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Zahnmedizin Antworten auf dringende Fragen an den Zahnarzt

Wann waren Sie das letzte Mal beim Zahnarzt? Vielen Menschen wird mulmig im Bauch, wenn sie an ihren nächsten Besuch dort denken. Aber nicht nur aus Angst, sondern auch aus Unwissenheit und Informationsmangel. Deshalb beantwortet Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand die dringendsten Fragen seiner Patienten.

Stand: 16.05.2022

Zahnbehandlung beim Zahnarzt | Bild: BR / MEV / Thomas Karl

Ist es sinnvoll, eine Munddusche zu benutzen?

In den Zahnzwischenräumen lagern sich Essensreste und Bakterien ab und können Gerüche und Entzündungen verursachen. Um die Zähne und das Zahnfleisch gesund zu halten, müssen diese gründlich entfernt werden. Die Munddusche arbeitet mit einem Wasserstrahl und kann festsitzende Ablagerungen an den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen nicht gründlich genug beseitigen. Daher müssen Sie dennoch Zahnseide oder ein Zahnzwischenraumbürstchen benützen.

In einzelnen Fällen kann eine Munddusche die Zahnpflege zwar unterstützen, zum Beispiel bei großen Lücken zwischen den Zähnen oder schwer zu reinigenden Stellen an Brücken oder Implantaten. Sie sollte aber keinesfalls das Zähneputzen ersetzen, ob elektrisch oder mit der Hand, sondern nur als Ergänzung dienen. Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt, ob eine Munddusche in Ihrem Fall einen Mehrwert bringt.

Ist es eine gute Idee, Amalgam-Füllungen durch Gold-Inlays zu ersetzen?

Amalgam-Füllungen sind eine stabile und dauerhafte Lösung für das Verschließen von Löchern. Solange sie intakt sind, keine Probleme bereiten und es keinen Hinweis auf einen Riss oder eine Kariesbildung gibt, müssen sie nicht ausgetauscht werden. Der Verdacht, dass das im Amalgam enthaltene Quecksilber aus der Füllung austritt und die Gesundheit beeinträchtigt, konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden.

Wer seine Amalgam-Füllungen ersetzen lassen möchte, sollte dies also nicht auf Verdacht tun, sondern nur bei Notwendigkeit, beispielsweise, wenn die Füllungen nicht mehr dicht sind.

Gold als Ersatz ist eine empfehlenswerte Lösung, denn das Edelmetall bringt hervorragende zahnmedizinische Eigenschaften mit und kann lange im Mund verbleiben. Für den sichtbaren Zahnbereich wäre Keramik allerdings noch besser geeignet, weil es zahnfarben und dadurch besonders unauffällig ist.

Warum sollte man regelmäßig alle sechs Monate zur Zahnreinigung gehen?

Die Fachgesellschaften empfehlen ein Intervall von sechs Monaten für die professionelle Zahnreinigung und -kontrolle. Die Häufigkeit hängt aber im Einzelfall von der individuellen Zahngesundheit und der persönlichen Zahnhygiene ab. Risikopatienten, die beispielsweise Probleme mit Parodontitis haben, sollten sogar öfter zur Zahnreinigung gehen, etwa alle drei Monate.

Wer nicht regelmäßig oder nur mit großen zeitlichen Abständen seine Zähne reinigen und vom Zahnarzt kontrollieren lässt, läuft Gefahr, dass die Risiken und Aufwendungen immer höher werden, weil Probleme nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Um Karies zu reduzieren und Parodontalerkrankungen,also Problemen mit dem Zahnfleisch, vorzubeugen, ist die professionelle Zahnreinigung und -kontrolle die beste Vorsorgemaßnahme. Sollten zum Beispiel Entzündungen am Zahnhalteapparat auf den Knochen übergehen, sind die Schäden nicht mehr rückgängig zu machen.

Warum kann nach der Zahnreinigung ein extra Termin fürs Polieren nötig werden?

Üblicherweise wird das Polieren im Rahmen der Zahnreinigung vorgenommen. Nach dem Entfernen von hartnäckigen Plaque- und Zahnsteinablagerungen mit einem Ultraschall- und Handgerät werden die Zähne poliert, um die Oberflächen glatt zu bekommen. Das beseitigt sowohl Verfärbungen als auch kleinere Unebenheiten und Stellen mit einer rauen Struktur auf den Zähnen, was Schutz vor weiterer Plaquebildung bietet.

Ein extra Termin fürs Polieren kann in Einzelfällen nötig werden, wenn der Patient beispielsweise Schwierigkeiten mit der Pflege hat und an bestimmten Stellen keine optimale Zahnhygiene betreiben kann. Dann werden weiche Beläge, die sich seit der Zahnreinigung gebildet haben und noch nicht mineralisiert sind, ein weiteres Mal wegpoliert.

Wie oft sollte man Röntgenbilder machen lassen?

Mehr als zwei Drittel des Zahnes sowie der umgebenden Struktur wie Knochen, Weichgewebe und Blutgefäße liegen unterhalb des Zahnfleischs und sind nicht allein durch eine visuelle Untersuchung im Mund zu beurteilen, sondern können nur auf Röntgenaufnahmen sichtbar gemacht werden. Bei Patienten, die anfällig für Karies sind, können Röntgenuntersuchungen beispielsweise helfen, Schwächen zu erkennen und zu behandeln, bevor der Karies weiter voranschreitet. Patienten, die Zahnersatz brauchen oder haben, benötigen häufiger Bilder als Patienten ohne Kronen, Brücken oder Implantaten. Wie häufig zahnmedizinische Röntgenaufnahmen erforderlich sind, hängt also von der persönlichen Mundgesundheit ab.

Grundsätzlich gilt fürs Röntgen: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Mit dem technischen Fortschritt wurden Röntgenfilme durch digitale Sensoren ersetzt, die feinste Details sichtbar machen können und dabei die Strahlenbelastung stark reduziert haben. Umfassende Studien haben gezeigt, dass der diagnostische Nutzen von Röntgenaufnahmen gegenüber den geringen Strahlenrisiken bei weitem überwiegt.

Gut zu wissen

Eine einzelne Röntgenaufnahme erzeugt etwa 5 µSv (Mikrosievert) Strahlenbelastung. Zum Vergleich:
- eine Flugreise (in rund 11.000 Meter Flughöhe): 5 µSv pro Stunde
- ein Tag auf der Erde (kosmische Strahlung und Bodenstrahlung): 10 µSv

"Bleiben Sie gesund" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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