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Studium in Frankreich Elektro- und Informationstechnik in Grenoble

Jakob Zietsch studiert Elektro- und Informationstechnik im Master an der TU München. Gerade ist er mit ERASMUS+ in Grenoble. Neben der erstklassigen Lehre am Institute of Technology genießt er das Theaterspielen und Eisklettern.

Von: Jakob Zietsch

Stand: 18.02.2016

Jakob Zietsch  | Bild: Privat

Kurz vor dem Ende meines Masterstudiums in Elektro- und Informationstechnik habe ich die Chance genutzt, ein Erasmus-Semester in Grenoble zu verbringen. Das Grenoble Institute of Technology, eine Ingenieursuniversität mit einem sehr guten Ruf innerhalb Frankreichs, ist ein Zusammenschluss aus mehreren kleineren "Schulen", die jeweils eine Vertiefungsrichtung anbieten.Fremde Sprache und Kulturen haben mich schon immer neugierig gemacht, deshalb habe ich im Gymnasium Französisch statt Latein gewählt, Eine Entscheidung von der ich besonders hier tagtäglich profitiere.

Kleine Gruppen statt Massenvorlesung

Für Grenoble habe ich mich aufgrund des sehr guten Rufes der Universität, der enorm positiven Erfahrungsberichte von ehemaligen Studenten und der traumhaften Bergkulisse mit den dazugehörigen Freizeitaktivitäten entschieden. Die Arbeitsweise an der Uni unterscheidet sich zum Teil stark von dem Arbeitsalltag an der TU München, meiner Heimatuniversität. Statt in Massenvorlesungen sitzt man mit maximal 40 Leuten in kleinen, sehr gut ausgestatteten Hörsälen.

"Die Atmosphäre in den Hörsälen ist durch die kleinen Gruppengrößen und dem direkten Kontakt zu den Professoren sehr angenehm."

(Jakob Zietsch)

Statt reiner Frontalvorlesung, Tutorien und schlussendlich einer einzelnen Abschlussprüfung hat man am INP (wie in vielen Écoles d’ingénieurs) kleine Projekte, Gruppenarbeiten, hält Präsentationen und schreibt viele Berichte oder Protokolle. Meist geschieht das in Dreierteams, wodurch die Arbeitsbelastung überschaubar bleibt.

Grenoble - eine Stadt mit Freizeitwert

Über den akademischen Alltag hinaus bietet die Universitätsstadt Grenoble unzählige Möglichkeiten das Leben zu genießen: Die meisten Studenten engagieren sich in zahlreichen Vereinen. Ich spiele unter anderem in einer Improtheatergruppe. Die anderen Mitglieder der Gruppe haben mich sofort gut aufgenommen und integriert, woraus sich viele gute Freundschaften entwickelt haben.

"Durch die Nähe zu den Bergen und den damit verbundenen Möglichkeiten ist Grenoble eine absolut sportverrückte Stadt."

(Jakob Zietsch)

Was man für Sport treibt, wird auch gerne mal vor dem Namen erfragt. Mit Klettern, Badminton und Wandern bin ich eher noch unter dem Schnitt. Selbst seitens der Universität wird man motiviert, sich sportlich zu betätigen. Durch meine Klettertruppe, die von einem Professor betreut wird, verbessere ich nicht nur meine Technik und bin nahezu jedes Wochenende an der Felswand - ich sammle dabei auch noch ECTS-Punkte.

Selbstverständlich gibt es abseits der durchgängig positiven Erfahrungen auch ein paar Herausforderungen und Kuriositäten. Die größte Schwierigkeit war zu Beginn die sehr umständliche und träge Verwaltung: Man irrt öfter mit einem Stapel Papier von A nach B, nur um festzustellen, dass man vorher eigentlich zu D hätte gehen müssen. Kurios auf mich wirkt nach wie vor, abgesehen von den in Frankreich üblichen Wangenküsschen (sowohl für Frauen als für männliche Freunde), dass man sich gelegentlich über die englische Sprache mokiert.

Seit dem Tag, als ich in Grenoble angekommen bin, treffe ich jeden Tag auf Höflichkeit, Freundlichkeit und Toleranz mir und meinen unvollkommenen Französischkenntnissen gegenüber. Dadurch fühle ich mich in unserem Nachbarland sehr wohl und kann jedem nur empfehlen, vorbeizuschauen und sich selbst davon zu überzeugen.

"Wer Outdoor-Sport, gutes Essen und ein exzellentes Kulturangebot mag, der wird Grenoble lieben. Mir gefällt es hier so gut, dass ich meinen Aufenthalt bereits verlängert habe und noch sechs Monate bleibe."

(Jakob Zietsch)

Ziele für das kommende Semester: C1-Sprachniveau, eine "6c im Vorstieg" und eine ebenso schöne Zeit wie im vergangenen halben Jahr.

Länderinfo: Frankreich

  • Über 260 Millionen Menschen auf der ganzen Welt sprechen Französisch und in etwa 70 Staaten ist es sogar eine der offiziellen Landessprachen.
  • Das Hochschulsystem in Frankreich ist ein wenig komplizierter als in Deutschland: Grandes Ecoles sind Elitehochschulen, die sich auf eine sehr spezifische Fachrichtung spezialisiert haben. Sie haben meist ein eigenes strenges Auswahlverfahren. Die Instituts Universitaires de Technologie bieten kurze Studiengänge von in der Regel zwei Jahren an. Sie dienen meist Technikern und Arbeitern der Industrie- und Dienstleistungssektoren. Die eigentlichen Universitäten in Frankreich haben wie in Deutschland ein breiteres Spektrum an Fächern und Studienrichtungen.
  • An den Universitäten findet man, entsprechend den Departments und Fakultäten in Deutschland, verschiedene facultés oder auch Unité de Formation et de Recherche.  
  • Die Studiengänge unterteilen sich in drei Studienabschnitte (1er cycle, 2ème cycle, 3ème cycle). Seit 2006, nach den Bologna-Abkommen in Europa, haben die jeweiligen Abschlüsse landesweit einheitliche Namen: Licence, Master und Doctorat (entspricht Bachelor, Master und Promotion).

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