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Allgemeinmedizin Erste Hilfe bei Quallen, Schlangenbissen & Co.

Wissen Sie, was zu tun ist, wenn Sie in einen Seeigel getreten sind, mit einer Qualle in Berührung gekommen sind oder von einer giftigen Schlange gebissen wurden? Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei diesen typischen Urlaubsverletzungen sinnvoll sind.

Stand: 02.07.2019 | Archiv

Eine Frau schüttet etwas Essig über den Arm eines Mannes, der mit einer Qualle in Berührung gekommen ist. | Bild: picture-alliance/dpa

Quallen haben an ihren fast unsichtbaren Tentakeln Nesselzellen mit Nesselkapseln, die bei Hautkontakt platzen, was an den betroffenen Stellen brennende Schmerzen und Striemen verursacht.

Bei einigen Quallenarten (z. B. gelbe Haarqualle) ist das Gift sogar lebensgefährlich, allerdings nur, wenn größere Hautstellen mit den Nesselfäden in Berührung gekommen und somit größere Giftmengen in den Körper gelangt sind. Das Gift verursacht unter anderem Übelkeit, Erbrechen sowie Atem- und Kreislaufbeschwerden, kann aber auch zu einem Herz-Kreislauf-Kollaps führen.

Sofortmaßnahmen

Nach Kontakt mit einer Qualle ist es das Wichtigste, Tentakeln, die noch auf der Haut kleben, zu entfernen. In der Regel haben sich beim Erstkontakt mit der Haut nämlich nur 10 bis 20 Prozent der Nesselkapseln entleert. Die restlichen 80 bis 90 Prozent können bei Berührung jederzeit platzen.

  • Betroffene Stellen mit Essig abspülen. Alternativ kann auch Meerwasser verwendet werden.
  • Oder: Anhaftende Tentakel mit Rasierschaum besprühen, trocknen lassen und dann vorsichtig mit einem Messerrücken, einer Bankkarte oder einem Spatel abschaben.
  • Alternativ: Tentakeln mit trockenem Sand bestreuen und abschaben.

Achtung

Geben Sie auf die betroffene Stelle auf keinen Fall Süßwasser oder Alkohol, denn beides aktiviert die noch nicht geplatzten Nesselkapseln. Das passiert übrigens auch, wenn Sie versuchen, die Tentakeln mit einem Handtuch wegzurubbeln.

Arzt aufsuchen

Sind die Beschwerden nach ein paar Stunden nicht abgeklungen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Vor allem, wenn zu den brennenden Schmerzen Übelkeit, Erbrechen, Atem- oder Kreislaufbeschwerden hinzukommen.

Tritt man auf einen Seeigel, dringen die bis zu 30 cm langen Stacheln in die Haut ein und bleiben aufgrund ihrer Widerhaken als Ganzes oder in Teilen stecken. Beim Versuch, sie zu entfernen, brechen die Stacheln häufig ab. Nur wenige Seeigelarten sind giftig.

Verbleibende Stacheln können jedoch sehr schmerzhaft sein und sich entzünden. Eine Infektion kann zu Fieber und schlimmstenfalls sogar zu einer Blutvergiftung führen.

Sofortmaßnahmen

Entfernen Sie möglichst schnell alle Stacheln, am besten mit einer Kanüle oder Pinzette. Brechen die Stacheln ab bzw. verbleiben Stachelreste in der Haut, können Sie diese mit Hilfe eines mit Essig getränkten Verbandes "aufweichen". Dann brechen die Stacheln beim Versuch, sie zu entfernen, weniger schnell ab.

Wichtig: Desinfizieren Sie die Wunde nach dem Entfernen der Stacheln gründlich, damit sie sich nicht infiziert.

Arzt aufsuchen

  • ... wenn Stacheln in der Haut verbleiben. Diese sollten unbedingt von einem Arzt entfernt werden.
  • ... wenn sich die Wunde rötet, eitert oder stechende Schmerzen auftreten.
  • ... wenn Sie keine wirksame Tetanusimpfung haben.

Nicht alle Schlangen, die beißen, produzieren Gift. Und selbst giftige Schlangen injizieren in etwa der Hälfte der Fälle beim ersten Biss kein Gift (trockener Schlangenbiss). Da man das aber als Laie in der Regel nicht beurteilen und Schlangengift tödlich sein kann, sollte jeder Schlangenbiss als medizinischer Notfall betrachtet werden. Das bedeutet, dass der Patient möglichst schnell ärztlich versorgt werden muss.

Sofortmaßnahmen

  • Entfernen Sie sich von der Schlange. Ein zweiter Biss erhöht die Gefahr (in der Hälfte der Fälle verwenden Schlangen erst beim zweiten Biss Gift).
  • Machen Sie, wenn möglich, ein Foto von der Schlange, damit das richtige Antiserum gegeben werden kann.
  • Bleiben Sie ruhig, damit sich das Gift nicht unnötig schnell im Körper verteilt.
  • Lagern Sie das betroffene Körperteil möglichst ruhig und tief.
  • Entfernen Sie Schmuckstücke oder einengende Kleidung an dem betroffenen Körperteil, da dieses anschwellen kann.

Diese Maßnahmen sollten Sie unterlassen, da sie mehr schaden als nutzen

  • Bissstelle ausbrennen, aufschneiden und/oder aussaugen
  • betroffenes Körperteil abbinden
  • betroffene Körperstelle kühlen oder wärmen

Bisse von Tieren, z. B. Hunden, Katzen oder Affen, sollten nicht unterschätzt werden. Sie können zu schweren bakteriellen Infektionen und Blutvergiftung führen. Streunende oder wild lebende Tiere können zudem Krankheiten (z. B. Tollwut) übertragen.

Sofortmaßnahmen

Wunde gründlich mit sauberem Wasser reinigen, desinfizieren und mit einem sterilen Verband abdecken.

Arzt aufsuchen

Gehen Sie immer zum Arzt, wenn Sie von einem Tier gebissen wurden, auch wenn der Biss zunächst harmlos aussieht und nicht besonders schmerzhaft ist. Wird die Wunde nicht rechtzeitig behandelt, können Tierbisse drastische Folgen haben, z. B. eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen.

Achtung: Wird die Bissstelle heiß, schwillt an, pocht oder bilden sich blaue oder rote Streifen auf der Haut oder Sie bekommen Fieber, ist besondere Eile angebracht.


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