Hunde Kleine Hunde besser verstehen
Reagiert Ihr kleiner Hund heftig und bellt wie verrückt, wenn größere Hunde oder Menschen auf ihn zukommen? Oder begegnen Sie öfters kleinen, aufgedrehten und kläffenden Vierbeinern? Hundetrainerin Sonja Meiburg hilft, das Verhalten dieser Hunde zu verstehen und zeigt, wie Menschen und Hunde bei ungleichen Begegnungen künftig souveräner bleiben können.
Kleine Hunde haben viele Vorteile und sind deshalb sehr beliebt.
- Sie können fast überall hin mitgenommen werden.
- In der Wohnung können sie sich leichter bewegen als große Rassen.
- Sie machen auch hundeskeptischen Menschen weniger Angst als große Hunde.
- Wenn sie an der Leine ziehen, sind sie leichter zu halten.
- Sie sehen oft niedlich aus.
Das Problem
Kleine Hunde gelten als "Kläffer".
Und es stimmt: Kleine Hunde reagieren nicht selten rabiat auf die Annäherung durch Menschen oder andere Hunde.
Der Grund
Durch ihre geringe Größe werden sie oft nicht ernst genommen und dadurch häufig übergriffig behandelt. Sie lernen: Ich muss mich wehren, damit es für mich nicht unangenehm wird.
- Menschen beugen sich einfach über den kleinen Hund, was ihm große Angst machen kann.
- Fremde Hunde werden häufig zu kleinen Hunden hingelassen, ohne zu bedenken, dass für diese eine solche Annäherung böse enden kann. Der fremde Hund muss nicht mal aggressiv sein, um Verletzungen zu verursachen. Unachtsames Spiel reicht aus, um einen kleinen Hund zu verletzen.
Besser wäre es, wenn fremde Menschen erst einmal fragen würden, bevor sie sich einem (kleinen) Hund nähern.
Am besten wäre es, wenn Menschen einfach abwarten könnten, ob ein (kleiner) Hund überhaupt Kontakt mit ihnen aufnehmen möchte.
Tipp für Besitzer von kleinen Hunden
Nehmen Sie Ihren Hund hoch, wenn ein großer Hund kommt, und checken Sie erst einmal ab, ob Kontakt gewünscht und sinnvoll ist.
- Wenn ja: Lassen Sie kontrollierten Kontakt zu.
- Wenn nein: Schaffen Sie mit ihrem Hund auf dem Arm zunächst Abstand. Das Hochnehmen verschafft etwas Zeit. Möchte Ihr Hund den Kontakt zum anderen Hund und ist der fremde Hund nett und vorsichtig, ist eine Kontaktaufnahme natürlich erwünscht und absolut okay.
Warum greifen manche Menschen einfach nach kleinen Hunden, obwohl sie diese gar nicht kennen?
In unserer Gesellschaft herrscht immer noch der Konsens, dass ein Hund jeden Menschen mögen muss. Das ist unrealistisch. Zudem sehen die Kleinen oft niedlich aus. Einen Rottweiler würden sie vermutlich nicht einfach angrabbeln.
Merke: Mache mit einem Chihuahua nichts, was du nicht auch mit einem Rottweiler machen würdest!
Es ist eigentlich kein Wunder, dass kleine Hunde Menschen oder andere Hund verbellen. Es ist nichts anderes als eine Bitte um mehr Abstand. Kleine Hunde lernen oft zwangsläufig, dass aggressives Bellen ihre einzige Chance ist, in Ruhe gelassen zu werden. Den Menschen ist dieses Verhalten unangenehm, daher strafen sie kleine Hunde für ihr Gebell. Diese Strafen führen häufig dazu, dass sich kleine Hunde in Anwesenheit fremder Menschen und Hunde noch unwohler fühlen, weil sie merken, dass durch ihre Menschen kein Schutz erfolgt.
Kann das Hochnehmen auch Nachteile haben?
Ist der fremde Hund aggressiv, kann eine Gefährdung des Menschen entstehen, wenn der fremde Hund versucht, den kleinen Hund auf dem Arm des Menschen zu erwischen. Dessen sollten Sie sich bewusst sein. Außerdem kann es sein, dass Ihr Hund auf Ihrem Arm weiterbellt, weil Sie ihn zwar hochnehmen, aber dann keinen Abstand schaffen, in dem er sich sicher fühlt.
Der erste Schritt zu einem ruhigeren kleinen Hund ist daher: ihm Schutz zu bieten!
- Das kann zum Beispiel sein, indem Sie fremde Menschen darum bitten, den kleinen Hund nicht einfach anzufassen, nur weil sie ihn süß finden.
- Das kann sein, indem der kleine Hund erst einmal hochgehoben wird, wenn ein fremder Hund kommt.
Wichtig: Das Hochheben muss vorab geübt werden. Erschrecken Sie Ihren Hund damit, indem Sie ihn einfach von den Füßen reißen, wird er beim nächsten Mal versuchen, den Händen auszuweichen und lässt sich nicht mehr hochnehmen.
So trainieren Sie das Hochnehmen
- Zunächst wird das Annähern mit den Händen nur angedeutet und der Hund belohnt, wenn er nicht ausweicht. Dieser erste Schritt ist wichtig, da die meisten kleinen Hunde bereits ausweichen, wenn sie merken, dass jemand in ihre Richtung greift.
- Wichtig: Der Hund darf ausweichen! Das Hochheben soll sich rundum angenehm und sicher anfühlen und ist deshalb erst einmal völlig freiwillig.
- Lässt sich der Hund gut anfassen, wird er langsam und vorsichtig auf den Arm genommen und auf dem Arm belohnt.
- Beim Absetzen auf den Boden sollte der Mensch genauso viel Sorgfalt walten lassen wie beim Hochnehmen.
Wie lange dauert das Training?
Das kommt darauf an, wie sehr der Hund bisher gelernt hat, ein Hochnehmen als unangenehm zu empfinden. Weicht er ständig aus, brauchen Sie für den ersten Schritt länger. Lässt er sich gerne hochnehmen, geht es schneller. Da reichen manchmal schon zwei, drei kleine Trainingseinheiten.
Sorgt das Hochnehmen nicht dafür, dass sich die Hunde dann erst recht "stark" fühlen und deswegen bellen?
Das gibt es häufig. Deshalb sollten Sie als Besitzer drauf achten, wann der Hund mit dem Bellen aufhört. Das ist immer genau in dem Moment, in dem die Aufregung nicht mehr so groß ist und sich der Hund wieder sicher fühlt. Es kann sein, dass er zunächst auf dem Arm weiterbellt, solange sich der fremde Mensch oder Hund noch in der Nähe bewegt. Der Kleine hört auf, sobald die Bedrohungslage vorbei ist. Daraus folgt: Je sicherer sich Ihr Hund fühlt, desto weniger bellt er.
Das Ziel
Der Hund lernt, dass ihm der Mensch Sicherheit gibt. Dadurch kann er in die für ihn bedrohlichen Situationen gelassener und bellfreier reingehen - denn er weiß, dass er jederzeit Hilfe bekommt, wenn er sie braucht. Dann bleiben auch kleine Hunde ruhiger.
Viel Freude mit Ihrem Hund wünschen Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!