Nachhaltigkeit Nachhaltige Wanderkleidung
Beim Kauf von Wanderkleidung legen die meisten Wert auf Funktionalität. Die Kleidungsstücke sollen atmungsaktiv, wasserabweisend und robust sein. Doch ein Mehr an Funktion bringt oft auch ein Mehr an Chemie mit sich. Nachhaltige Outdoorkleidung zu finden ist nicht ganz leicht. Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Alexandra Achenbach gibt Tipps, wie Sie Ihre Wanderkleidung mit "grünem Gewissen" auswählen können.
Wanderkleidung ist nachhaltig, wenn sie umweltschonend produziert wurde und aus nachhaltigen Rohstoffen und Materialien besteht, aber auch unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden ist.
Mit den folgenden Tipps treffen Sie bei Ihrem nächsten Einkauf eine umweltfreundliche Wahl.
Tipp 1: Chemikalien einsparen
Outdoormode ist oft mit einer Reihe vielversprechender Hightech-Funktionen ausgestattet. Hinter vielen dieser Materialien steckt eine höhere Menge schädlicher Chemikalien. Deshalb ist, ökologisch betrachtet, oft weniger mehr. Funktionen, die für den Extrembergsteiger wichtig sein können, benötigen beispielsweise Gelegenheitswanderer nicht. Stellen Sie sich deshalb die Frage: Was brauche ich wirklich? Muss es die Highend-Funktionsjacke sein? Oder reicht vielleicht auch eine vielseitig einsetzbare Wolljacke?
Tipp 2: Müll vermeiden
Achten Sie beim Kauf auf gute Verarbeitung und Reparaturfähigkeit, um Ihre neue Wanderkleidung möglichst lange nutzen zu können.
Tipp 3: Mikroplastik vermeiden
Neben der Langlebigkeit spielen auch die verwendeten Materialien eine große Rolle.
Grundsätzlich gilt: je höher der Anteil an Naturfasern, desto besser.
Outdoorkleidung aus Naturfasern galt zwar lange Zeit als undenkbar. Doch auf dem Markt hat sich viel getan. Geeignete Naturfasern für Wanderkleidung sind zum Beispiel Wolle oder Kapok.
Naturfasern sind im Gegensatz zu Kunststoffen nicht nur bei der Herstellung schonender zur Umwelt, sie belasten diese auch nicht mit schädlichem Mikroplastik. Die winzigen Plastikpartikel lösen sich nämlich bei synthetischen Stoffen und Kunststofffüllungen bei jeder Wäsche heraus und gelangen übers Abwasser in Flüsse und Meere, ziehen Giftstoffe an und werden von Fischen und Muscheln gefressen.
Gut zu wissen:
Eine einzige synthetische Fleece-Jacke kann bis zu 1.900 Fasern pro Wäsche freisetzen, die sich, wenn sie in die Natur gelangen, dort über Jahrhunderte nicht abbauen.
Müssen es doch Chemiefasern sein, dann am besten Recycling-Fasern. Sie werden zum Beispiel aus eingeschmolzenen PET-Flaschen hergestellt, aus Verpackungsmüll, gebrauchten Teppichen oder ausrangierten Fischernetzen. Recycling-Fasern verbrauchen bei der Herstellung im Optimalfall nur halb so viel Energie und verursachen einen halb so hohen CO2-Ausstoß als herkömmliche Fasern, die aus Rohöl synthetisiert werden.
So erkennen Sie Plastik in Textilien
Jedes Textilprodukt hat ein Etikett, auf dem die verwendeten Rohstoffe aufgelistet sind. Skepsis ist geboten, wenn die Namen "chemisch" klingen, viele Ypsilons darin vorkommen oder der Name auf -lon endet (Beispiele: Nylon, Polyester, Polyacryl).
Tipp 4: Zeitlos statt Trend
Bei jedem Kleiderkauf sollte Vielseitigkeit vor schnelllebigem Trend stehen, denn mit zeitlosen Schnitten und Farben haben Sie lange Freude an Ihrem Lieblingsstück. Das gilt nicht nur für Wanderkleidung, sondern für jegliche Kleidung.
Tipp 5: Gebraucht kaufen
Passt Ihnen Ihre Wanderkleidung nicht mehr oder gefällt Ihnen die Farbe oder der Schnitt nicht mehr, können Sie diese gebraucht verkaufen. Und warum nicht selbst gebrauchte Wanderkleidung kaufen? Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.
Tipp 6: Auf Textil-Siegel achten
Achten Sie beim Kauf auf bekannte Siegel wie zum Beispiel: Fair Wear oder Bluedesign und Produkte mit dem Hinweis "PFC-frei", "PFC free" oder "Fluorocarbon Free DWR" (frei von gesundheits- und umweltschädlichen Imprägnierungen mit per- und polyfluorierten Chemikalien, sogenannten PFC).
Bei Naturmaterialien wie Wolle oder Daune spielen zudem Standards wie "Mulesing-free", "Global Traceable Down Standard (Global TDS)" und "Responsible Down Standard (RDS)" eine Rolle. Mit diesen Zertifizierungen und Bezeichnungen können Sie sicherstellen, dass für die Herstellung keine Tiere durch Bedingungen wie Lebendrupf, Stopfmast oder Verstümmelungen gequält wurden.
Viel Spaß beim Wandern wünschen Alex Achenbach und "Wir in Bayern"!