Freispruch nach 16 Tagen Verhandlung
Laut Mollaths Anwalt Strate dauerte der erste Prozess gegen seinen Mandaten nur vier Stunden. Daraufhin saß der Nürnberger sieben Jahre in der Psychiatrie. Bis zum Freispruch in Regensburg nahm sich das Gericht 16 Verhandlungstage Zeit.
Gustl Mollath hat das Justizsystem in Deutschland ins Wanken gebracht. Mit Beharrlichkeit hat der 57-Jährige die Wiederaufnahme seines Verfahrens erreicht. Sein Misstrauen gegen die Justiz ist aber ungebrochen groß. Das Schicksal des Gustl Mollath hat die Menschen in Deutschland berührt und die deutsche Gerichtspsychiatrie in den Grundfesten erschüttert.
2006 Einstufung als gemeingefährlich
Die Anklage
Die Vorwürfe in der Anklageschrift wogen schwer: Mollath soll 2001 seine damalige Ehefrau mit 20 Fausthieben niedergeschlagen, gebissen, getreten und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Später soll er sie in der Wohnung für eineinhalb Stunden eingesperrt haben. Gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung lauteten die Anklagepunkte. Zudem soll er zwei Jahre später Dutzende Autoreifen zerstochen haben. Laut Anklage hat er sich an Menschen rächen wollen, die an der Scheidung von seiner Frau beteiligt waren oder sich sonst irgendwie gegen Mollath gerichtet hatten.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte 2006 festgestellt, dass Mollath seine inzwischen von ihm geschiedene Frau körperlich misshandelt und Autoreifen zerstochen hatte. Weil die Gutachter den Nürnberger jedoch wegen seiner angeblichen Wahnvorstellungen als gemeingefährlich einstuften, sprach das Gericht Mollath wegen Schuldunfähigkeit frei - und er wurde in die Psychiatrie eingewiesen.
Der 57 Jahre alte Mollath selbst hat sich immer als Justizopfer gesehen und jahrelang für seine Freilassung gekämpft. Im vergangenen Jahr kam er frei und hoffte auf Rehabilitation in dem Wiederaufnahmeverfahren, das vom 7. Juli bis 14. August 2014 in Regensburg lief.
Dieses Ziel hat er nicht erreicht. Denn die Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegen seine Frau sah das Gericht als erwiesen an, die Reifenstecherei nicht. Gustl Mollath war deshalb mit dem Urteil nicht zufrieden. Er will prüfen wie er, trotz Freispruch, in einer höheren Instanz Recht in seinem Sinne bekommen könnte.
Strafanzeige gegen Frau wegen Schwarzgeldgeschäften
Untersuchungsausschuss im Landtag
Nach dem Prozessauftakt in Nürnberg im Jahr 2003 erstattete Mollath Strafanzeige gegen seine Frau, weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank und 24 Kunden wegen Steuerhinterziehung, Schwarzgeld- und Insidergeschäften. Die Anzeige wurde später von der Staatsanwaltschaft abgelehnt. Die Angaben waren zu unkonkret für ein Ermittlungsverfahren.
Für Mollath ist diese Anzeige der Ursprung eines Komplotts seiner Ex-Frau und der Justiz gegen ihn. Mollath schreibt zahllose, oft verworrene Briefe an Behörden, Staatsanwälte, die HypoVereinsbank, seine Frau, den Papst, UN-Generalsekretär Kofi Annan und andere. Was Mollath selbst als seine staatsbürgerliche Pflicht begreift, erlebten die Empfänger seiner Schreiben immer häufiger als Querulanz und Verfolgungswahn. Im Regensburger Wiederaufnahmeverfahren spielten diese Vorwürfe eine untergeordnete Rolle.
"Bisschen knorrig und skurril"
Ein "bisschen knorrig und skurril" sei Mollath schon, räumte sein Anwalt Gerhard Strate ein. Er habe eben "Angewohnheiten, die nicht jeder hat". Als jedoch 2012 ein älterer Revisionsbericht der HypoVereinsbank auftaucht, belegt dieser einige der von Mollath behaupteten Schwarzgeld-Geschäfte des Bankinstituts. Mit einem Mal geriet selbst die damalige bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) unter Druck. Sie soll schon frühzeitig von dem internen Bankbericht gewusst haben. Merk bestritt das stets.
Mollath will sich jetzt Arbeit suchen
Seit dem Regensburger Freispruch will sich Gustl Mollath wieder eine bürgerliche Existenz aufbauen. Er sucht Arbeit und will sich eine eigene Wohnung einrichten.