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Allgemeinmedizin Krampfadern vorbeugen und behandeln

Veränderungen am Venensystem sind ein Volksleiden. 90 Prozent aller Erwachsenen sind davon betroffen - häufig in Form von Krampfadern. Was viele jedoch nicht wissen: Krampfadern sind nicht nur ein ästhetisches Problem. Unbehandelt können sie erhebliche Gesundheitsschäden nach sich ziehen und sogar lebensbedrohlich sein. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt Behandlungsmöglichkeiten und gibt Tipps zur Vorbeugung.

Stand: 28.09.2021

Allgemeinmedizin: Krampfadern vorbeugen und behandeln

Aufgabe der Venen ist es, sauerstoff- und nährstoffarmes Blut gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen zu transportieren. Die Venenklappen sorgen dafür, dass das Blut nur in Richtung Herz und nicht wieder zurück in die Beine fließt. Gibt das Bindegewebe den Venen nicht genügend Halt, weiten sich diese. Dadurch schließen die Venenklappen nicht mehr richtig, das Blut sackt nach unten und Krampfadern entstehen. Mit zunehmendem Alter verringert sich zudem die Zahl der Venenklappen. Um das 70. Lebensjahr haben wir nur noch 20 Prozent dieser Ventile.
Krampfadern treten vorwiegend in den Beinen auf und sind in der Regel von außen als bläuliche, knotige, geschlängelte Venen zu erkennen. Es gibt aber auch Krampfadern am Hoden und hinter der Speiseröhre.

Ursachen von Krampfadern

Meist sind Krampfadern auf eine angeborene Bindegewebsschwäche zurückzuführen. Folgende Risikofaktoren begünstigen die Entstehung zusätzlich:

  • Dauerbelastung der Venen durch langes Sitzen oder Stehen
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • Tragen von einengender Kleidung, die die Beine einschnürt (z. B. enge Sockenbündchen oder enge Hosen)
  • Schwangerschaft. Durch Schwangerschaft entstandene Krampfadern bilden sich aber häufig binnen eines Jahres wieder zurück.

Symptome von Krampfadern

  • sichtbare Krampfadern: bläuliche, knotige, geschlängelte Venen
  • schwere, müde und/oder angeschwollene Beine
  • Hitze, Kribbeln und/oder Stechen in den Beinen
  • nächtliche Wadenkrämpfe
  • Wasseransammlung im Gewebe, besondersim Knöchelbereich (Ödeme)

Behandlungsmöglichkeiten

  • Venenmittel in Form von Sprays, Salben, Gels oder Kapseln (beispielsweise mit Rosskastanienextrakt) und Venencremes lassen die Krampfadern zwar nicht verschwinden, lindern jedoch häufig die Beschwerden.
  • Kompressionsstrümpfe oder – verbände lindern die Beschwerden, indem sie Druck auf die geweiteten Venen ausüben. Die Krampfadern an sich bleiben jedoch.
  • Kleinere Krampfadern werden häufig verödet. Bei dieser sogenannten Sklerotherapie wird ein Mittel in die Vene gespritzt, das dazu führt, dass die Krampfader verklebt.
  • Mittelschwere oder schwere Krampfadern können operativ entfernt (herausgezogen) werden.
  • Bei der Radiowellen-Therapie wird eine Sonde in die Vene geschoben und erhitzt. Das führt dazu, dass die Krampfader verklebt.
  • Bei der Laser-Behandlung sollen die Krampfadern mit Hilfe von Laserstrahlen verklebt werden.
  • Bei der CHIVA-Technik werden die Venen an den Stellen, an denen die Klappen durchlässig sind, abgebunden.

Aber: Nach einigen Jahren können die Krampfadern bei allen Methoden wiederkommen.

Tipps zur Vorbeugung von Krampfadern

Da Krampfadern meist auf eine angeborene Bindegewebsschwäche zurückzuführen sind, können sie durch folgende Maßnahmen in der Regel nicht ganz verhindert werden. Mit Vorbeugemaßnahmen kann jedoch das Fortschreiten verlangsamt und die Beschwerden können gelindert werden.

  • Nehmen Sie ab, wenn Sie an Übergewicht leiden, denn jedes Kilo zu viel stellt eine zusätzliche Belastung für das Venensystem dar.
  • Trinken Sie ausreichend.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig, vor allem, wenn Sie viel sitzen. Geeignet sind Sportarten, bei denen die Wadenmuskeln aktiviert werden, wie Walking, Schwimmen, Wandern oder Radfahren. Nicht empfehlenswert bei einer Neigung zu Krampfadern sind dagegen Kraftsport, Gewichtheben, Handball, Squash und Tennis. Grund: Bei extremer Anstrengung sowie extremen Start- und Stoppbewegungen kommt das Blut schwallartig in die Beinvenen, was dem natürlichen Blutrückfluss eher entgegenwirkt.
  • Machen Sie Venengymnastik: Heben Sie beispielsweise Dinge mit den Zehen auf oder rollen Sie von der Ferse auf die Zehen.
  • Meiden Sie extreme Wärme (beispielsweise heiße Badewanne oder Sauna), wenn Sie zu Krampfadern neigen, denn Wärme erweitert die Blutgefäße und kann bei Venenleiden das Risiko einer Blutstauung erhöhen.
  • Beugen Sie Krampfadern mit kalten Güssen an den Beinen oder Wassertreten vor. Das fördert die Durchblutung.
  • Tragen Sie lockere Kleidung.
  • Tragen Sie flache Schuhe und laufen Sie so oft es geht barfuß.
  • Legen Sie Ihre Beine so oft es geht hoch und lagern Sie sie beim Schlafen etwas erhöht.

Beine nicht übereinanderschlagen – ein Mythos!

Dass überschlagene Beine zu Krampfadern führen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Werden durch eine Sitzposition Venen abgeklemmt, kann es zwar kurzzeitig zu einer Blutstauung kommen. Das alleine führt aber noch nicht zu Krampfadern. Bei einem gesunden Venensystem ist es also unproblematisch, die Beine locker übereinanderzuschlagen.

Krampfadern sind nicht nur ein Schönheitsmakel. Suchen Sie immer einen Arzt auf, sobald Sie Veränderungen an Ihren Venen feststellen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Bleiben Sie gesund! Ihr Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"


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