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Allgemeinmedizin Künstliches Gelenk bei Hüftarthrose

Haben Sie manchmal Schmerzen in der Hüfte, zum Beispiel wenn Sie sie längere Zeit nicht bewegt haben? Dann leiden Sie vielleicht an Hüftarthrose. Mit der Zeit werden die Schmerzen in der Regel immer schlimmer und beeinträchtigen den Alltag erheblich. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, was Sie dagegen tun können und wann der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes sinnvoll ist. Und er gibt Tipps, wie Sie Hüftarthrose vorbeugen können.

Stand: 08.08.2024 | Archiv

Symbolbild Hüftarthrose
| Bild: picture-alliance/dpa/ DocRB PhotoDesign

Zwischen dem kugelförmigen Kopf des Oberschenkelknochens und der Pfanne, dem oberen Teil des Hüftknochens, befindet sich eine Knorpelschicht, die in Verbindung mit Gelenkflüssigkeit dafür sorgt, dass die Reibung im Gelenk möglichst gering ist. Etwa vier bis sechs Prozent der über 50-Jährigen leiden an einer Hüftartrose (Coxarthrose). Bei ihnen verschleißen die Gelenkknorpel, so dass der darunter liegende Knochen freigelegt wird. Die Folge: Die Knochen reiben direkt aufeinander.

Ursachen für den Verschleiß des Hüftgelenkes

  • starke Überbelastung, etwa durch ständiges Sitzen, Stehen oder eine falsche Körperhaltung
  • angeborene Fehlstellung der Hüfte. Mittlerweile wird daher die Hüfte von Neugeborenen mittels Ultraschall routinemäßig untersucht. Stellt sich heraus, dass die Pfanne nicht ausreichend ausgebildet ist, müssen die Babys Spreizhosen tragen, um einem späteren Hüftleiden vorzubeugen.
  • Gelenkentzündungen, Gelenkverletzungen oder Knochenbrüche, vor allem Oberschenkelhalsbrüche
  • starkes Übergewicht
  • Diabetes, Gicht oder Fettstoffwechselstörungen
  • hormonelle Veränderungen
  • erblich bedingte schlechte Knorpelqualität

Symptome einer Hüftarthrose

Meist beginnt eine Hüftgelenksarthrose schleichend und die Betroffenen haben anfangs nur bei bestimmten Bewegungen oder besonderen Belastungen Schmerzen. Mit der Zeit werden die Beschwerden immer stärker und auch die Bewegungen werden stark eingeschränkt.

  • Zunächst haben die Betroffenen Muskelschmerzen, da sie Schonhaltungen einnehmen, die zu Muskelverspannungen führen.
  • Ein in die Leiste ziehender Schmerz ist sehr typisch.
  • Bei fortgeschrittener Arthrose schmerzt jede Bewegung, vor allem dann, wenn das Gelenk nach einer Ruhephase bewegt wird (sogenannter Anlaufschmerz). Die Schmerzen beschränken sich nicht nur auf das Hüftgelenk, sie können auch ins Gesäß, die Innenseiten der Oberschenkel und die Knie ausstrahlen.
  • Es kann zu verminderter Beweglichkeit des Gelenkes bis hin zur völligen Steifheit kommen.
  • Schwellung, Rötung und Überwärmung des Gelenkes können auftreten.
  • Es kann zu Reibegeräuschen kommen.
  • Typisch für Arthrose ist auch, dass die Schmerzen nicht immer gleich stark sind und sich häufig bei feuchtem, kaltem Wetter verschlimmern.

Behandlungsmöglichkeiten einer Hüftarthrose

  • Schmerzmittel helfen einige Zeit.
  • Auch durch Spritzen ins Hüftgelenk können die Beschwerden für einige Monate gelindert werden.
  • Im Anfangsstadium können zudem Krankengymnastik, Ergotherapie oder Massagen die Beschwerden mindern und die Beweglichkeit des Hüftgelenks erhalten.
  • Bei starkem Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen.
  • Eine Injektionstherapie mit Hyaluronsäure und/oder autologem plättchenreichem Plasma (Eigenbluttherapie) kann für eine gewisse Zeit Linderung verschaffen.
  • Ist der Verschleiß weiter fortgeschritten bleibt in der Regel nur der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes.

Operation: Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes

Um eine fortgeschrittene Hüftarthrose zu beheben, gibt es unterschiedliche Operationsmöglichkeiten. Welche Operationsmethode angewendet wird, entscheidet maßgeblich das Alter und die zu erwartende Lebensdauer.
So bekommen Patienten unter 60 Jahren meist zementfreie TEPs (Totale Endoprothesen), nach dem 60. Lebensjahr wird der Schaft in der Regel einzementiert.
Das Einzementieren des künstlichen Gelenkes hat den Vorteil, dass das Gelenk von Anfang an stabil und belastbar ist und nicht erst "einwachsen" muss. Das Einwachsen der zementfreien Prothese dauert etwa sechs Wochen. Der Nachteil beim Einzementieren ist jedoch, dass der Zement beim Austausch der Prothese erst wieder abgetragen werden muss.
Künstliche Gelenke halten im Schnitt um die 20 Jahre, dann müssen sie ausgewechselt werden. Eine Prothese kann jedoch nicht beliebig oft ausgetauscht werden, da jedes Mal Knochen abgetragen werden muss. Deshalb versucht man, gerade bei jüngeren Patienten, eine Operation möglichst lange hinauszuzögern.

Tipp: Übungen nach der Hüft-OP

Mit welchen Übungen Sie nach einer Hüft-OP schnell wieder auf die Beine kommen, lesen Sie hier.

Leben mit einem künstlichen Hüftgelenk

Je nach Operationsmethode können die Patienten mit einem künstlichen Hüftgelenk nach etwa sechs Wochen wieder spazieren gehen. Sport ist in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten wieder möglich. In den meisten Fällen sind die Patienten nach der Hüft-OP schmerzfrei.

So können Sie einer Hüftarthrose vorbeugen oder das Fortschreiten verzögern

  • Vermeiden Sie Fehlbelastungen.
  • Überlasten Sie Ihre Gelenke nicht, etwa durch Übergewicht, einseitigen Sport beziehungsweise Sportarten mit schnellem Richtungswechsel wie Tennis, Squash, Handball oder Volleyball.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Hüftgesunde Sportarten sind beispielsweise Schwimmen, Laufen und Radfahren.
  • Machen Sie spezielle Übungen für eine gesunde Hüfte.
  • Lassen Sie Fehlstellungen der Hüfte (operativ) beheben.

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