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Zahnmedizin Was tun bei einer Zahnwurzelentzündung?

Beim Begriff Zahnwurzelentzündung denken viele an heftige Schmerzen und eine dicke Backe. Doch manchmal verursacht eine beginnende Entzündung keine akuten Probleme. Umso wichtiger ist es, schon erste, scheinbar leichte Symptome ernst zu nehmen. Denn bleibt eine Entzündung unbehandelt, kann das schwerwiegende Folgen für den gesamten Organismus haben. Wie eine Zahnwurzelentzündung geheilt werden kann, erklärt Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand.

Stand: 21.11.2022

Zahnmedizin: Was tun bei einer Zahnwurzelentzündung?

Ist die "Zahnwurzel" entzündet, so ist in Wahrheit nicht die Wurzel selbst betroffen, sondern der sensibelste Teil des Zahnes: das Gewebe tief im Inneren, die sogenannte Pulpa. Das ist meist äußerst schmerzhaft.

Symptome für eine Zahnwurzelentzündung

Erste Symptome sind eine erhebliche Überempfindlichkeit auf Kälte und insbesondere auch auf Wärme. Typisch sind außerdem Schmerzen und ein Druckgefühl am entzündeten Zahn. Diese treten anfangs nur bei Provokation auf, etwa beim Aufbeißen oder beim Abklopfen des betroffenen Bereichs. Sobald sich das Zahnmark im Inneren des Zahns entzündet (in der Fachsprache „Pulpitis“), entsteht ein ziehender und pochender, starker Dauerschmerz.

Achten Sie schon in den Anfängen auf folgende Symptome:

  • erhöhte Empfindlichkeit bei Hitze oder Kälte
  • Schwellungen und Rötung
  • Zahnhals liegt durch Zahnfleischrückbildung frei
  • Eiterbildung oder Flüssigkeit am Zahnfleisch, verbunden mit Mundgeruch
  • Schwächung des Immunsystems
  • geschwollene Lymphknoten am Hals, insbesondere auf der betroffenen Seite

Wichtig:

Treten die beschriebenen Symptome auf, sollten Sie unbedingt eine Zahnarztpraxis aufsuchen. Kalte Kompressen und Medikamente gegen Schmerzen sind allenfalls als Überbrückung zu empfehlen, um die akuten Schmerzen zu lindern, helfen aber wenig.

Wie entsteht eine Zahnwurzelentzündung?

In seltenen Fällen kann eine Entzündung durch mechanische Auslöser verursacht werden, zum Beispiel einen Schlag auf den Zahn oder Zähneknirschen.

Meist ist jedoch Karies die Ursache einer Zahnwurzelentzündung. Werden die Kariesbakterien nicht frühzeitig bekämpft, zerstören sie den Zahn Schicht für Schicht, bis sie im Inneren angelangt sind:

Über Löcher im Zahnschmelz dringen die Bakterien ins Zahnmark (Pulpa) ein und breiten sich im Bereich der Zahnwurzel aus, wo sie die Nerven angreifen können. Erreichen die Kariesbakterien die tieferen Wurzelkanäle, können sie über die Wurzelspitze den Kieferknochen schädigen und sich weiter im gesamten Organismus verbreiten.

Mögliche Folgen sind:

  • eitriger Abszess
  • Verlust der Zahnstabilität durch Knochenschwund
  • Zahnverlust
  • Ausschwemmung von Bakterien ins Blut- und Abwehrsystem, was zu (chronischen) Krankheiten des Organismus führen kann, beispielsweise zu Herzbeutelentzündungen

Die Bedeutung der Pulpa:

Die Pulpa (von lateinisch „pulpa“= Fleisch) im Zahninneren enthält die Blutgefäße und Nerven des Zahns und zieht sich bis in die Wurzel hinab. Sie ist durch die harte Zahnsubstanz vor Beschädigungen und direkter Einwirkung geschützt. Ihre Aufgabe besteht darin, den Zahn zu versorgen sowie mechanische und thermische Reize in Form von Schmerzen ans Gehirn weiterzuleiten.

Wenn der Schmerz stoppt

Hören die Schmerzen bei einer Zahnwurzelentzündung plötzlich auf, kann es sein, dass der Zahnnerv so massiv geschädigt ist, dass die Schmerzwahrnehmung unterbrochen ist – der Zahn ist „tot". Manchmal lässt der Schmerz auch nach, weil der eitrige Entzündungsherd einen Drainagegang, eine sogenannte Fistel gebaut hat und der Druck entweichen kann. Die Entzündung jedoch bleibt.

Auch bei bereits fortgeschrittenen Nervenschäden kann die Zahnwurzelentzündung schmerzfrei verlaufen. Der Zahn kann dann absterben, die Entzündung chronisch werden und sich ungehindert ausbreiten. Kinn und Wange schwellen an (die typische "dicke Backe"), und die Schmerzen strahlen in andere Bereiche des Kopfes aus.

Risikofaktoren für eine Zahnwurzelentzündung

Mangelernährung oder bestimmte Krankheiten, beispielsweise Diabetes oder Tumorerkrankungen, sowie ein beeinträchtigtes Immunsystem können die Entstehung und das Voranschreiten von Karies begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind:

  • unzureichende Zahnpflege und hoher Zuckerkonsum
  • Wurzelfehlbildungen
  • Wundheilungsstörungen
  • Fehlstellungen der Zähne (sehr schief wachsend oder eng aneinander liegend)

So stellt der Zahnarzt eine Zahnwurzelentzündung fest

Da sich eine Zahnwurzelentzündung nur indirekt erkennen lässt, ist ein Vorgespräch über die Art, die Dauer, die Intensität und den Auslöser der Beschwerden wichtig. Dazu werden das Gebiss und der betroffene Zahn eingehend untersucht. Ein Kältetest oder ein elektrischer Reiz geben Hinweise darauf, ob der Zahn noch vital oder bereits abgestorben ist. Ein Röntgenbild zeigt, ob eine Ursache erkennbar ist, zum Beispiel Karies unter der Füllung oder Krone, und ob die Entzündung bereits auf den Knochen übergegriffen hat.

Die Behandlung einer Zahnwurzelentzündung

Die Behandlungsmöglichkeiten hängen von der Art und dem Fortschritt der Zahnwurzelentzündung ab. Ziel ist es, den Entzündungsherd zu beseitigen und den Wurzelkanal bakteriendicht zu verschließen.

Zunächst wird die Oberfläche des Zahns gereinigt und kariöse Stellen beseitigt. Außerdem wird der Mund mit antibakteriell wirksamen Lösungen gespült, um eine Keimverschleppung beim Öffnen des Zahns zu verhindern. Begleitend können Medikamente wie Entzündungshemmer oder Antibiotika eingesetzt werden.

Wurzelbehandlung:
Standardverfahren ist eine Wurzelbehandlung. Der Zahn wird lokal betäubt und anschließend durch die Zahnkrone aufgebohrt, damit das entzündete Gewebe entfernt werden kann. Mithilfe von elektrischen Widerstandsmessungen kann der Zahnarzt die exakte Länge der Wurzel bestimmen.

Die Wurzelkanäle werden mit Spezialinstrumenten (Feilen) gereinigt und mit antibakterieller Lösung gespült, damit sie frei von Bakterien sind und die Entzündung aufgehalten wird. Anschließend werden die gesäuberten Wurzelkanäle mit einer Wurzelfüllpaste abgedichtet. Die Füllung ist gegebenenfalls noch provisorisch. Denn erst wenn der Zahn gänzlich beschwerdefrei ist, wird in einer weiteren Sitzung die definitive Füllung eingebracht. Kontrolliert wird mit Röntgenbildern.

Wurzelspitzenresektion:
Bei anhaltenden Beschwerden oder weiter bestehender chronischer Entzündung wird unter Umständen eine sogenannte Wurzelspitzenresektion nötig. Hierbei handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem ein Stück der Wurzelspitze und gegebenenfalls entzündetes Gewebe im Knochen entfernt wird. Falls notwendig, werden auch Teile der Wurzelkanäle, die zuvor nicht erreicht werden konnten, von der Wurzelspitze aus abgedichtet.

Sollte auch diese Methode nicht erfolgreich sein, muss der Zahn entfernt werden.

So können Sie einer Zahnwurzelentzündung vorbeugen

Achten Sie in erster Linie auf eine gute Mund- und Zahnhygiene. Putzen Sie mindestens zweimal täglich die Zähne, am besten morgens und abends nach dem Essen. Reinigen Sie auch die hinteren Zähne und die Zahninnenflächen, die oft vernachlässigt werden. Säubern Sie die Zahnzwischenräume mindestens einmal täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürsten. Verwenden Sie hin und wieder eine Mundspülung. Und gehen Sie regelmäßig zum Zahnarzt.

"Problemstellen oder eine beginnende Karies sind für den Laien zunächst kaum identifizierbar. Vom Zahnarzt hingegen können sie frühzeitig erkannt und angemessen behandelt werden. Deshalb rate ich, halbjährlich zum Zahnarzt zu gehen, um eine professionelle Zahnreinigung und Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen."

Dr. Dietmar Hellebrand

"Bleiben Sie gesund" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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