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Allgemeinmedizin Risiken und Nebenwirkungen von Schlafmitteln

Etwa jeder dritte Deutsche leidet unter Schlafproblemen. Wird der Leidensdruck zu groß, lassen sich viele Menschen Schlaftabletten verschreiben oder greifen zu freiverkäuflichen Präparaten. Doch diese Medikamente, auch die rezeptfreien, sind alles andere als harmlos. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, welche Risiken Schlafmittel mit sich bringen, und gibt Tipps für einen gesunden Schlaf ohne Medikamente.

Stand: 13.03.2024 17:27 Uhr

Frau mit Schlaftablette und Wasserglas | Bild: picture-alliance/dpa/Christin Klose

Wir verbringen im Schnitt mehr als 24 Jahre unseres Lebens schlafend. Etwa 30 Prozent der Deutschen klagen jedoch über Schlafstörungen, zehn Prozent haben sogar schwere Probleme mit dem Schlafen. Da der Schlaf zu unserer körperlichen und geistigen Erholung dient, haben Störungen weitreichende Folgen. Die Betroffenen leiden nicht nur an Schlaflosigkeit in der Nacht, wenn sie sich von einer Seite auf die andere wälzen. Viele kämpfen auch tagsüber mit Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Gereiztheit. Um wieder besser ein- oder durchschlafen zu können, lassen sich Betroffene oft Schlafmittel verschreiben. Oder sie kaufen sich freiverkäufliche Schlafmittel, in der Hoffnung, dass diese weniger schädlich sind. Doch auch rezeptfreie Schlafmittel sind nicht harmlos.

"Z-Präparate" (Zolpidem, Zopiclon):

"Z-Präparate" sind verschreibungspflichtig und haben eine Wirkdauer von drei bis sieben Stunden. Sie werden als Einschlafmittel (Zolpidem) oder Durchschlafmittel (Zopiclon) verschrieben.

Risiken & Nebenwirkungen:

  •  "Z"-Präparate sorgen zwar für ausreichend Schlaf, dieser ist aber nicht erholsam. Schlaf verläuft nämlich von der Flachschlafphase über mehrere Stufen bis zum Tiefschlaf. Dieser Zyklus wiederholt sich pro Nacht vier- bis fünfmal. Z-Präparate stören diese Schlafarchitektur, die für einen erholsamen Schlaf erforderlich ist. Schlechter Schlaf über einen längeren Zeitraum führt nicht nur zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwäche, sondern kann auch Bluthochdruck und Diabetes begünstigen.
  •  "Z-Präparate" können zudem Depressionen und Angstzustände auslösen.
  • Und es besteht die Gefahr der Abhängigkeit, vor allem, wenn die Mittel länger als vier Wochen lang eingenommen werden.

Achtung:

Schlafmittel in Kombination mit Alkohol können lebensgefährliche Atemstörungen auslösen.
Auch für Patienten, die unter Schlafapnoe leiden können Schlafmittel lebensbedrohlich werden.

Benzodiazepine

Benzodiazepine sind rezeptpflichtig und haben eine starke Wirkung.

Risiken & Nebenwirkungen:

  • Benzodiazepine haben im Körper eine lange Halbwertszeit, was dazu führt, dass sich Betroffene am nächsten Morgen nicht wirklich fit, sondern häufig benommen und schwindelig fühlen und am besten auch nicht Auto fahren sollten. In diesem Zustand drohen auch Stürze.
  • Benzodiazepine stören die Schlafarchitektur, so dass der Schlaf nicht erholsam ist. Sie unterdrücken den Tiefschlaf. Dieser ist jedoch wichtig, damit wir uns am nächsten Tag ausgeschlafen fühlen. Zudem verkürzen sie die REM-Phasen (Schlafphasen, in denen wir träumen).
  • Benzodiazepine können Gedächtnisstörungen, Depressionen und Angstzustände auslösen.
  • Sie können außerdem abhängig machen. Nehmen Sie die Präparate drei bis vier Wochen jeden Abend ein, kann es problematisch werden.

Wichtig: Vor dem Griff zu Schlafmitteln Ursachenforschung betreiben

Schlafmittel sorgen nur kurzfristig für einen besseren Schlaf, bekämpfen aber, mit Ausnahme der Melatonin-Präparate, nicht die Ursachen. Deshalb sollten Sie immer erst abklären lassen, welche Ursache hinter Ihren Schlafproblemen steckt und diese nach Möglichkeit bekämpfen. Mögliche Ursachen können sowohl organisch sein (beispielsweise Schilddrüsenüberfunktion, Rheuma, Restless-Legs-Syndrom, Hormonmangel in den Wechseljahren), aber auch psychisch (beispielsweise Stress, Sorgen, Ängste oder Depressionen).

Freiverkäufliche Schlafmittel

Freiverkäufliche Schlafmittel sind nicht so harmlos, wie oft angenommen. Frei verkäuflich sind die "alten Antihistaminika" Diphenhydramin und Doxylamin, da sie als Nebenwirkung Müdigkeit haben. Die Halbwertszeit im Körper beträgt etwa10 Stunden.
Mögliche Nebenwirkungen sind Reizleitungsstörungen am Herzen, Harnverhalt (die Blase kann nicht oder nur teilweise entleert werden) sowie Benommenheit und Schwindel am nächsten Tag.

Melatonin-Präparate

Das Hormon Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Melatonin-Präparate eignen sich daher gut, um den Nachtschlaf zu synchronisieren. Es dauert allerdings zwei bis drei Wochen, bis die Wirkung eintritt. Deshalb sollten Melatonin-Präparate mindestens drei Wochen am Stück genommen werden. Danach hat sich der Schlaf wieder reguliert und Sie benötigen das Mittel nicht mehr.

Risiken & Nebenwirkungen:

  • machen nicht süchtig
  • zerstören nicht die Schlafarchitektur

Pflanzliche Schlafmittel

Pflanzliche Schlafmittel mit Baldrian, Hopfen, Melisse oder Passionsblume haben eine beruhigende, entspannende Wirkung und können ebenfalls gegen Schlafstörungen helfen. Sie schaden weder der Gesundheit noch machen sie abhängig. Allerdings setzt die Wirkung häufig erst nach ein bis zwei Wochen ein.
Tipp: Leiden Sie in den Wechseljahren aufgrund von Hitzewallungen an Schlafstörungen, kann ein Präparat mit Wurzeln der Traubensilberkerze helfen.

Achtung: Wechselwirkungen

Schlafmittel, auch freiverkäufliche, können zu unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Klären Sie das vor der Einnahme unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker ab.

Fazit

Das Hauptproblem von Schlafmitteln ist, dass sie nicht die Ursache des Problems beseitigen und abhängig machen können. Daher sollten sie, wenn überhaupt, nur überbrückend und bei akuten Krisen angewendet werden.

Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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