Allgemeinmedizin Wenn Eisenmangel zu Blutarmut führt
Etwa zehn Prozent der Erwachsenen leiden an Eisenmangel, der häufigsten Ursache für Blutarmut. Und obwohl die Patienten typische Symptome aufweisen, wird der Eisenmangel oft nur zufällig beim Arztbesuch entdeckt. Der Grund: Viele Patienten schieben die Beschwerden auf ihr Alter, den Stress oder Ähnliches. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann klärt über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das der Körper für die Bildung von Hämoglobin (Bestandteil der roten Blutkörperchen) benötigt. Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut zuständig. Fehlt dem Körper Eisen, kann er nicht genügend Hämoglobin bilden und der Sauerstofftransport funktioniert nicht mehr, so dass das Gewebe und die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.
Aufgabe von Eisen
- Blutbildung
- Sauerstofftransport im Organismus in Form von Hämoglobin
- Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen
- Sauerstoffspeicher in der Muskulatur in Form von Myoglobin (Muskelfarbstoff)
- Beteiligung an der Energiegewinnung in den Mitochondrien
- Mitwirkung bei der Zellbildung
- Beteiligung bei der Herstellung verschiedener Transmitter (Botenstoffe, die die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen) und Hormonen
- Mitwirkung beim Abbau von Radikalen (Zellschutz)
- Stärkung des Immunsystems und somit Unterstützung bei der Abwehr von Infekten
Symptome bei Eisenmangel
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
- Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrensausen
- Herzrasen und Kurzatmigkeit
- blasse Haut und Schleimhäute
- brüchige Haare und Fingernägel
- Haarausfall
- eingerissene Mundwinkel und Schleimhautschäden im Mund
Wenn Symptome davon auf Sie zutreffen, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Mit Hilfe eines Bluttests kann dieser feststellen, ob Sie an Eisenmangel oder sogar schon an Eisenmangelanämie (Blutarmut) leiden.
Ursachen für Eisenmangel
Der Körper kann Eisen nicht selbst bilden, sondern muss es über die Nahrung aufnehmen. Verbraucht der Körper mehr Eisen, als er über die Nahrung aufnimmt, kommt es zu einem Eisenmangel, der wiederum zur Blutarmut führen kann.
Das kann verschiedene Ursachen haben:
- Erhöhter Eisenverlust, beispielsweise durch starke Regelblutungen (Hypermenorrhoe), häufiges Nasenbluten, (unentdeckte) Magen- oder Darmblutungen oder Blutausscheidung über den Urin.
- Gestörte Eisenaufnahme. Der Körper kann das mit der Nahrung aufgenommene Eisen nicht verwerten. Ursache dafür kann etwa eine Darmerkrankung, Diabetes, Nierenschwäche, Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) oder Vitamin-C-Mangel sein.
Auch bestimmte Medikamente hemmen die Eisenaufnahme und können, wenn sie regelmäßig eingenommen werden, zu Eisenmangel führen. Dazu zählen unter anderem Arzneimittel, die den Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthalten, magensäurebindende Medikamente oder Kalziumtabletten. Sehr selten ist die verminderte Eisenaufnahme auch erblich bedingt.
- Erhöhter Eisenbedarf des Körpers, beispielsweise während der Wachstumsphase bei Kindern, während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit.
- Eisenarme Ernährung, unter anderem aufgrund von veganer Ernährung oder extremen Diäten.
Behandlung von Eisenmangel
Die Therapie richtet sich nach der Ursache:
- Bei erhöhtem Eisenverlust: versteckte Blutungen finden und gegebenenfalls stoppen
- Bei eisenarmer Ernährung: auf eisenhaltigere Ernährung achten
- Bei erhöhtem Eisenbedarf, der über die Nahrung nicht gedeckt werden kann: Eisenpräparate
Vorsicht bei freiverkäuflichen Eisenpräparaten
Nehmen Sie nicht eigenmächtig größere Mengen an Eisen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich, da überschüssiges Eisen nicht ausgeschieden werden kann und in den Organen gespeichert wird. Das kann zu Organschäden, vor allem an der Bauchspeicheldrüse, der Leber und dem Herz führen. Ob ein Eisenmangel vorliegt, kann der Arzt durch ein Blutbild feststellen.
Bleiben Sie gesund wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!