Der Bleistift Werkzeug der kreativen Köpfe
Modezar Karl Lagerfeld macht es. Der britische Stararchitekt Norman Foster und Nobelpreisträger Günter Grass machten es auch. Sie alle entwerfen und entwarfen ihre ästhetischen Höhenflüge mit einem altmodischen Werkzeug - dem Bleistift. Gerade die Nürnberger Bleistifte haben viele berühmte Fans.
Reichskanzler Otto von Bismarck kaute gerne auf einem braunen, langen Bleistift herum. Dieser ist heute im Besitz des Schreibwarenherstellers Faber-Castell. Ein Unikat, das am Ende schwarz gefärbt ist, da Bismarck den Bleistift als Pfeifenstopfer benutzte. Franz von Lenbach oder Vincent van Gogh zeichneten begeistert mit den Stiften ohne Blei. Selbst heute noch schwärmen Prominente vom Bleistift: "Zeit zu haben für ein schwarzes Skizzenbuch und einen Bleistift, das ist für mich noch heute das kostbarste aller Güter", bekennt Norman Foster, der die neue Kuppel für den Berliner Reichstag gebaut hat, nach Angaben von Faber-Castell.
Unentbehrliches Hilfsmittel trotz Computer
Obwohl der Bleistift für den britischen Stararchitekten das kostbarste aller Güter ist, liegt er oftmals achtlos herum - im Kinderzimmer, im Büro oder zuhause auf dem Schreibtisch. Meist handelt es sich dabei um billige Massenware aus Fernost. Im Zeitalter des Computers scheint der Bleistift im Alltag keine allzu große Rolle mehr zu spielen, interessant nur noch für Nostalgiker. Nicht so bei Künstlern und Handwerkern, für die der Bleistift oft auch heute noch ein unentbehrliches Hilfsmittel ist.
Zeichnungen, Skizzen und Studien
Der deutsche Zeichner und Aktionskünstler Joseph Heinrich Beuys ließ sich für einen Katalog der Documenta - einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Kassel - sogar mit einem Nürnberger Bleistift portraitieren. Und der Leipziger Maler Neo Rauch bezeichnete Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell, den Vorstandsvorsitzenden der Firma Faber-Castell, buchstäblich als "Anstifter". Dieser hatte ihm eine Ladung Stifte ins Atelier gebracht, die ihm seinen großen Respekt vor der "Zeichnung als Stunde der Wahrheit" genommen haben sollen.
Vincent van Gogh schrieb im Juni 1883 in einem Brief an seinen Freund und Mentor, den holländischen Zeichner Anthon van Rappard: "Ich wollte dir noch erzählen von einer Sorte von Bleistiften von Faber, die ich gefunden habe. Die sind (…) sehr weich und von besserer Qualität als die Zimmermannsstifte, geben ein famoses Schwarz und man arbeitet damit sehr angenehm bei großen Studien."
Weltliteratur - mit Bleistift geschrieben
Mit Bleistiften ist auch schon Weltliteratur geschaffen worden. Schon Johann Wolfgang von Goethe bekannte sich als Bleistiftschreiber. Er griff nach eigenen Angaben "weit lieber zum Bleistift, der williger seine Züge hergab, da das Schnarren und Spritzen der Feder mich aus meinem nachtwandlerischen Dichten und Denken aufschreckte und ein kleines Produkt in der Geburt erstickte."
Literaturnobelpreisträger Günter Grass schrieb noch so manches Manuskript mit Bleistift. In seinem Roman "Ein weites Feld" ließ er sogar eine seiner Figuren von den Nürnberger Bleistiften schwärmen. Bleistifte sind nicht aus der Mode, sie gelten immer noch als Zauberstäbe in den Händen von Künstlern - und werden für Kreative ein Kultobjekt bleiben.