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Zahnmedizin Zähne im Stress: Das hilft gegen nächtliches Knirschen

Es passiert meist in der Nacht und die Betroffenen merken nichts davon: sie reiben ihre Zähne stark gegeneinander, die Zahnmedizin spricht von Bruxismus. Etwa jeder zehnte Deutsche knirscht mit den Zähnen, Frauen häufiger als Männer. Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand erklärt, woran Sie erkennen, ob Sie zu den "Knirschern" gehören und was Sie dagegen tun sollten, um unangenehme Folgen zu vermeiden.

Stand: 09.07.2024 13:07 Uhr

Gestresster Mann im Bett | Bild: BR / Julia Müller

Beim Zähneknirschen reiben beziehungsweise pressen Betroffene die Zähne stark aufeinander und verursachen dadurch langfristige Schäden an der Zahnsubstanz. Sie tun es meist im Schlaf bei ausgeschaltetem Bewusstsein. Mediziner bezeichnen das Zähneknirschen als Parafunktion, denn die Aktivität des Kauapparates erfüllt keinen wirklichen Zweck. Trotzdem drücken "Knirscher" die Zähne mit sehr großem Druck aufeinander, wobei die Kaumuskeln mit stärkerer Beißkraft arbeiten als beim normalen Kauen.

Daran erkennen Sie, ob Sie nachts knirschen

Erste Hinweise können Kopfschmerzen oder muskuläre Verspannungen im Kopf-, Hals- oder Schulterbereich sein, insbesondere morgens nach dem Aufwachen. In seltenen Fällen kann durch Zähneknirschen sogar ein Tinnitus ausgelöst werden.

Typisch sind folgende Beschwerden, die sich durch andere Ursachen nicht erklären lassen:

  • Zahnschmerzen
  • Schmerzen in der Kaumuskulatur
  • Schmerzen im Kiefergelenk
  • Schmerzen im Bereich der Ohren
  • Kopf- und Nackenschmerzen

Folgen von Zähneknirschen

Die übermäßige Beanspruchung der Zähne führt zu Abschleifspuren oder Abplatzungen. In schweren Fällen können sich die Zähne verformen, lockern oder sogar ausfallen.

Das ist typisch:

  • Der Zahnschmelz wird abgeschliffen (Schlifffacetten) und rissig (Schmelzrisse).
  • Durch den fehlenden Zahnschmelz ist das Zahnbein nicht mehr ausreichend geschützt und die Zähne werden empfindlich, beispielsweise gegen Kälte, Hitze, Süßes oder Saures.
  • Es entstehen sogenannte "keilförmige Defekte"im Zahnhalsbereich am Übergang zum Zahnfleisch.
  • Die Zähne brechen oder lockern sich.
  • Die Kiefergelenke "verschleißen", es kann zu Entzündungen im Gelenk und zu Arthritis kommen, was Kieferfehlstellungen zur Folge haben kann. Das führt teilweise dazu, dass die Beweglichkeit im Kiefer eingeschränkt wird. Betroffenen ist es dann nicht mehr möglich, den Mund richtig zu öffnen oder es knackt dabei.

Hinweis:

Wenn Sie den Verdacht haben, mit den Zähnen zu knirschen, sollten Sie umgehend Ihren Zahnarzt aufsuchen.

Mögliche Ursachen für Zähneknirschen

Zähneknirschen ist das Resultat verschiedener Prozesse, die - je nach persönlicher Situation - unterschiedlich stark beteiligt sind.

Als wesentliche Ursache gelten psychische Faktoren wie Stress, Ängste, Sorgen, Trauer oder Wut. Der Patient "beißt" sich nachts wörtlich durch seine Probleme.

Als weitere Risikofaktoren diskutieren Wissenschaftler den Einfluss von Nikotin, Koffein und Alkohol, die Einnahme bestimmter Medikamente und genetische Einflüsse. Auch neue Füllungen und Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Implantate sowie eine falsche Zahn- oder Kieferstellung kommen als Ursache in Betracht.

Behandlung von Zähneknirschen

Diagnostiziert der Zahnarzt Zähneknirschen, wird er zunächst klären, ob der Zusammenbiss stimmt. Störende Füllungen oder Zahnersatz können meist problemlos angepasst werden. Als weitere Sofortmaßnahme wird der Zahnarzt eine individuelle Aufbissschiene anfertigen.

Die Aufbissschiene

Sie besteht aus transparentem Kunststoffmaterial und kann für die Zahnreihe im Ober- oder Unterkiefer angefertigt werden. Sie schützt die Zähne vor weiterem Abrieb und hilft, nachts den Kiefer zu entspannen.

Damit werden allerdings nur die Symptome, nicht aber die Ursache behandelt. Deshalb sollten sich Betroffene bewusst machen, welche Situationen im Alltag - möglicherweise unbewusst - Stress, Ängste oder Überforderung bewirken. Helfen kann dann das Erlernen von Entspannungstechniken (zum Beispiel Autogenes Training oder Yoga), in manchen Fällen auch eine Psychotherapie.

"Zähneknirschen kann ernsthafte Zahnschäden und Schmerzen verursachen. Patienten, die vermuten, dass sie knirschen, sollten zeitnah einen Zahnarzt aufsuchen. Dieser kann geeignete Maßnahmen zum Schutz der Zähne ergreifen. Daneben sollten Patienten auch die zugrunde liegenden Stressfaktoren angehen." Dr. Dietmar Hellebrand, Zahnarzt


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