Alexander Kluge: Chronik der Gefühle Unheimlichkeit der Zeit. Bilder aus meiner Heimatstadt
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"Nachrichten von den Gefühlen." Um Zusammenhang herzustellen, muss Zusammenhang aufgegeben werden. Die Geschichten in Unheimlichkeit der Zeit erschienen erstmals 1977. In 18 Heften sind Bruchstücke aus DDR-, Kriegs- und Vorkriegszeiten versammelt.
Zur Zeit der Niederschrift lag Alexander Kluges Vater im Sterben. Kluge hält Erinnerungen an seine Vorfahren fest. Er beschreibt seine Heimatstadt Halberstadt. Der Vater sitzt an seinem Schreibtisch mit Ausblick auf den Bismarckplatz, den er so sieht, wie er dort liegt, mit den modernisierten Blumenrabatten der DDR-Gartenverwaltung, abgeholzten Büschen usf., er kann aber, wie auf Knopfdruck, den Platz auch in der Gestalt sehen, die er in den dreißiger Jahren hatte, oder in der Gestalt von 1916.
Den Abschied vom Vater beschreibt Kluge über den 'Zustand des Gartens': Zwischen diesem Garten und den Händen, die ihn bearbeitet haben eine unüberwindliche Stufenfolge von zehn steinernen Treppenstufen, den Veranda-Vorbau herab, dann die verriegelte Wintergartentür. Ein Winter und das Frühjahr haben ausgereicht, die Büsche und Fliedersträucher über die Gartenpfade wachsen zu lassen. Der Steingarten ist, vom Herbst her, mit Zweigen bedeckt, die nie mehr (von seinen Lebzeiten her gesehen) abgeräumt werden.
Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Unheimlichkeit der Zeit. Bilder aus meiner Heimatstadt
Mit Alexander Kluge, Wolfgang Hinze, Nico Holonics, Helmut Stange, Christian Friedel, Hannelore Hoger, Sandra Hüller sowie Maria Pia Corvino, Erich Meyer, Monika Winkler, Rosemarie Dorn, Dr. Luise Kampffmeyer, Ruth Pfosser, Jasmin Schätz
Musik: Asio Kids sowie Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier
BR 2009