu bekommen. Armes Deutschland.
146mal sein Kind geschändet und dafür ein paar Jahre auf Bewährung, das Urteil
ging letzte Woche durch die Presse.

Ebert, Dienstag, 08.Juli 2014, 16:45 Uhr

3. Unschulds Lämmchen ??

Natürlich, liebe Leser, wird nun Ränke gesponnen und sogar der Staat im Hintergrund als Drahtzieher angesehen.

Was ist denn damals wirklich geschehen?

Mutmaßlich dürfte klar sein, dass M Seine Frau - ich sage mal belästigt - hat.

Der Grund ist aber relativ albern, da jede Bank dasselbe macht, wie die Hypo J E D E !!!

Dass sich darüber ein eigentlich unbeteiligter so dermaßen aufregt, dass er ( mutmaßlich ) seine Frau grün und blau schlägt deutet ja auf einen nicht ganz intakten geistigen Zustand hin.

Aber sei es, wie es will; es läuft ein neuer Prozess, warten wir den Ausgang ganz einfach ab.

Das hier und in den Medien so gerne dargestellt Unschuldslämmchen ist der Angeklagte sicherlich nicht.

Ebert