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Hunde Klingeltraining - So bleibt Ihr Hund cool, wenn es klingelt

Kennen Sie das? Es läutet an der Tür, Ihr Hund rennt hin und bellt aus Leibeskräften. Sie bekommen die Tür kaum auf und Ihr Besuch hat keine Chance, hereinzukommen, weil sich Ihr Hund laut bellend nach vorne drängt. Hundetrainerin Anja Petrick gibt Tipps, wie Sie es schaffen, dass Ihr Hund ruhig bleibt, wenn es klingelt.

Stand: 10.02.2022

Hund sitzt in seinem Körbchen | Bild: BR / Johanna Schlüter

Viele Hunde haben gelernt, dass Besuch kommt, wenn es klingelt. Das bedeutet Aufregung und Aufmerksamkeit. Manche Hunde wollen mit ihrem Bellen einfach nur Bescheid geben, dass jemand an der Tür ist. Andere freuen sich darüber, dass Menschen kommen. Natürlich spielt bei vielen Hunden auch das Revierverhalten eine Rolle. Die Klingel kündigt jemanden an, der in den eigenen Bereich kommen möchte. Und dieser Bereich wird verteidigt.

Der Postbote ist ein schönes Beispiel, an dem Hunde das Verteidigen ihres Territoriums jeden Tag erfolgreich üben können: Der Postbote kommt und klingelt, Ihr Hund bellt und jedes Mal verschwindet der Postbote wieder. Aus Sicht des Hundes hat er mit dem Bellen alles richtiggemacht.

Wann ist Training angesagt?

Wenn Ihr Hund nur kurz anschlägt, um Bescheid zu geben, dass da jemand ist, dann ist das völlig in Ordnung. Das Bellen gehört zum Ausdrucksverhalten Ihres Hundes. Schwierig wird es, wenn Ihr Hund sich zu sehr reinsteigert und nicht mehr aufhört mit dem Bellen oder Sie kaum zur Tür kommen, weil Ihr Hund im Weg ist. Außerdem ist es für viele Besucher unangenehm, so "bedrohlich" begrüßt zu werden.

Das Trainingsziel

Das Ziel ist, dass Ihr Hund auf seine Decke geht, wenn es klingelt und dort ruhig wartet, bis der Besuch in der Wohnung ist. Die Klingel wird also zum Signal "Auf die Decke!". Um das zu erreichen, muss das Training in viele kleine Schritte unterteilt werden, die nach und nach zusammengesetzt werden. Wenn Ihr Hund das Signal "Auf die Decke!" noch nicht kann, sollten Sie es parallel zum Klingeltraining aufbauen.

So geht das Deckentraining:

  • Ihre Hand zeigt auf die Decke. Sie geben freundlich das Signal "Auf die Decke!" und locken den Hund gegebenenfalls mit einem Leckerchen auf die Decke.
  • Dort loben und belohnen Sie Ihren Hund.
  • Dies wiederholen Sie, bis Ihr Hund beim Signal „Auf die Decke!“ auf seine Decke geht.
  • Dann geben Sie auf der Decke das Signal "Bleib!" (das muss Ihr Hund bereits können) und gehen Richtung Haustür, öffnen diese aber noch nicht.
  • Dies wiederholen Sie so oft, bis Ihr Hund es schafft, ruhig auf seinen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis die Tür geöffnet ist. Dort steht noch kein Besuch.

Der Trainingsaufbau

Fangen Sie sehr einfach an: Sie betätigen selbst die Klingel, während Ihr Hund neben Ihnen steht. Er bekommt sofort ein Leckerchen, am Anfang ist es nicht schlimm, wenn er kurz bellt. Das wiederholen Sie so oft, bis Ihr Hund erwartungsvoll und ruhig zu Ihnen schaut, wenn Sie klingeln.

Machen Sie eine Pause und wiederholen Sie diesen Schritt später noch mal. Bleibt Ihr Hund nun immer ruhig, wenn Sie selbst klingeln, brauchen Sie eine Hilfsperson. Die Tür ist jetzt geschlossen und die Hilfsperson klingelt. Ihr Hund bekommt wieder sofort von Ihnen ein Leckerchen, Sie öffnen die Tür aber nicht. Auch dies wird nach einer Pause öfter wiederholt.

Wenn das mindestens zehnmal gut geklappt hat, wird das Leckerchen sofort nach dem Klingeln von der Tür weg nach hinten geworfen, damit Ihr Hund hier schon lernt, sich von der Tür wegzubewegen, sobald es klingelt. Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu schnell vorgehen oder zu viel auf einmal von Ihrem Hund verlangen.

Merke:

Je kleiner die Schritte sind, in die Sie die Übung unterteilen, desto schneller kann Ihr Hund lernen.

Sonderübung für Härtefälle

Manche Hunde regen sich extrem auf und steigern sich so rein, sobald es klingelt, dass das oben beschriebene Training nicht greifen kann. Wenn Ihr Hund zu diesen Exemplaren gehört, können Sie wie folgt vorgehen:

Nehmen Sie Ihre Haustürklingel auf dem Handy auf und fahren Sie an einen Ort, an dem Ihr Hund die Klingel nicht mit Aufregung verbindet, beispielsweise in den Wald oder zu einer Wiese. Hier spielen Sie die Klingel erst leise und dann immer lauter ab. Nun geben Sie Ihrem Hund jedes Mal, wenn Ihr Handy die Türklingel imitiert, ein Leckerchen. Wenn das nach einiger Zeit draußen funktioniert, können Sie damit beginnen, das Training in Richtung nach Hause zu verlegen. Gehen Sie auch hier in kleinen Schritten vor. Spielen Sie die Klingel kurz vor Ihrem Haus ab, dann im Garten oder Hauseingang und erst, wenn das alles gut klappt, üben Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus weiter.

Gut zu wissen:

Hunde lernen sehr ortsbezogen. Die Aufregung mit der Klingel ist also in der Regel mit Ihrem Wohnort verknüpft. Wenn Sie diese Verknüpfung entkoppeln und dann langsam an den ursprünglichen Ort zurückverlegen, kann es helfen, im Training erfolgreich zu sein.

Der nächste Schritt im Training

Vor dem nächsten Schritt sollte Folgendes gut klappen: Die Hilfsperson kann klingeln. Ihr Hund bleibt ruhig und weiß auch schon, dass er sich beim Klingeln von der Tür wegbewegen soll. Außerdem haben Sie geübt, dass Ihr Hund, ohne dass es klingelt, auf seiner Decke bleiben kann, wenn Sie zur Tür gehen und diese öffnen.

Jetzt wird es Zeit, die zwei Dinge zu verknüpfen. Eine Hilfsperson klingelt und Sie schicken Ihren Hund mit dem Signal "Auf die Decke!" zu seinem Platz. Belohnen Sie ihn auf seinem Platz, öffnen aber noch nicht die Tür. Wiederholen Sie dies öfter, bevor Sie die Tür das erste Mal öffnen. Arbeiten Sie auch hier wieder in kleinen Schritten. Öffnen Sie die Tür zu Beginn nur ein kleines Stück, schließen Sie sie gleich wieder und belohnen Sie Ihren Hund. Arbeiten Sie sich langsam vor, bis Ihr Hund ruhig auf seiner Decke liegen bleiben kann, während Sie die Hilfsperson ins Haus lassen.

Das Generalisieren

Wenn die oben genannten Schritte mit der Hilfsperson gut funktionieren, fangen Sie an zu generalisieren. Das bedeutet, dass zu verschiedenen Tageszeiten geklingelt wird, verschiedene Menschen vor der Tür stehen und diese mal reinkommen und mal nicht. Denken Sie daran, dass es notwendig sein kann, bei einer neuen Person wieder einige Schritte im Training zurückzugehen, damit Ihr Hund die neue Situation sicher meistern kann. Hunde sind nicht besonders gut im Generalisieren, daher geben Sie Ihrem Hund die Chance, das Gelernte auch in anderen Situationen umzusetzen.

Wichtig: Störungen während der Trainingsphase vermeiden

Bis Sie so weit sind, dass Ihr Hund beim Klingeln nicht mehr ausrastet, sollten Sie "Management" betreiben, um das Training nicht kaputt zu machen. Sie können Ihren Besuch bitten, anzurufen statt zu klingeln oder Bescheid zu geben, um welche Zeit er genau bei Ihnen ist. Wenn Sie einen sehr schlauen Hund haben, sollten Sie Ihren Handy-Klingelton ab und zu ändern, damit er diesen nicht mit Besuch verknüpft und dann schon beim Klingeln des Handys anfängt zu reagieren.

Sprechen Sie mit Ihrem Postboten und vereinbaren Sie eine Abstellgenehmigung. So verhindern Sie, dass Ihr Hund sein Bell-Ritual täglich einüben kann. Bringen Sie ein Schild an Ihrer Haustür an, mit der Bitte, einen Moment Geduld zu haben, da Ihr Hund und Sie gerade beim Üben sind.

Klingeltraining im Überblick:

  • selbst klingeln, sofort Leckerchen geben
  • so oft wiederholen, bis Ihr Hund ruhig bleiben kann
  • Hilfsperson bitten zu klingeln, sofort Leckerchen geben, Tür bleibt zu
  • Wenn das gut klappt: klingeln, Leckerchen in den Flur werfen
  • Wenn das funktioniert: klingeln, Hund auf die Decke schicken

Übrigens

Dieses Thema behandelt Anja Petrick auch in ihrem Buch "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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