HNO-Medizin Hilfe bei Bienen- und Wespengiftallergie
Ein Bienen- oder Wespenstich ist unangenehm und schmerzhaft. Für Menschen, die unter einer Insektengiftallergie leiden, kann ein einziger Stich sogar tödlich sein. HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow erklärt, wer besonders gefährdet ist, wie Sie Insektenstiche vorbeugen können und welche Behandlungsmöglichkeiten es für Allergiker gibt.
Wespen- oder Bienenstiche sind hierzulande bei Erwachsenen die häufigste Ursache für schwere allergische Reaktionen. Etwa fünf Prozent der Erwachsenen leiden an einer schweren Bienen- oder Wespengiftallergie. Bei den Betroffenen reagiert das Immunsystem auf bestimmte Eiweißbestandteile und Aminosäuren des Giftes, die eigentlich harmlos sind, besonders stark. Unbehandelt kann ein einziger Stich lebensbedrohlich sein.
Symptome einer Bienen- oder Wespengiftallergie
- Übersteigerte Reaktionen an und um die Einstichstelle
- Ausschlag
- Schwindel, Benommenheit, Herzrasen, Übelkeit
- Magen-Darmbeschwerden
- Schwellungen im Gesicht und am Hals
- Lebensbedrohliche Schockzustände mit Versagen der Atmung und Herztätigkeit
Achtung: Eine Bienen- oder Wespengiftallergie kann plötzlich auftreten
In der Regel zeigt sich eine Bienen- oder Wespengiftallergie nicht beim ersten Stich. Der zweite kann aber bereits lebensbedrohlich sein. Das liegt daran, dass sich das Immunsystem an die Allergene im Gift "erinnert", und mit einer übermäßigen Abwehrreaktion reagiert.
Bei manchen Patientinnen oder Patienten tritt eine Allergie sogar urplötzlich auf, nachdem sie jahrelang keine besonders ausgeprägten Reaktionen auf Bienen- oder Wespenstiche gezeigt haben.
Risikofaktoren für eine Bienen- oder Wespengiftallergie
- Asthma
- Herzkreislauferkrankungen
- Stichreaktionen in der Vorgeschichte
- Häufiger Kontakt mit Bienen- oder Wespengift (beispielsweise Imker)
- Alter (Personen über 40 Jahren leiden häufiger unter einer Bienen- oder Wespengiftallergie)
- Medikamente wie Beta-Blocker oder ACE-Hemmer
Wichtig: Nach einer allergischen Reaktion auf einen Bienen- oder Wespenstich unbedingt zum Arzt
Betroffene, die auf Stiche von Bienen oder Wespen mit starker lokaler oder allgemeiner Symptomatik reagiert haben, müssen (!) sich allergologisch untersuchen lassen, denn jeder weitere Stich kann lebensbedrohlich sein! Die Diagnose der Giftallergie erfolgt durch Blut- und Hauttests.
Bienen- oder Wespenstichen vorbeugen
- Werden Sie von einer Biene oder Wespe belästigt, dann halten Sie sich ruhig und vermeiden Sie schnelle Bewegungen. Denn sie stechen meist nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
- Meiden Sie nach Möglichkeit Lockstoffe wie Parfum, Getränke, Blumen oder Ähnliches, um Bienen und Wespen nicht anzuziehen.
- Decken Sie Getränkegläser ab und achten Sie vor dem Trinken darauf, dass sich keine Biene oder Wespe im Glas befindet.
- Laufen Sie nicht barfuß, vor allem nicht in Wiesen mit blühendem Klee, da Sie ansonsten auf eine Biene oder Wespe treten könnten.
- Tragen Sie bei der Gartenarbeit, vor allem bei Blütenpflanzen, Handschuhe.
Weitere Tipps zum Thema Wespen finden Sie hier.
Therapie bei Bienen- oder Wespengiftallergie
Akuttherapie:
Jeder Allergiker sollte zu jeder Zeit ein Notfall-Set mit Notfallmedikamenten bei sich haben, da die Insektengiftallergie potenziell lebensbedrohlich ist und die Reaktionen in schnellem Tempo verlaufen. Das Notfall-Set enthält:
- Cortison (flüssig oder in Tablettenform)
- Antiallergikum ("Antihistaminikum")
- Adrenalin (Autoinjector)
Langfristige Therapie: Hyposensibilisierung
Bei der Hyposensibilisierung wird dem oder der Betroffenen das Insektengift in gereinigter und standardisierter Form unter die Haut (subkutan) injiziert - in der Regel alle vier bis sechs Wochen. Die Dosen werden anfangs gesteigert, bis der Körper eine Toleranz entwickelt hat und die bei einem Stich in freier Natur übertragene Giftmenge ohne gefährliche Reaktion verträgt. Diese Hyposensibilisierung läuft über mindestens drei Jahre, in manchen Fällen sogar lebenslang.