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Hunde Besuchertraining - So kommt Ihr Hund mit Gästen klar

Nicht alle Hunde finden es toll, wenn Besuch kommt. Manche können sich gar nicht beruhigen, springen den Gast an und bellen durchgehend. Andere verteidigen ihr Territorium und lassen den Besucher gar nicht erst ins Haus. Wenn der Fremde dann da ist, darf er sich nicht mehr bewegen, sonst wird er sofort wieder angebellt. Das ist für alle Beteiligten anstrengend. Doch Sie können mit Ihrem Hund trainieren, ruhig zu bleiben. Hundetrainerin Anja Petrick zeigt, wie es geht.

Stand: 25.05.2023

Hund neben Mensch | Bild: Colourbox

Das Training teile ich in drei Teile auf, damit Ihr Hund in kleinen Schritten lernen kann, dass es okay ist, wenn Besuch kommt. Der erste Schritt ist das Klingeltraining – denn hier regen sich die meisten Hunde das erste Mal auf.

Klingeltraining

  • Jemand klingelt draußen.
  • Ihr Hund bekommt sofort ein Leckerchen, ohne dass die Tür aufgeht.
  • Das wiederholen Sie solange, bis der Hund erwartungsfroh zu Ihnen schaut (ohne zu bellen), wenn die Klingel geht.
  • Wenn das mindestens zehnmal gut geklappt hat, werfen Sie das Leckerchen beim Klingeln weiter nach hinten, weg von der Tür, damit Ihr Hund lernt, sich beim Klingeln von der Tür weg zu bewegen.
  • Diesen Schritt so lange wiederholen, bis Ihr Hund nicht mehr reagiert, wenn die Türklingel geht.

Tipp:

In der Trainingsphase ist es am besten, wenn Sie Ihren Freunden sagen, dass sie nicht klingeln, sondern kurz anrufen sollen, wenn sie da sind. Ab dem Zeitpunkt, an dem Ihr Hund nicht mehr auf die Klingel reagiert, dürfen auch Freunde wieder klingeln und Sie nutzen dies dann direkt als Training.

Ruheraum

Solange Ihr Hund noch nicht damit umgehen kann, dass Besuch zu Ihnen kommt, ist eine Ruhezone ideal. Dies ist ein Raum, den Ihr Hund mit Entspannung verknüpft und gelernt hat, darin eine Zeitlang alleine zu sein, obwohl Sie noch in der Wohnung sind. Wenn dieser Ruheraum gut aufgebaut ist, kann Ihr Hund dort in der Zeit sein, in der Besuch da ist. Damit haben sowohl Sie als auch Ihr Hund deutlich weniger Stress.
Wichtig ist natürlich, dass Ihr Hund sich dort wirklich wohlfühlt und kein Problem damit hat, in diesem Raum alleine zu sein. Diese Ruhezone ist nicht dafür gedacht, Ihren Hund den ganzen Tag wegzusperren! Es funktioniert gut für zwei bis vier Stunden, länger sollte Ihr Hund auf keinen Fall alleine in einem Raum verbringen.
Gleichzeitig können Sie Ihren Hund hier „zwischenparken“, um die Situation an der Haustür zu entschärfen – je nachdem, wieviel Platz Sie an der Haustür haben, kann es dort sehr eng und dadurch schwierig zu trainieren sein.

Aufbau des Ruheraum-Trainings:

  • Richten Sie Ihrem Hund den Raum gemütlich ein, so dass sein Lieblingskörbchen dort steht, er Wasser und Beschäftigungsmöglichkeiten hat (hier würde ich Hundespielzeug nehmen, das nicht zu sehr hochpuscht, also kein Quietschespielzeug).
  • Gehen Sie gemeinsam mit Ihrem Hund in den Raum und schließen Sie entweder die Tür oder nutzen ein Kindergitter.
  • Verbringen Sie ruhige Zeit mit Ihrem Hund in diesem Raum. Wenn er das möchte, kuscheln Sie mit ihm oder sind einfach bei ihm und lesen ein Buch. Bitte spielen Sie in diesem Raum keine Zerrspiele oder fahren Sie Ihren Hund anderweitig hoch. Dieser Raum soll mit Entspannung verknüpft sein.
  • Füttern Sie Ihren Hund auch in diesem Raum.
  • Wenn Ihr Hund schon von sich aus in diesen Raum geht, geben Sie ihm etwas zu knabbern und schließen für kurze Zeit die Tür oder das Kindergitter.
  • Halten Sie die Zeit so kurz, dass Ihr Hund das gut schaffen kann.
  • Erhöhen Sie die Zeit, die die Tür geschlossen ist, nach und nach, bis Ihr Hund für längere Zeit in diesem Raum bleiben kann.

Wenn Ihr Hund den Ruheraum gut angenommen hat und auf die Klingel nicht mehr so stark reagiert, bauen Sie beide Trainingseinheiten zusammen:

  • Es klingelt.
  • Sie bringen Ihren Hund in seinen Ruheraum und geben ihm etwas zu knabbern.
  • Wenn das gut geht, üben Sie diesen Schritt mit Freunden. Das wird nochmal etwas schwieriger, denn jetzt hört Ihr Hund ja auch die fremden Stimmen. Bleiben Sie geduldig dran!

Das eigentliche Besuchertraining

Nachdem Sie die oben genannten Schritte trainiert haben, kann das Training wie folgt aussehen (instruieren Sie Ihren Gast unbedingt, wie das Training abläuft! Er soll den Hund nicht anschauen oder ansprechen):

  • Es klingelt.
  • Ihr Hund kommt in seine Ruhezone.
  • Der Besuch kommt rein und setzt sich hin.
  • Sie holen Ihren Hund dazu, gesichert an Brustgeschirr und Leine.
  • Je nach Hund sollte der Abstand so gewählt sein, dass Ihr Hund ruhig bleiben kann und keine Gefahr für den Besuch darstellt.
  • Loben und belohnen Sie jeden ruhigen Blick zum Besuch.
  • Manchen Hunden hilft es, wenn Sie das Futterauf den Boden streuen. So kann Ihr Hund suchen und essen, beides wirkt entspannend.
  • Wenn Sie merken, dass sich Ihr Hund entspannt, bitten Sie Ihren Besuch, einmal aufzustehen und sich wieder hinzusetzen. Auch hier loben und belohnen Sie Ihren Hund, wenn sich dieser ruhig verhält.
  • Machen Sie zwischendrin ausreichend Pausen, nehmen Sie Ihren Hund immer mal aus der Situation raus.
  • Setzen Sie sich ebenfalls mit Ihrem Hund an der Leine hin und unterhalten Sie sich mit Ihrem Besuch. Achten Sie auch hier darauf, dass Sie Ihren Hund immer mal wieder ruhig loben und belohnen.

Sie üben in kleinen Schritten weiter, bis sich Ihr Besuch durch die Wohnung bewegen kann, ohne dass Ihr Hund bellt, den Besuch anspringt oder versucht, diesen zu begrenzen.

Bitte bedenken Sie:

Jeder Hund ist unterschiedlich und dieses Training ist nicht immer 1:1 umsetzbar. Manche Hunde halten es – trotz guter Übung – nur schlecht in einem anderen Raum aus. Andere sind zufrieden, wenn Sie den Besuch kurz begrüßen dürfen und brauchen dann Unterstützung, um nicht zu wild zu werden. Wenn Sie einen Hund haben, der aggressiv auf Besucher reagiert, holen Sie sich bitte einen Trainer zu Hilfe. In jedem Fall sollte Ihr Hund immer so gut gesichert sein – über eine Leine, einen Maulkorb oder ein zusätzliches Trenngitter – dass nichts passieren kann.

Weitere Tipps zu den wichtigsten Themen rund um Ihren Hund finden Sie in Anja Petricks Buch "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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