Hunde So gewöhnen Sie Ihrem Welpen das Beißen ab
Hundewelpen sind superniedlich und spielen mit allem, was sie zwischen die Zähne bekommen. Auch die Hände und Füße ihrer Besitzer sind ein spannendes Spielzeug, in das junge Hunde mit Vorliebe hineinbeißen. Beim erwachsenen Hund ist Beißen allerdings gar nicht mehr drollig. Deshalb sollten Sie es Ihrem Welpen so früh wie möglich abgewöhnen. Wie Sie das hinbekommen, verrät Hundetrainerin Anja Petrick.
Ein Welpe beißt alles an, was er findet. Neben Leine, Schuhen oder Hosenbeinen schnappt er auch nach den Körperteilen seiner Besitzer. Eine wichtige Lektion ist es deshalb, ihm beizubringen, was er mit seinen Zähnen bearbeiten darf und was nicht.
Wieso nagen Welpen so gern an allem?
Welpen erkunden viel mit dem Maul, außerdem beruhigt und entspannt sie das Kauen. Das Maul ist für Welpen so ähnlich wie für uns unsere Hände. Alles, was wir greifen und ertasten, erkunden Welpen mit dem Maul und spielen auch sehr intensiv mit "Maulgebrauch".
Gibt es Entwicklungsphasen, in denen der Welpe dies verstärkt macht?
Ab der 7. Woche wird vermehrt gebissen und auch die Beißhemmung erlernt. Diese ist nicht angeboren. Welpen müssen lernen, wie fest sie zubeißen dürfen, um anderen nicht weh zu tun.
Die Beißhemmung
Normal entwickelte Hunde beißen nicht ohne Not oder triftigen Grund. Das regelt die sogenannte Beißhemmung, ein Verhalten, das dafür sorgt, dass sich Hunde beim Kampf untereinander nicht verletzen. Welpen erlernen dieses Verhalten ab etwa der vierten Lebenswoche in der Interaktion mit ihren Eltern und Geschwistern. Beißt der Welpe beispielsweise einen Geschwisterwelpen, wird sich dieser das nicht gefallen lassen und zurückschnappen, was wiederum Schmerzen verursacht. Der Welpe lernt, dass nach einem Biss zurückgebissen wird, also etwas Unangenehmes folgt.
Ab wann sollte ich dem Welpen das Beißen abgewöhnen?
Ein Welpe ist zwar noch klein. Dennoch sollten Sie von Anfang an darauf achten, dass er lernt, woran er knabbern darf und woran nicht. Dazu sollte er viele Dinge haben, an denen er ausdrücklich herumnagen darf.
Welche Hilfsmittel brauche ich?
Besorgen Sie Ihrem Welpen möglichst viele verschiedene Spielzeuge, zum Beispiel ein Knotenseil, Spielzeug aus Hartgummi oder aus Holz, ein stabiles Stofftier und so weiter, damit sich der Welpe das heraussuchen kann, worauf er am liebsten kaut.
Der Zahnwechsel:
Je nach Hunderasse findet zwischen dem vierten und siebten Lebensmonat der Zahnwechsel statt. Dieser verursacht oft einen unangenehmen Druck und Juckreiz. Der Welpe kaut und nagt jetzt verstärkt, um sich Linderung zu verschaffen.
Wie trainiere ich dem Welpen das unerlaubte Beißen ab?
Das Training läuft quasi nebenbei im Zusammenleben mit dem Welpen. Wie bei allem, was Hunde lernen sollen, ist es wichtig, konsequent und geduldig zu bleiben. Erst einmal versuchen Sie alles zu sichern, was der Welpe nicht haben darf. Räumen Sie also Gegenstände wie Schuhe oder Kinderspielzeug auf, sonst wären Sie ständig damit beschäftigt, Ihrem Welpen hinterherzurennen und ihm alles zu verbieten. Das macht weder Ihnen noch dem Welpen Spaß.
Erziehung bedeutet Anwesenheit. Wenn Sie sehen, dass der Welpe sich gerade einen herumliegenden Schuh oder ähnliches schnappen möchte, lenken Sie ihn sofort auf ein tolles Spielzeug um und räumen den Schuh weg. Hat Ihr Welpe etwas im Maul, das er nicht nehmen darf, tauschen Sie es gegen ein interessantes Spielzeug ein.
"Die wilden fünf Minuten"
Jeder Welpe hat die berühmt-berüchtigten wilden fünf Minuten - die meist länger dauern. In der Regel sind es 15 bis 20 Minuten, in denen Ihr Welpe wild ist, durch die Wohnung rennt und in alles Mögliche beißt, was ihm gerade unterkommt. In diesem Zeitrahmen ist das ein völlig normales Welpenverhalten. Es tritt oft am Abend oder nach den Mahlzeiten auf.
Wenn dieses Verhalten allerdings direkt nach einem Spaziergang passiert, länger als 20 Minuten dauert und sehr heftig wird, war Ihr Welpe zu vielen Reizen ausgesetzt und ist nun überdreht.
Hier ist es ganz wichtig, sich den Tagesablauf anzuschauen und darauf zu achten, dass Sie nicht zu lange mit Ihrem Hundekind Gassi gehen oder sich zu Hause zu viel mit ihm beschäftigen. Welpen brauchen viel weniger Auslastung als ein ausgewachsener Hund, dafür aber 18 bis 22 Stunden Ruhephasen und Schlaf am Tag. "Nach müde kommt blöd" gilt auch für Hundekinder…
Wenn Ihr Welpe seine "wilden fünf Minuten" hat, können folgende Dinge helfen:
- Sagen Sie laut "Aua", drehen sich weg und brechen Sie das Spiel ab, sobald der Welpe zu fest zubeißt.
- Versuchen Sie, den Welpen auf ein Spielzeug umzuleiten, in das er beißen darf, anstatt Sie als lebendes Spielzeug zu gebrauchen.
- Oft sind die "Anfälle" zu bestimmten Uhrzeiten oder nach dem Gassigehen. Bevor Ihr Welpe wild wird, bieten Sie ihm etwas zum Kauen an, zum Beispiel welpengerechte Kaustangen oder einen gefüllten Kong. Kauen beruhigt, so kann sich Ihr Welpe an der Kaustange oder am Kong "in die Ruhe kauen".
- Begrenzen Sie Ihren Welpen räumlich durch ein Kindergitter: Wird er zu heftig, können Sie selbst über das Kindergitter steigen oder den Kleinen dahinter setzen. So wird er nicht weggesperrt, aber sieht, hört und riecht seine Menschen noch, gleichzeitig ist es ein effektiver Spielabbruch. Hier ist es wichtig, den Welpen erst wieder dazuzuholen, wenn er sich auch wirklich beruhigt hat und einen Moment ruhig geblieben ist. Falls er sofort wieder anfängt zu beißen, wenn Sie ihn dazuholen, setzen Sie ihn gleich wieder hinters Kindergitter.
- Selbst ruhig bleiben: Wenn Sie schimpfen und laut werden, puscht das Ihren Welpen nur noch mehr hoch. Bleiben Sie stattdessen selbst ruhig und sehen das Ganze nicht als persönlichen Angriff. Manche Welpen brauchen einfach unsere Hilfe, um besser zur Ruhe zu kommen.
Wie lange dauert es, bis der Welpe nicht mehr beißt?
Das ist unterschiedlich und kann je nach Rasse, Temperament und Umgang mit dem Welpen schnell gehen oder länger dauern. In der Regel ist das Schlimmste ab dem fünften bis sechsten Lebensmonat geschafft. Der Zahnwechsel ist mit dem siebten Lebensmonat abgeschlossen, spätestens dann sollte es besser werden.
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Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!