40 Jahre Gebietsreform "Wir haben deinen Landkreis aufgelöst"
Das Ende war rasch besiegelt: "Wir haben deinen Landkreis aufgelöst", bekam der Alzenauer Landrat quasi im Vorbeigehen zu hören. Für die betroffenen Orte war das ein Schock, doch Alzenau wurde auch so eine bedeutende Kommune.
Die Stadt Alzenau liegt dicht an der Grenze zu Hessen und profitiert von dieser Lage zwischen Frankfurt und Aschaffenburg. Viele tausend Arbeitnehmer pendeln täglich nach Alzenau, um dort in Hightech-Betrieben zu arbeiten. Laut Bürgermeister Alexander Legler (CSU) hat Alzenau eine hohe Lebensqualität. Es gibt alle Schularten, ein Schwimmbad, ein Amtsgericht und eine eigene Bauaufsichtsbehörde sowie zahlreiche Senioreneinrichtungen, kleine Geschäfte und einen Badesee. "Die Mischung stimmt einfach", meint Legler.
Expansion aus eigener Kraft
"Alzenau ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort mit rund 10.000 Arbeitsplätzen und das bei an die 19.000 Einwohner." Legler weist darauf hin, dass das, was in Alzenau gewachsen und entstanden ist, aus eigenen Kräften durch vorausschauende Planung von Stadtrat und Bürgermeistern geschaffen wurde. Vor 40 Jahren war Alzenau eine florierende Kreisstadt und Sitz des Landratsamtes. Im Zuge der Gebietsreform wurde der Landkreis Alzenau jedoch aufgelöst und dem Kreis Aschaffenburg eingegliedert.
Das Trauma von 1972
Alt-Bürgermeister Walter Scharwies erinnert sich noch gut an das Aus für den Kreis Alzenau. Der ehemalige Rathauschef spricht von einem Ausverkauf der Stadt im Jahr 1972. "Man hat hier bis auf eine kleine Zulassungsstelle und Straßenverkehrsbehörde alles plattgemacht, was es plattzumachen gab." Zur Zeit der Gebietsreform brachte Scharwies seine Einwände bei den zuständigen Stellen in der Landeshauptstadt München vor.
Zögerlicher Protest gegen die Gebietsreform
Im Kampf um den Erhalt seines Landkreises war Scharwies jedoch kein Erfolg beschieden. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Erlebnis mit dem damaligen Landrat Karl Lautenschläger (CSU): "Wir standen in München zur Rückfahrt am Bahnsteig. Und der spätere Justizminister Herrmann Leeb (CSU) steigt in den Zug und sagt: "Karl, eben haben wir Deinen Landkreis aufgelöst."Scharwies bedauert noch heute, dass der Kreissitz verloren ging und sich die Alzenauer kaum dagegen wehrten. Heute zeugt nur noch ein altes Plakat vom damaligen Protest. Darauf ist Folgendes zu lesen: "Wenn ihr Bayern unsern Landkreis auflöst, dann gehen wir nach Hessen, denn Bier gibt es auch in Hessen!"