Hundeerziehung Hund und Kind
Kinder und Hunde sind gar nicht so unterschiedlich: Verschmust, verspielt, manchmal verfressen - sie teilen sich viele gemeinsame "Interessen“. Was liegt also näher, als sie sich gegenseitig als beste Freunde zur Seite zu stellen? Damit das auch wirklich funktioniert, hat Hundetrainerin Anja Petrick einige Tipps für Sie.
Welpen und kleine Kinder (bis ca. 8 Jahre)
Wenn Sie kleine Kinder oder ein Baby haben und dazu ein Welpe einzieht, sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass Sie nun ein weiteres kleines Wesen haben, welches Ihre Aufmerksamkeit braucht und darüber hinaus viel Arbeit macht.
Außerdem kann ein Welpe sich selbst auch noch nicht so gut koordinieren. Wenn dann die Welpenzähnchen mit kleinen Babyhänden kollidieren, kann es schmerzhaft werden.
Gerade wenn Kinder mit im Haushalt leben, ist es extrem wichtig, dass die Erwachsenen sich gut mit der Körpersprache des Hundes auskennen und diese den Kindern altersentsprechend beibringen. Daher sollten Sie sich mit folgenden Themen auseinandersetzen:
- Beschwichtigungs- bzw. Stresssignale beim Hund
- Körpersprache des Hundes
- Stress beim Hund
Grundsätzlich: Kind und Hund nie zusammen allein lassen
… und zwar unabhängig vom Alter des Hundes. Dies gilt in besonderem Maße für Babys und kleine Kinder bis 10 Jahre.
Kinder experimentieren gerne, ziehen dem Hund vielleicht das Puppenkleidchen an oder zwicken ins Ohr, um zu sehen, ob dem Hund das auch weh tut. Kleine Kinder haben noch keine Kontrolle darüber, wie fest sie zufassen oder zwicken. Wenn der Hund nun vor Schreck oder Schmerz abschnappt, kann es schlecht fürs Kind ausgehen.
Daher sollte immer ein Erwachsener anwesend sein, wenn Kind und Hund gemeinsam in einem Zimmer sind.
Hunde sind nicht die Spielzeuge der Kinder
Wenn Kinder etwas gemeinsam mit dem Hund unternehmen möchten, sollte dies immer unter Anleitung der Eltern geschehen. So ist gewährleistet, dass in der Kind-Hund Beziehung nichts schiefgeht.
Manche Menschen sind leider immer noch der Meinung, dass ein Hund sich alles von einem Kind gefallen lassen muss. Das sind häufig die Familien, in denen Beißvorfälle vorprogrammiert sind. Hunde sind Lebewesen, die genau wie wir Schmerz und Frust empfinden. Wenn nun ein Hund immer bestraft wird, wenn er das Kind anknurrt, weil dieses ihn z. B am Fell durch die Gegend zieht, wird er irgendwann zubeißen, um sich zu wehren. In dem Moment haben Sie zwei Verlierer: Das eventuell verletzte Kind, welches jetzt Angst vor dem Hund hat und der Hund, der dann abgegeben wird, weil er "gefährlich" ist.
Ein Hund darf "Nein“ sagen und Sie als Eltern oder Halter des Hundes müssen ihn gut genug lesen können, um dieses "Nein" auch zu erkennen und Ihren Hund entsprechend aus der Situation zu nehmen.
Richtiges Spielen mit dem Hund
Wenn Sie Kinder haben, sollten Sie umso mehr darauf achten, keine wilden und groben Spiele mit Ihrem Hund zu machen. Ihr Hund lernt dadurch nur, dass es vollkommen in Ordnung ist, so grob zu spielen. Das ist für Sie als Erwachsener vielleicht okay, für Kinder kann das sehr schmerzhaft werden. Daher sollten Sie Ihrem Hund beibringen, dass ein vorsichtiges Spielen erwünscht ist und seien auch Sie selbst im Spiel sanft.
Stellen Sie Regeln auf!
Damit sowohl Ihr Hund als auch Ihr Kind wissen, wie sie miteinander umgehen können, sollten Sie Regeln für beide Seiten definieren. Mit Kindern, die schon etwas älter und verständiger sind, können Sie diese Regeln auch aufschreiben und z. B. an den Kühlschrank hängen. Wichtig ist hier natürlich auch, dass Sie Ihre Kinder dabei mit einbinden und nicht einfach die Regeln festlegen und dann durchsetzen. Wenn Kinder das Gefühl haben, beim Aufstellen der Regeln mitgeholfen zu haben, werden sie sich auch eher daranhalten.
Folgende Regeln halte ich für sinnvoll:
- Beim Fressen wird der Hund nicht gestört. Wenn der Hund gerade mit einer "Ressource“ beschäftigt ist (Futter, Spielzeug, etc.), lässt das Kind den Hund in Ruhe und nimmt es ihm nicht weg. Hat der Hund etwas, was dem Kind gehört, wird ein Elternteil dazu gerufen, der die Situation auflösen kann.
- Der Hund lernt, dass er die Spielzeuge der Kinder nicht nehmen darf. Dies wird zu Beginn über Management gelöst (Kindergitter, aufgeräumtes Kinderzimmer, etc.) bis Ihr Hund weiß, welche Spielzeuge ihm und welche den Kindern gehören.
- Die Kinder nutzen die Spielzeuge des Hundes nicht für sich. Sonst wird es zu schwierig für den Hund, zu unterscheiden.
- Die Kinder dürfen nur nach Absprache und im Beisein der Eltern dem Hund Leckerchen geben. Dies sollte immer in der Ruhe passieren, damit der Hund lernt, die Leckerchen vorsichtig zu nehmen und nicht hektisch danach zu schnappen.
- Interaktion nur im Beisein der Eltern (je nach Alter der Kinder).
- Wenn der Hund schläft oder sich zurückzieht, wird er in Ruhe gelassen.
Ausreichend Pausen für den Hund
Eine Familie mit einem Kind oder mehreren ist eine Herausforderung für viele Hunde, einfach, weil mehr los ist und die Hunde weniger zur Ruhe kommen. Durch bestimmte Situationen müssen unsere Hunde dann auch mal durch, da in dem Moment schlicht nicht die Zeit für den Hund da ist. Umso wichtiger ist es, dass Ihr Hund dann auch genügend Zeit zum Zurückziehen hat und Ruhe bekommt, bzw. entspannende Interaktionen mit ihm geschehen.
Interaktion Kind & Hund
Die Interaktionen zwischen Kind und Hund müssen nicht immer actionreich sein. So können sich Ihre Kinder mit dem Hund beschäftigen, ohne dass es wild zu geht:
- Ihr Kind beschäftigt sich mit dem Thema Hund, ohne dass ihr Hund beschäftigt ist: Bilder malen, ein Spiel für den Hund basteln (z. B. eine Kruschelkiste), ein Buch über Hunde lesen, Hundefernsehen etc. So lernt Ihr Kind mehr über Hunde und Ihr Hund hat Ruhe.
- Such- und Kopfspiele: Ihr Kind legt (unter Ihrer Anleitung) eine Leckerchenspur oder versteckt Spielzeuge und der Hund darf suchen.
- Tricks finden Hunde und Kinder häufig beide toll. Ich habe einige Kinder im Training, die sehr geduldig ihren Hunden Tricks beibringen, hier sind beide Seiten sinnvoll beschäftigt. Auch Bürsten oder Kuscheln können Kinder gut mit Hunden machen, hier müssen Sie als Erwachsene allerdings gut darauf achten, dass Ihr Hund nicht bedrängt oder festgehalten wird.
Das Thema Kind und Hund ist ein sehr weites Feld. Mittlerweile wird nicht nur sehr gute Literatur zu dem Thema angeboten, sondern sogar Webinare für Kinder, um ihnen den richtigen Umgang mit Hunden nahe zu bringen.
Oft ist es auch hilfreich, die Kinder mit ins Hundetraining zu nehmen und aktiv mit einzubeziehen. Vom Hundetrainer lassen sich manche Kinder außerdem mehr sagen!
Aber bitte achten Sie hier natürlich auch wieder darauf: Der Hundetrainer sollte positiv arbeiten, sowohl mit Hunden als auch mit Menschen!
Viel Spaß mit Hund und Kind wünschen Ihnen "Wir in Bayern" und Hundetrainerin Anja Petrick!