Gesundheit Keuchhusten - in Bayern auf dem Vormarsch
Keuchhusten breitet sich weiter aus. Im vergangenen Jahr wurden in Bayern über 3.400 Fälle festgestellt. Von manchen als Kinderkrankheit belächelt, kann Keuchhusten jedoch jeden treffen und im schlimmsten Fall für Säuglinge sogar tödlich enden. Tipps von HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow.
Keuchhusten (Pertussis) wird von einigen als Kinderkrankheit gesehen, er kann jedoch jeden treffen. Hierzulande trifft es immer mehr Jugendliche und Erwachsene, die sich nicht ausreichend gegen Keuchhusten schützen. Diese wiederum können Säuglinge, Kleinkinder, Senioren und Menschen mit einer Grunderkrankungen anstecken, was eine zunehmende Gefahr darstellt. Und: Der durch Bakterien ausgelöste Keuchhusten ist eine hoch ansteckende Krankheit und zählt zu den häufigsten Infektionserkrankungen der Atemwege. Der Erreger bildet Giftstoffe, durch die die Schleimhäute der Atemwege geschädigt werden.
Der Erreger wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Sprechen, übertragen. Die Reichweite beträgt übrigens bis zu einen Meter. Fast jeder Kontakt zwischen einem Keuchhusten-Patienten und einem nicht geschützen Menschen führt zur Ansteckung. Selbst ein gesunder Mensch, der sich gegen Keuchhusten hat impfen lassen, kann von den Erregern besiedelt werden. Zwar erkrankt der Geimpfte selbst nicht, er kann aber die Keuchhusten-Bakterien an andere Personen weitergeben.
Ein Keuchhusten verläuft üblicherweise in drei Stadien
- In den ersten 1-2 Wochen treten leichte Erkältungsbeschwerden wie Husten, Schnupfen und Schwäche auf, selten kann es auch zu Fieber kommen.
- Anschließend beginnt die Phase des Hustens, der meist langwierig und trocken ist. In Anfällen kommt es - meist nachts - zu krampfartigen Hustenstößen, die oftmals mit einem keuchenden Lufteinziehen enden. Daher auch der Name Keuchhusten. Oft wird zäher Schleim herausgewürgt und sich anschließend übergeben. Neben Appetit- und Schlaflosigkeit tritt in seltenen Fällen auch Fieber auf. In der Regel dauert diese Phase 4-6 Wochen.
- Darauf folgt eine ca. 6-10 wöchige Erholungsphase, in der die Hustenanfälle allmählich weniger werden. Kalte Luft, körperliche Anstrengung und Rauchen kann allerdings noch Monate später einen Reizhusten auslösen.
Keuchhusten kann bei Säuglingen zu lebensbedrohlichen Atemstillständen führen. Insbesondere im ersten Lebensjahr kann Keuchhusten außerdem zu einer Lungen- und Mittelohrentzündung führen, in seltenen Fällen kommt es sogar zu Krampfanfällen. Durch die Atemaussetzer bei Hustenanfällen kann es zu Sauerstoffmangel kommen, der - wenn auch in seltenen Fällen - eine Schädigung des Gehirns zur Folge haben kann.
Zu möglichen Dauerschäden zählen Lähmungen, Seh- oder Hörstörungen sowie geistige Störungen.
Die ersten Symptome brechen meist eine Woche nach Ansteckung, manchmal aber auch erst nach drei Wochen auf. Schon kurz bevor die ersten Beschwerden auftreten, sind die Betroffenen ansteckend. Die höchste Übertragungsgefahr besteht in der Erkältungsphase, also in den ersten ein bis zwei Wochen.
Bekommen Keuchhustenpatienten ein Antibiotikum, verringert sich die Übertragungsfähigkeit auf fünf Tage nach Behandlung.
Zu unterscheiden vom Keuchhusten sind die Erkrankungen "Krupp" und "Pseudokrupp" - beide erzeugen ebenfalls eine Atem-Enge mit Husten. Krupp ist die Infektion des Kehlkopfes und der Luftröhre durch Diptherie-Erreger - heutzutage dank Impfung eine sehr seltene Erkrankung. Pseudokrupp ist ein viraler Infekt mit Schwellung der Schleimhaut unterhalb der Stimmbänder. Er betrifft überwiegend Kleinkinder und führt zu nächtlicher Atem-Enge mit einem typischen Einatemgeräusch. Die Behandlung der oben genannten Infektionen unterscheidet sich von der Therapie des Keuchhustens.
- Räumliche Trennung und vor allem kein Kontakt zu Säuglingen, Kleinkindern und Senioren.
- Säuglinge unter sechs Monaten sowie Personen mit schweren Grunderkrankungen sollten bei Keuchhusten im Krankenhaus behandelt werden, da dort rechtzeitig Atemaussetzer erkannt werden können.
- Nehmen Sie Medikamente nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein.
- Die frühzeitige Einnahme von Antibiotikum kann die Hustenerkrankung verhindern oder zumindest verringern. Wird das Antibiotikum erst in der zweiten Phase eingenommen, kann dies zwar nicht die Krankheit verkürzen, allerdings die Dauer der Ansteckungsfähigkeit.
- Achten Sie auf eine reizarme Umgebung und trinken Sie viel, um den trockenen Husten zu verringern.
- Essen Sie im Hinblick auf Würgereiz und Erbrechen lieber über den Tag verteilt kleinere Mahlzeiten.
- Achten Sie bei einem Hustenanfall Ihres Kindes darauf, dass es aufrecht sitzt und den Kopf leicht vorgebeugt hält.
- Zum Schutz anderer dürfen Keuchhusten-Patienten laut Infektionsschutzgesetz Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Sofern es der Gesundheitszustand zulässt, dürfen Betroffene frühestens fünf Tage nach Einnahme des Antibiotikums oder aber drei Wochen nach Beginn des Hustens Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen.
- Sollten Sie Verdacht auf Keuchhusten haben, informieren Sie vor einem Arztbesuch die Praxis, damit diese Maßnahmen zum Schutz anderer treffen kann.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Schutzimpfung gegen Keuchhusten:
- Säuglinge: Vier Teilimpfungen im Alter von 2, 3 und 4 Jahren und mit 11-14 Lebensmonaten
- Kinder und Jugendliche: Je eine Auffrisch-Impfung mit 5-6 Jahren und 9-17 Jahren
- Erwachsene: Die nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphterie sollte einmalig in Kombination mit einer Keuchhusten-Impfung gemacht werden.
- Frauen im gebärfähigen Alter, Eltern, Großeltern, Tagesmütter und andere enge Kontaktpersonen von Säuglingen: Eine Impfung, falls in den vergangenen zehn Jahren keine Keuchhusten-Impfung erfolgt ist.
Übrigens: Menschen jeden Alters können sich mit Keuchhusten anstecken, auch wenn sie bereits eine Erkrankung überwunden haben. Der Schutz nach einer Keuchhusten-Erkrankung beträgt ca. sieben bis 20 Jahre, nach einer Keuchhusten-Impfung ca. vier bis zwölf Jahre.