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Zahnmedizin Zahnfleischentzündung vorbeugen und behandeln

Sie beginnt oft mit Zahnfleischbluten, kann sich ausweiten und zu einer Parodontose werden und im Extremfall sogar zu Zahnausfall führen: die Zahnfleischentzündung. Was sind die Ursachen? Was sind die Begleiterscheinungen? Wie kann ich vorbeugen und wie behandeln? All diese Fragen beantwortet Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand.

Stand: 21.05.2021

Frau mit schmerzhafter Zahnfleischentzündung im Mund hält Finger an Zahn | Bild: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke

Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist nicht nur unangenehm, sie kann auch, gerade wenn sie chronisch wird, zu einer echten Gefahr für den gesamten Organismus werden.

Was sind die ersten Symptome?

Wenn ihr Zahnfleisch beispielsweise beim Zähneputzen, bei der Verwendung von Zahnseide oder beim herzhaften Biss in einen Apfel zu bluten beginnt, sollten Sie aufmerksam werden. Tritt das Zahnfleischbluten vermehrt auf? Welche Farbe hat Ihr Zahnfleisch? Wenn es nicht blassrosa sein sollte, sondern an den Rändern geschwollen und gerötet, hat es sich möglicherweise entzündet.

Oft ist dieses erste Stadium der Gingivitis noch nicht mit Schmerzen verbunden. Oft kann hier eine gründliche häusliche Zahnpflege und geeignete Mundspül-Lösung Abhilfe schaffen. Wenn die Entzündung nach 2-3 Tagen nicht abgeklungen ist, sollten Sie unbedingt einen Zahnarzt aufsuchen. Wenn sich die Entzündungszeichen um Implantate finden, sollte der Zahnarzt ohne abzuwarten sofort aufgesucht werden.

 Was sind die Ursachen für eine Gingivitis?

Auch wenn das keiner gerne hört: Der häufigste Grund für eine Zahnfleischentzündung ist mangelnde Zahnhygiene. Doch auch andere Faktoren können eine Rolle spielen und die Erkrankung begünstigen:

  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Rauchen
  • Stress
  • Trockener Mund
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Hormonelle Veränderungen
  • Bestimmte Medikamente

Von Gingivitis zu Paradontitis

Der Verlauf einer Zahnfleischentzündung lässt sich, wenn die Ursache mangelhafte Zahnhygiene ist, kurz zusammenfassen: Auf den Zähnen bildet sich ein schädlicher, bakterieller Biofilm, genannt Plaque. Dieser Belag ist der ideale Nährboden für Keime, deren Stoffwechselprodukte (Säure und Toxine) in den Sulcus gelangen, das ist die schmale Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch. Die Folge ist eine Entzündung.

In der Zahnarztpraxis wird mit Hilfe einer Sonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen, um den Grad der Entzündung festzustellen. Je fortgeschrittener die Gingivitis ist, desto tiefer sind sie. Ab einer Tiefe von 3,5 Millimetern lautet die Diagnose dann nicht mehr Gingivitis, sondern kann auf eine Paradontitis hinweisen. Wenn das Zahnfleisch mit dem Knochen schon so weit zurückgegangen ist, droht der Zahn auszufallen.

Um dem vorzubeugen und den Status quo zu halten, wird der Zahnarzt zunächst eine Reinigung oberhalb und anschließend unterhalb der Zahnfleischgrenze durchführen. Ergänzend können Lasertherapien, Pro- und Antibiotika, Pulver-Wasserstrahlverfahren und weiteres zum Einsatz kommen, um der Erkrankung Einhalt zu gebieten.

Aphten und Pilze

Eine Entzündung kommt selten allein. Oft geht sie mit unbequemen Begleiterscheinungen einher, eventuell bedingen sie sich auch gegenseitig.

  • Aphten sind schmerzhafte Schädigungen der Mundschleimhaut, oval oder rund, mit einem gelblichen/gräulichen Belag und einem entzündeten Rand. Die Behandlung erfolgt meist symptomatisch mittels schmerzlindernder Salben. Auch sollten beschwerdeverursachende Nahrungsmittel (säurehaltig) vermieden werden. Auch Silbernitrat oder Lasertherapien können die Heilung positiv beeinflussen.
  • Mundsoor, eine Pilzinfektion, weißliche Belege auf geröteter Schleimhaut. Dabei sollte unbedingt ein HNO- Arzt, Zahnarzt, oder Kieferchirurg aufgesucht werden. Hier kommen Medikamente, sogenannte Anitimykotika zum Einsatz.

Vorbeugung

Regelmäßiges, gründliches Zähneputzen ist selbstverständlich die beste häusliche Vorsorge. Neben der herkömmlichen Zahnbürste hat sich auch die Verwendung einer Zahnzwischenraum-Bürste bewährt.

Abgesehen davon empfiehlt sich die regelmäßige, professionelle Zahnreinigung in der Praxis mindestens zwei Mal jährlich (kann im Bedarfsfall auch häufiger erforderlich sein). Hier werden Plaque und Zahnstein gründlich entfernt.

Eine Anpassung der Lebensgewohnheiten kann unter Umständen erforderlich sein.

Generell gilt: Je früher therapiert wird, umso besser die Heilungschancen.

"Bleiben Sie gesund!" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern".


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