Alexander Kluge: Chronik der Gefühle Unheimlichkeit der Zeit. Der Luftangriff auf Halberstadt
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Am 8. April 1945 wird Halberstadt durch alliierte Bomber fast vollständig zerstört. Zehn Meter neben dem 13-jährigen Alexander Kluge schlägt eine Sprengbombe ein. Seine dominierenden Gefühle in dieser Situation sind die Vorfreude, den Schulkameraden von der Bombe zu berichten und die Angst um die Scheidung der Eltern.
Erst Mitte der Siebziger Jahre ist sein Abstand zu den Ereignissen groß genug, um davon zu erzählen. Seine Beschreibung stellt einen wichtigen Bezugspunkt in der Darstellung des Luftangriffs auf deutsche Städte und ihre Zivilbevölkerung dar.
Laut Kluge sagt eine einfache Wiedergabe der Realität weniger denn je etwas über die Realität aus. "Es muss möglich sein, die Realität als die geschichtliche Fiktion, die sie ist, auch darzustellen". In diesem Sinne erzählt Kluge von der Zerstörung des Kinos Capitol, den luftschutzdienstverpflichteten Turmbeobachterinnen Frau Arnold und Frau Zacke und den Ausführungen des Bomber-Piloten Anderson:'Die Ware musste runter auf die Stadt. Es sind ja teure Sachen. Man kann das praktisch auch nicht auf die Berge oder das freie Feld hinschmeißen, nachdem es mit viel Arbeitskraft zu Hause hergestellt ist.' - 'Sie konnten wenigstens einen Teil auf freies Feld werfen. Oder in einen Fluss.' - 'Diese wertvollen Bomben?'.
Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Unheimlichkeit der Zeit. Der Luftangriff auf Halberstadt
Mit Alexander Kluge, Wolfgang Hinze, Ilja Richter, Hanns Zischler, Johannes Herrschmann, Nico Holonics, Peter Fricke, Helmut Stange, Christian Friedel, Hannelore Hoger, Sandra Hüller, Monika Manz, Hans Magnus Enzensberger
Musik: Susanne Brokesch sowie Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier
BR 2009