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Hunde Aggression unter Hunden - was tun?

Wenn ein Hund aggressiv auf seine Artgenossen reagiert, kann das zum einen viele Gründe haben, zum anderen sind die entsprechenden Maßnahmen und Trainingsmethoden nicht weniger vielfältig. Hundetrainerin Anja Petrick erklärt die Ursachen und mit welchen Methoden Sie dem aggressiven Verhalten Ihres Hundes entgegensteuern können.

Stand: 13.08.2021

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Mögliche Ursachen für Aggression gegen andere Hunde

Die Gründe können sehr unterschiedlich sein:

  • Ihr Hund hat schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht, wurde eventuell. gemobbt, über den Haufen gerannt oder auch gebissen. Nun denkt er sich, dass Angriff die beste Verteidigung sei.
  • Ihr Hund hat Schmerzen oder gesundheitliche Probleme, die ihn reagieren lassen.
  • Ihr Hund ist alt. Alte Hunde reagieren häufiger unwirsch, weil sie keine Lust mehr auf "Junggemüse“ oder ungestüme Hunde haben.
  • Ihr Hund wurde mit unfreundlichen Methoden trainiert, wie dem Leinenruck am Halsband - hierbei lernt der Hund Folgendes: Sieht er einen anderen Hund, wird dieser mit dem schmerzhaften Leinenruck am Halsband verknüpft. Und damit haben Sie die klassische Leinenaggression.
  • Ihr Hund ist im pubertären Alter und reagiert nicht aggressiv, sondern ist schlicht und ergreifend frustriert, dass er nicht gleich zum Spielkumpel darf. Das Training ist ähnlich, da auch diese Hunde lernen sollten, dass man sich nicht aufführen muss, wenn man einen Spielkumpel sieht.

Bitte beachten Sie:

Im Folgenden werden nur kleine Ausschnitte eines möglichen Trainings behandelt! Wenn Hunde aggressiv reagieren, sollte vorher immer eine Anamnese gemacht werden: Gesundheitliche Aspekte, Lernerfahrungen sowie die Lebensumstände müssen in Betracht gezogen werden, um ein effektives Training durchführen zu können.

Bevor Sie mit dem Training anfangen

Medizinischer Check:

Es ist wichtig zu wissen, warum Ihr Hund so reagiert. Daher sollten Sie in jedem Fall zu Beginn Ihren Hund gesundheitlich durchchecken lassen.

Folgende Dinge können zu Aggressionsverhalten führen:

  • Schmerzen
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Plötzlich auftretende Blindheit oder schlechteres Sehen
  • Plötzlich auftretende Taubheit
  • Diverse weitere gesundheitliche Probleme

Wenn Ihr Hund aggressiv und nicht nur frustriert reagiert, wenn er auf andere trifft, müssen zu Beginn des Trainings diese Dinge abgeklärt werden.

Stress-Check:

Bekommt Ihr Hund genügend Schlaf? Wie sieht sein Tagesablauf aus? Sowohl zu wenig als auch zu viel Beschäftigung können zu Stress führen. Kann er generell keinen Kontakt zu Artgenossen haben? Oder geht das in einem gesicherten Rahmen, beispielsweise auf einem eingezäunten Platz? Wie wurde bisher trainiert? Auch diese Fragen sollten vor einem Training geklärt sein.

Trainingsmethode 1: Umgang mit der Leine

Sie brauchen eine mindestens drei Meter lange Leine und ein gut sitzendes Brustgeschirr. Bitte trainieren Sie keinesfalls am Halsband! Dies kann zu gesundheitlichen Schäden und weiteren Fehlverknüpfungen, beziehungsweise vermehrter Aggression Ihres Hundes führen.

Wichtig ist zunächst, dass Sie selbst ein gutes Gespür für die richtige Leinenführung haben. Druck erzeugt Gegendruck! Wenn Sie also an der Leine rucken oder diese immer auf Spannung halten, wird Ihr Hund viel eher reagieren.

Wenn Ihr Hund stark auf andere Hunde reagiert, wird er selbstverständlich immer wieder in die Leine springen. Aber dann sollte zumindest von Ihnen nicht auch noch Druck aufgebaut werden, halten Sie stattdessen die Leine so locker es eben geht.

Hat Ihr Hund noch keine gute Leinenführigkeit und zieht grundsätzlich stark an der Leine, sollten Sie als erstes oder zumindest parallel auch an der Leinenführigkeit arbeiten.

Trainingsmethode 2: Hundebegegnungen

Das Zauberwort heißt hier: Abstand. Im Training wird stets in dem Abstand gearbeitet, in dem der Hund es noch gut schaffen kann. Löst er zum Beispiel ab einem Abstand von fünf Metern zum anderen Hund aus, fangen wir mit einem Abstand von mindestens sieben Metern an.

Übungsaufbau:

  • Ihr Hund nimmt den anderen Hundwahr.
  • Loben Sie ihn und geben Sie ihm eine sehr hochwertige Belohnung für das Ruhigbleiben.
  • Wiederholen Sie diesen Schritt so oft, bis Ihr Hund nicht mehr ganz so angespannt ist.
  • Machen Sie eine Pause! Entfernen Sie sich vom anderen Hund weit genug, dass sich Ihr Hund entspannen kann.
  • Wiederholen Sie den Schritt in dem Abstand, in dem Ihr Hund es vorher einige Male gut geschafft hat. Gehen Sie dann einen Schritt näher und trainieren Sie wie beim ersten Schritt.
  • Loben Sie Ihren Hund freundlich, wenn er sich von alleine abwendet oder Beschwichtigungssignale, wie schnüffeln, über den Fang schlecken oder Blick abwenden, zeigt.
  • Wenn Sie näher an den anderen Hund gehen möchten, Ihr Hund sie aber ausbremst und langsamer wird, locken oder zwingen Sie ihn auf keinen Fall näher! Geben Sie ihm alle Zeit, die er braucht. Zeigt Ihr Hund an, dass er mehr Abstand braucht, dann bekommt er das auch!

Das wird so lange geübt, bis Sie recht nahe an den anderen Hund herankommen, ohne dass Ihr Hund auslöst.

Wenn Sie auf den anderen Hund zugehen, tun Sie dies bitte in einem leichten Bogen. Das wird es Ihrem Hund deutlich leichter machen, da das Bogengehen zu den Beschwichtigungssignalen gehört.

Sollten Sie die Distanz falsch eingeschätzt haben und Ihr Hund doch auslösen, sprechen Sie ihn freundlich an und versuchen Sie, ihn aus der Situation herauszuholen. Vergrößern Sie, wenn möglich, wieder den Abstand. Ist das nicht möglich, bitten Sie Ihren Trainingspartner, den Abstand zu vergrößern!

Empfehlung:

Wenn Sie einen wirklich aggressiven Hund haben, sollten Sie den direkten Kontakt grundsätzlich nur im Beisein eines gewaltfrei arbeitenden Trainers aufbauen!

Trainingsmethode 3: Gemeinsame Spaziergänge in großem Abstand

Suchen Sie sich einen Trainingspartner, der einen möglichst entspannten Hund hat. Mit diesem gehen Sie in einem großen Abstand zueinander spazieren. Der Abstand sollte immer so gewählt sein, dass Ihr Hund den anderen wahrnehmen kann, gelichzeitig aber noch ruhig bleibt. Wenn Sie merken, dass Ihr Hund sich anspannt, oder von selbst langsamer wird, und einen größeren Abstand braucht, gewähren Sie Ihm dies selbstverständlich.

Grundsätzlich gilt: Je langweiliger das Training ist, desto besser ist es für Ihren Hund und umso schneller kann er lernen, dass andere Hunde keine Gefahr darstellen.

Zusätzlich ist es wichtig, dass Sie als Hundehalter viel über die Körpersprache Ihres Hundes lernen, um zu erkennen, wann er sich noch wohl fühlt und ab wann es ihm zu viel wird. Diese Signale sind oft sehr subtil und es braucht eine gute Beobachtung, um Hunde richtig lesen zu können.

Tipps für den Alltag

Natürlich ist es bei einem "normalen“ Spaziergang nicht immer möglich, den Abstand so einzuhalten, dass es für Ihren Hund gut ist. Achten Sie deshalb während des Trainings auf folgende Punkte:

  • Meiden Sie Strecken, auf denen viele Hunde unterwegs sind.
  • Wählen Sie Wege, auf denen Sie gut ausweichen können.
  • Wenn Sie doch mal nicht weit genug ausweichen können: Schimpfen Sie nicht mit Ihrem Hund, halten Sie ihn und warten ab bis er sich wieder beruhigt hat. Alles andere nutzt in diesem Moment eh nichts.

Außerdem: Legen Sie sich ein dickes Fell gegenüber anderen Menschen zu. Es wird Ihnen passieren, dass Sie gutgemeinte Ratschläge bekommen, oder abwertende Blicke, weil Sie so ein "Monster" an der Leine haben, oder auch Beschimpfungen, weil Sie Ihren Hund nicht im Griff haben. Keiner dieser Menschen kennt Sie oder Ihren Hund. Keiner hat das Recht, zu urteilen oder Sie abwertend anzureden. Ignorieren Sie solche Menschen, bitten Sie sie freundlich weiterzugehen und lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Das hilft weder Ihnen noch Ihrem Hund!

Übrigens:

Dieses Thema behandelt Anja Petrick auch in ihrem Buch „Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren“, erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"


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