Alexander Kluge: Chronik der Gefühle Verwilderte Selbstbehauptung
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In uns sitzt ETWAS, das will spielen. Noch hält dieses ETWAS die strenge (und vertrauenswürdige) EINSICHT aus: wir Menschen seien in den Krallen der Vorgeschichte gefangen und der Weg zur Emanzipation führe durch alle Höllen der Vergangenheit. Dieses ETWAS gilt als ‚verwildert’. Und es ‚behauptet sich selbst’. Es hat ein Auge darauf, dass nichts so ist, wie es definiert wird.
In Verwilderte Selbstbehauptung erzählt Kluge von dem königlich-preußischen Generalfeldmarschall Leberecht von Blücher, der sich nach einem Zusammenstoß mit Napoleons Armee mit einem Elefanten schwanger wähnt.
Von der Odyssee einer deutschen Front-Theatergruppe durch Russland und Anatolien zurück ins ehemalige Reichsgebiet, wo sie niemand erwartet.
Und vom "Imaginären Opernführer", der nach den Opern fragt, die nicht dokumentiert sind. In den 350 Jahren Operngeschichte entstanden etwa 80.000 Opern, aber nur 70 davon werden gespielt.
Den "Börsianismus" der Oper, der durch Überbietung von schrecklichen Ausgängen immer mehr Grund zur Erschütterung bietet, hält Kluge für ein falsches Projekt. Stattdessen kombiniert er die tragischen Geschichten so lange, bis sie als "Erfahrungsrohstoff" erneut angeeignet werden können.
Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Verwilderte Selbstbehauptung
Mit Alexander Kluge, Wolfgang Hinze, Ilja Richter, Hanns Zischler, Nico Holonics, Peter Fricke, Helmut Stange, Christian Friedel, Hannelore Hoger, Sandra Hüller, Monika Manz, Joseph Vogl und Christoph Schlingensief
Musik: Lydia Daher sowie die Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks: Petra Schiessel, Werner Mittelbach, Rainer Seidel, Thomas Ruh, Christiane Hörr, Helmut Veihelmann, Teja Andresen und Frank Reinecke
Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier
BR 2009