Hunde Antworten auf Fragen zur Hundeerziehung
Hundehalter stecken eine Menge Zeit und Energie in die Erziehung ihres Vierbeiners. Doch trotz Hundeschule, schlauen Ratgebern und viel Bemühen gibt es immer noch Themen, die Frauchen und Herrchen beschäftigen. Wir haben uns umgehört und wollten wissen: Welche Fragen haben Sie zur Erziehung Ihres Hundes? Die Antworten hat "Wir in Bayern"-Hundetrainerin Anja Petrick.
Was tun gegen unsicheres und aggressives Verhalten bei Hundebegegnungen?
Hier ist es wichtig, den Hund frühzeitig zu unterstützen und dem anderen Hund gegebenenfalls auszuweichen. Wenn Ihnen ein Hund entgegenkommt, der Ihrem Hund unheimlich ist, können Sie folgendes tun:
- Früh genug loben und belohnen. Für jeden ruhigen Blick zum anderen Hund gibt es eine Belohnung. Und das schon ab dem Zeitpunkt, ab dem Ihr Hund den anderen Hund wahrnimmt und noch nicht aggressiv oder ängstlich reagiert.
- Gehen Sie einen Bogen. Gerade unsichere Hunde möchten gar nicht in den Kontakt gehen und fühlen sich wohler, wenn der andere Hund nicht so nah rankommt. Beginnen Sie den Bogen ebenfalls früh genug. Wenn Ihr Hund sich festgeguckt hat und starr stehen bleibt, ist es schon zu spät und die Distanz ist zu gering.
Grundsätzlich sollten Sie gut auf Ihren Hund schauen und mit dem Training in einer Distanz beginnen, die Ihr Hund gut schaffen kann. Außerdem sollten Sie daran denken, dass nicht alle Hunde viele Hundekontakte wünschen. Da kann es für beide Seiten entspannter sein, dort spazieren zu gehen, wo nicht so viele Hunde unterwegs sind. Verabreden Sie sich gezielt mit den Hundefreunden verabreden, die der eigene Hund mag und schätzt.
Kann ich meinen Hund im hohen Alter noch erziehen?
Hunde (und Menschen) lernen ihr Leben lang. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade ältere Hunde oft deutlich unterschätzt werden und diese noch richtig viel Spaß daran haben, neue Dinge zu lernen. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, das Lernen auf das Alter der Hunde anzupassen – ältere und sehr junge Hunde können sich nicht mehr beziehungsweise noch nicht so lange konzentrieren wie ein Hund, der in der Blüte seines Lebens steht.
Was mache ich, wenn mein Hund für längere Zeit alleine zuhause bleiben muss?
Das sollte in jedem Fall vorher langsam aufgebaut werden. Wenn Ihr Hund noch nie alleine zuhause bleiben musste, fangen Sie mit ganz kurzen Zeiten an, gehen nur ganz kurz vor die Tür und gleich wieder rein. Wenn das gut klappt, dehnen Sie die Zeit vor der Tür langsam immer weiter aus. Ich empfehle ab einer Zeit von zehn Minuten eine Kamera aufzustellen, um zu schauen, ob der Hund wirklich entspannt bleibt. Das gibt auch dem Menschen mehr Sicherheit. Ab einer Zeit von etwa 15-20 Minuten können Sie schneller vorgehen und die Zeit um weitere fünf bis zehn Minuten erhöhen.
Wenn Sie merken, dass Ihr Hund die längere Zeit nicht schafft, gehen Sie wieder einen Schritt zurück und üben erst einmal wieder die kürzeren Zeiten. Wichtig ist, dass Sie während des Trainings in den Zeiten immer variieren, also nicht immer nur länger wegbleiben, sondern zwischendurch auch kürzere Zeiten draußen sind. Ihr Hund sollte - außer zu Übungszwecken - nicht alleine gelassen werden, denn das könnte den Trainingsfortschritt nach hinten werfen.
Wenn Ihr Hund gut drei bis vier Stunden entspannt alleine bleiben kann, sollten Sie ihn immer mal wieder alleine lassen, auch wenn es nicht nötig wäre. Hunde verlernen es ansonsten wieder, dass es nicht schlimm ist, wenn ihr Mensch nicht da ist!
Wie verhalte ich mich richtig, wenn mein Hund wegläuft und nicht wiederkommt?
Hunde kommen in der Regel zu der Stelle zurück, an der sie abgängig waren. Deshalb ist folgendes Verhalten am besten:
- An der Stelle warten, wo der Hund weggelaufen ist.
- Wenn Sie zu zweit sind, kann einer den Hund suchen gehen und der Andere bleibt an Ort und Stelle.
- Wenn Sie mit dem Auto unterwegs waren: Auto aufmachen, so dass Ihr Hund direkt einsteigen kann, wenn er zum Auto zurückkehrt.
- Zuhause die Haustür aufmachen und eine Person zuhause lassen, die den Hund reinlassen kann.
- Wenn er zu lange weg ist: An dem Ort, an dem er entlaufen ist, einen Rucksack oder eine Jacke von sich hinlegen. Sollte er später dorthin zurückkehren, besteht die Möglichkeit, dass er bei Ihren Sachen auf Sie wartet.
- Allen im Umkreis Bescheid sagen.
- Wenn der Hund wiederkommt, NICHT schimpfen! Das führt nur dazu, dass er das nächste Mal noch schlechter zurückkommt.
- Das Haustierregister „Tasso“ informieren.
Wichtig:
Lassen Sie Ihren Hund unbedingt bei „Tasso“ registrieren. Der implantierte Chip alleine hilft nicht, denn dort steht nur eine Nummer drauf. Sollte Ihr Hund gefunden werden, können Tierheime oder die Polizei Sie nur ausfindig machen, wenn Ihr Hund registriert ist.
Wenn Sie einen Hund haben, der öfter wegläuft, empfehle ich zwei Dinge:
- Erstens: Leinenpflicht. Ein Hund kann auch an einer Schleppleine (deren Ende immer in Ihrer Hand bleibt) ein gutes Leben führen.
- Zweitens: Es gibt mittlerweile gute Tracker, die Ihnen genau sagen, wo Ihr Hund gerade unterwegs ist. So besteht zumindest die Chance, ihn schnell wieder zu finden.
Wie entspannt sich mein Hund an fremden Orten wie Restaurants?
In Restaurants hilft es den Hunden meist, wenn sie ihre eigene Decke dabei haben. Hier gibt es mittlerweile gute, leichte und zusammenrollbare Decken, die nicht viel Platz wegnehmen. Als Training empfehle ich Folgendes:
Mit genau dieser Decke für unterwegs üben Sie mit Ihrem Hund zuhause. Legen Sie ihm die Decke hin und geben Sie ihm auf dieser Decke etwas Leckeres zu kauen. Streicheln Sie ihn ruhig, wenn er auf der Decke entspannt, so dass er diese als entspannten und ruhigen Ort kennenlernt.
Wenn Sie das erste Mal mit Ihrem Hund in ein Restaurant gehen, tun Sie dies unter dem Trainingsaspekt und verabreden Sie sich bitte nicht mit Freunden, die Sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Das führt nur zum Druck, dass es jetzt klappen muss. Stattdessen suchen Sie sich ein ruhiges Restaurant oder Café und gehen erst einmal nur einen Kaffee trinken. Währenddessen legen Sie Ihrem Hund die Decke hin und geben Sie ihm hier etwas zu knabbern. Wenn Sie einen Hund haben, der sich mit solchen Situationen sehr schwertut, ist es gut, direkt Ihre Bestellung zu bezahlen, dann können Sie jederzeit gehen, falls Ihr Hund es nicht mehr schafft, dort ruhig zu bleiben. Fangen Sie hier mit kurzen Zeiten und ruhigen Orten an. Wenn das gut klappt, können Sie die Schwierigkeit steigern.
Wenn Ihr Hund sich lieber neben die Decke legt oder noch eine Zeitlang stehen bleiben möchte, ist das vollkommen in Ordnung. Manche Hunde müssen sich erst orientieren, bevor sie sich hinlegen können. Halten Sie die Leine einfach so, dass Ihr Hund niemanden belästigen kann, und lassen Sie ihn schauen. Irgendwann wird er sich hinsetzen oder hinlegen.
Wie kann ich Futter und Spielzeug kostengünstig selbermachen?
Bei der Ernährung lohnt es sich, sich über das sogenannte BARFen zu informieren. Hier wird das Futter selbst aus Fleisch, Obst, Gemüse und Ölen zusammengestellt. Das kann günstiger sein (und ist in vielen Fällen gesünder) als wenn man hochwertiges Nass- oder Trockenfutter kauft.
Auch selbstgebackene Hundekekse sind eine gute Methode, um Geld zu sparen. Diese sind einfach herzustellen, Rezepte gibt es viele im Internet und der große Vorteil: Sie wissen, was drin ist und Hunde lieben diese selbstgebackenen Kekse.
Spielzeuge können Sie ebenfalls kostengünstig herstellen. Zum Beispiel:
Zergel:
Knoten Sie alte Socken oder T-Shirts zusammen und schon haben Sie ein prima Zergelspielzeug.
Schnüffelteppich:
Sie brauchen
- eine Waschbeckeneinlage oder ein altes Handtuch, in das Löcher hineingeschnitten werden
- alte Handtücher, Kleidung oder Fleecestoffe, die in Streifen geschnitten werden können
Die Stoffe schneiden Sie in 3 cm breite und 20 cm lange Streifen. Diese Streifen werden dann in die Waschbeckeneinlage geknotet. Hier drin können jetzt die selbstgebackenen Leckerlies versteckt werden und fertig ist der Schnüffelspaß.
Kruschelbox:
Sie brauchen
- einen Karton (je nach Hundegröße einen Schuhkarton oder einen richtig großen Karton)
- Zeitungspapier
- Die Rollen von Klopapier (ohne Klopapier)
Zerknüllen Sie das Zeitungspapier und legen Sie es in den Karton. Dazwischen verteilen Sie die Klopapierrollen, in diese wird auch Zeitungspapier gedrückt. Wenn Ihr Hund vorsichtig ist und das Spiel noch nicht kennt, streuen Sie zu Beginn Leckerchen obendrauf. Später können Sie die Leckerchen in das Zeitungspapier einpacken und in die Rollen stecken. Hier kann Ihr Hund suchen und Zeitungspapier zerstören – zwei Dinge die die meisten Hunde sehr gerne tun.
"Im Zusammenhang mit den Kosten möchte ich darauf hinweisen, dass ab Oktober 2022 die Tierärzte um 30 Prozent teurer werden. Hier empfiehlt es sich, entweder ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto für den Hund anzulegen oder sich über eine Versicherung Gedanken zu machen."
Anja Petrick
Übrigens: Anja Petrick hat ein Buch geschrieben, das bei den wichtigsten Fragen rund um den Hund hilft: "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", erhältlich im BRshop.
Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!