Allgemeinmedizin Histaminunverträglichkeit
Bekommen Sie nach dem Essen immer wieder Bauchschmerzen, Durchfall, Herzrasen oder rote Flecken auf der Haut? Dann könnte es sein, dass Sie an einer Histaminunverträglichkeit leiden. Doch viele Betroffene ahnen nicht, was hinter den unangenehmen Beschwerden steckt. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt die Symptome und Therapiemöglichkeiten.
Histamin wird sowohl vom Körper selbst hergestellt als auch über viele Nahrungsmittel aufgenommen. Bei gesunden Menschen wird überschüssiges Histamin über das Enzym Diaminoxidase (DAO) im Darm und der Leber abgebaut. Ist dieser Abbau gestört, sammelt sich zu viel Histamin im Körper an. Die Folge sind vielfältige Beschwerden.
Symptome bei Histaminunverträglichkeit
- Kopfschmerzen und Migräne
- Schwindel
- Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Blähungen, Magenkrämpfe oder Erbrechen
- Hautreaktionen wie plötzliche Flecken im Gesicht oder Hals (Flush), Nesselsucht oder Juckreiz
- Brennen oder Jucken an Zunge und/oder Gaumen
- verstopfte oder laufende Nase
- niedriger Blutdruck
- Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen
- Atembeschwerden wie Husten oder Asthma
- Schwellungen an den Augenlidern
Die Symptome treten in der Regel spätestens zwei Stunden nach dem Essen auf.
Histamin in Lebensmitteln
Histamin entsteht in eiweißreichen Lebensmitteln durch Mikroorganismen, beispielsweise bei der Reifung von Käse. Besonders viel Histamin enthalten Produkte mit einer langen Reifungs- oder Gärungszeit wie Wein, Käse oder Sauerkraut.
Frische Lebensmittel hingegen enthalten nur sehr wenig Histamin. Zudem ist in frischen, pflanzlichen Lebensmitteln in der Regel wenig Histamin enthalten.
Diese Lebensmittel enthalten besonders viel Histamin:
- lange gereifter Käse (beispielsweise Emmentaler, Parmesan, Camembert, Bergkäse)
- Rohmilchkäse
- Wurst (vor allem Rohwurstwaren wie Mettwurst, Salami oder Rohschinken)
- Fischkonserven und geräucherter Fisch
- Sauerkraut
- alkoholische Getränke (vor allem Rotwein, Sekt und Weißbier)
Die Lagerung und Zubereitungsart beeinflusst den Histamingehalt von Lebensmitteln
Histamin ist hitze- und kältebeständig. Werden Lebensmittel nicht sachgemäß oder zu lange gelagert, steigt der Histamingehalt durch die Ansiedlung von Bakterien.
Auch durch Wiederaufwärmen von Gerichten steigt das Histamin deutlich.
DAO-Hemmer - Lebensmittel, die die Aktivität des Enzyms Diaminooxidase blockieren
Bei einer Histaminunverträglichkeit sind nicht nur Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt problematisch, sondern auch solche, die andere biogene Amine enthalten, die über dasselbe Enzym abgebaut werden wie Histamin und dieses "blockieren". Zudem können einige der biogenen Amine ähnliche Symptome wie Histamin auslösen.
Zu Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an biogenen Aminen zählen beispielsweise:
- Himbeeren
- Ananas
- Bananen
- Papayas
- Birnen
- Orangen
- Kiwis
- Erdnüsse
- Hülsenfrüchte
Vorsicht bei Glutamat
Der Geschmacksverstärker Glutamat wird durch dasselbe Enzym wie Histamin abgebaut. Patienten mit Histaminunverträglichkeit reagieren deshalb häufig auch auf Glutamat mit Beschwerden.
Histaminliberatoren - Lebensmittel, die die Histaminfreisetzung im Körper fördern
Einige Lebensmittel enthalten zwar kaum Histamin, fördern jedoch die Freisetzung von körpereigenem Histamin. Dazu zählen unter anderem:
- Tomaten
- Erdbeeren
- Kiwis
- Zitrusfrüchte
- Schokolade
Antihistaminika (Histaminblocker)
Antihistaminika können die Beschwerden nach dem Genuss histaminreicher Lebensmittel lindern, indem sie die Histaminrezeptoren im Körper blockieren, so dass das Histamin keine Beschwerden verursachen kann. Antihistaminika sollten allerdings nicht dauerhaft eingenommen werden, sondern nur in Ausnahmefällen, wenn eine histaminarme Ernährung nicht möglich ist, beispielsweise bei einer Essenseinladung. Und: Lassen Sie Ihre Beschwerden von einem Arzt abklären, bevor Sie selbst zu rezeptfreien Präparaten greifen. Es könnte auch eine Allergie dahinterstecken.
Bleiben Sie gesund! Ihr Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"