Franken - Kultur


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Geburtstagszeilen Ewald Arenz gratuliert Jean Paul

Stand: 15.03.2013 | Archiv

Lieber Jean,

Zwischen Tür und Angel will ich Dir schnell ein paar Zeilen zum Geburtstag schreiben. Nun habe ich Dich zwar eben erst kennengelernt und ich bin mir gar nicht sicher, wie ich zu der Ehre gekommen bin, auch zu dieser großen Geburtstagsgesellschaft eingeladen zu werden, aber so ist das wohl bei den ganz großen Jubiläen – ein Spaß ist so eine Riesenfeier ja nie.

Auf jeden Fall möchte ich Dir mit dieser Gratulationskarte eigentlich nur zweierlei sagen: Von alleine wäre ich nie zu Deiner Geburtstagsfeier gekommen, weil Du so schrecklich sentimental, verquer, romantisch verspielt und vor allem so hoffnungslos veraltete Literatur schreibst. Als ich Deine Rede gelesen habe, die du deinen Christus vom Weltgebäude herab sprechen lässt, hätte ich beinahe gelacht. So etwas geht heute echt nicht mehr. Wirklich gar nicht. Das ist verquaster Mist und wer es liest, weiß am Schluss nicht mal, ob Du jetzt für oder gegen die Atheisten bist, weil überall weinende Kinderleichen herumstehen, die nicht wissen, wo sie jetzt hin sollen. Nein. Das habe ich sofort zum Altpapier gelegt und mir vorgenommen, heute Abend lieber ins Kino zu gehen. Quentin Tarantino oder so – das sind heute die Reden vom Weltgebäude herab.

Ich bin aber doch da. Weißt Du, weshalb? Weil ich Dir dann nämlich noch eine Chance gegeben habe und den Titan gelesen habe. O Mann. Verdammt. Da ist auch eine ganze Menge romantischer Blumenschmuck drin, aber, ganz ehrlich: Da hast Du mich erwischt. Dein Cesara steht nämlich genau da über dem Lago Maggiore, wo ich vor ein paar Wochen mit einer wunderschönen, furchtbar komplizierten Frau stand, in die ich mich genauso verliebt habe wie Dein Cesara in das Mädchen über dem Wasser. Und genauso albern romantisch wie Dein Cesara habe ich auf die Borromäische Insel im Lago Maggiore gesehen und mir gewünscht, ich könnte diese ganze Welt umarmen. Und was Du in dem Roman alles schreibst, was Du alles schon weißt: Dein Cesara ritzt sich mit scharfen Klingen den Unterarm genauso wie heute die jungen Mädchen, wenn sie mit ihren Gefühlen nicht klar kommen. Er rennt sich die Seele aus dem Leib, wenn er verliebt ist und nicht weiß, was er tun soll. Er ist einfach genauso wie wir und ich habe mich von Deinem jahrhundertealten, verstaubten Roman einfangen lassen.

Deshalb bin ich heute da. Herzlichen Glückwunsch auch. Und – ganz unter uns Schreibern – wann wolltest Du eigentlich den richtig guten Wein aufs Buffett stellen? Denn irgendwie wollte ich dann doch mit Dir anstoßen.

Dein Ewald.

Ewald Arenz mit einer Selberlebensbeschreibung

Ewald Arenz ist mein Name und eigentlich bin ich Schriftsteller. Aber, wie das so geht in der Welt der Literatur, über kurz oder lang landet man dann bei der ältesten Form des Erzählens: Beim gesprochenen Wort. Seit einigen Jahren moderiere ich das Feiertagsfeuilleton, eine literarisch-musikalische und vor allem immer wieder heitere Sendung auf Bayern 2. Was so zu einer Biographie gehört, sind auch die Werke. Die bekanntesten Romane dürften wohl "Der Duft von Schokolade" und "Der Teezauberer" sein. Daneben habe ich noch eine Reihe von Romanen und Erzählbänden veröffentlicht, gerade erst erschien "Ein Lied über der Stadt". Es scheint, als ob meine Bücher im Großen und Ganzen gut ankommen, denn für mein literarisches Schaffen habe ich bereits einige Preise bekommen – darunter den Bayerischen Staatsförderpreis, den großen Kulturpreis der Stadt Fürth und den Literary Award der Handelskammer von Neapel. Auf Auszeichnungen für meine Moderatorentätigkeit dagegen warte ich noch zuversichtlich ...


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