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Allgemeinmedizin Maßnahmen bei einer Lebensmittelvergiftung

Lebensmittel können mit Krankheitserregern wie etwa Bakterien verunreinigt sein. Nehmen wir diese zu uns, droht uns eine Lebensmittelvergiftung. Die kann nicht nur unangenehm, sondern in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann klärt auf, bei welchen Symptomen es sich nicht nur um eine Magenverstimmung handelt und welche Maßnahmen Sie im Falle einer Lebensmittelvergiftung ergreifen sollten.

Stand: 21.06.2024 12:58 Uhr

Eine Frau hält sich den Bauch vor Bauchschmerzen. | Bild: BR

Essen wir Lebensmittel, die verunreinigt sind, kann dies zu einer Lebensmittelinfektion, schlimmstenfalls aber auch zu einer Lebensmittelvergiftung führen.

So erkennen Sie eine Lebensmittelinfektion (Magen-Darm-Infektion)

Während wir bei einer Lebensmittelinfektion Bakterien über die Nahrung aufnehmen und sich die Bakterien (z. B. Salmonellen, Noroviren oder Rotaviren) im Darm gut vermehren, folgen nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen Krankheitssymptome wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen.

Wie erkennt man eine Lebensmittelvergiftung?

Bei einer Lebensmittelvergiftung hingegen bilden Bakterien, die wir über eine Mahlzeit zu uns genommen haben, Gifte, die innerhalb weniger Stunden nach der Nahrungsaufnahme zu Symptomen wie etwa Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe und Durchfall führen. Klagen auch andere Personen, die ebenfalls dieses Lebensmittel gegessen haben unter den Symptomen, deuten sie auf eine Lebensmittelvergiftung hin.

Die Symptome treten schnell nach einer Mahlzeit auf, verschwinden aber häufig auch schnell wieder. Und zwar von selbst beziehungsweise sobald der Körper die Giftstoffe ausgeschieden hat. Das kann wenige Stunden bis Tage dauern.

Ärztliche Hilfe ist unbedingt notwendig bei:

  • länger als drei Tage andauernden Beschwerden
  • sehr starken Beschwerden und wenn Sie Nahrung sowie Flüssigkeit nicht bei sich behalten können
  • Fieber, das zu den Magen-Darm-Beschwerden auftritt
  • blutigem Durchfall
  • Lähmungserscheinungen
  • Babys, Kleinkinder, Schwangere und alte oder geschwächte Menschen sollten immer einen Arzt aufsuchen. Bei Ihnen können lebensmittelbedingte Erkrankungen schwerer verlaufen.

Lebensmittel, die ein Risiko für eine Vergiftung darstellen können

  • Fleisch und Fisch (frisch oder tiefgefroren)
  • rohe Eier (pur oder verarbeitet beispielsweise in Dips, Füllungen, Tiramisu sowie Eis)
  • Salat
  • Rohmilch und Rohmilchkäse
  • bestimmte Pilze

Behandlung bei einer Lebensmittelvergiftung

  • Trinken Sie viel stilles Wasser oder Kräutertee! Aufgrund des Durchfalls verliert Ihr Körper viel Flüssigkeit, die Sie durchs Trinken wieder aufnehmen müssen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie dehydrieren (austrocknen). Nicht geeignet sind: Alkohol, Kaffee, Cola sowie milchhaltige Getränke
  • Elektrolytlösungen aus der Apotheke: Diese sind wichtig, um den Salzhaushalt in Ihrem Körper wieder zu normalisieren.
  • Bleiben Sie im Bett und achten Sie auf ausreichend Schlaf!
  • Bei Hunger können Sie etwas Weißbrot, Zwieback, Salzstangen, Bananen oder Reis zu sich nehmen.

Gut zu wissen:

NICHT geeignet bei einer Lebensmittelvergiftung sind Wirkstoffe wie Loperamid, da sie gut gegen Durchfall helfen, allerdings die Giftstoffe länger im Darm halten.

Achtung!

Sehr selten kann es sich auch um Gifte des Bakteriums Clostridium botulinum (Botulismus) handeln. Das ist eine lebensbedrohliche Vergiftung, die zu Sehstörungen, Lähmungen und sogar Atemstillstand führen kann und muss sofort behandelt werden! Wählen Sie daher beim Auftreten dieser Symptome umgehend den Notruf 112.

Pilzvergiftung - sofort Giftnotruf oder Krankenhaus!

Achtung:

Rufen Sie bei einer Pilzvergiftung sofort den Giftnotruf (München: 089/19240, Nürnberg: 0911/398-2451 oder -2665) oder den Notruf (112) an, Sie müssen umgehend ins Krankenhaus.
Bringen Sie am besten Reste der verzehrten Pilzmahlzeit mit und informieren Sie alle Personen, die auch von diesem Gericht gegessen haben.

Für tödlich verlaufende Pilzvergiftungen ist zu über 90 Prozent der Knollenblätterpilz verantwortlich. Dieser wächst häufig in der Nähe des ungefährlichen Wiesenchampignons, was leicht zu Verwechslungen führt.

Erste Symptome (wie Erbrechen, Durchfall und Halluzinationen) treten meist erst nach über sechs Stunden auf. Zwar lassen diese Beschwerden erstmal nach, allerdings zerstören die Gifte nach etwa 24 Stunden die Leber, was im schlimmsten Fall zum völligen Leberversagen führen kann.

Daher müssen innerhalb der ersten Stunden im Krankenhaus durch eine Magenspülung sämtliche Pilzreste aus dem Körper entfernt werden. Ein Gegengift verhindert, dass die Leberzellen das Pilzgift aufnehmen. Diese Behandlung muss schnellstmöglich erfolgen, da sich sonst die Leber immer weiter zersetzt.

Bleiben Sie gesund! wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"


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