Franken - Zeitgeschichte


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Reformbedarf Qualifizierung und Anwerbung von Fachkräften

Mit der Wirtschaft entwickelt sich der Bedarf an Arbeitskraft in Wellen. Gerade sieht sich Deutschland wieder einem wachsenden Bedarf an Fachkräften gegenüber – mit einem Anwerbeabkommen wie in den 1960er-Jahren ist es aber nicht mehr getan.

Von: Wolfram Weltzer und Rainer Aul

Stand: 04.03.2022 | Archiv

Flüchtlinge gegen Fachkräftemangel | Bild: picture-alliance/dpa

Bevor die Arbeitsämter ab den 1970er Jahren mit der zunehmenden Massenarbeitslosigkeit zu kämpfen hatten, war die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine gänzlich andere: Im Jahr 1960 gab es nur 150.000 Arbeitsuchende, denen 650.000 offene Stellen gegenüberstanden. Vor allem die Industrie und der Bau suchten Arbeitskräfte.

Türkische "Gastarbeiter" 1961 auf dem Flughafen in Düsseldorf

Die Bundesregierung begegnete dem mit den Anwerbeabkommen mit süd- und südosteuropäischen Ländern. In der Folge kamen Millionen von "Gastarbeitern" nach Deutschland, 870.000 kamen bis 1973 allein aus der Türkei.

Erst Anwerbestopp, dann Fachkräftesuche

Wegen der Ölkrise und der folgenden Rezession stieg in Deutschland die Arbeitslosigkeit, weshalb die Bundesregierung die Anwerbung stoppte. Heute ist die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland wieder ein wichtiges Thema. Dies betrifft vor allem Fachkräfte. So gab es bereits 1999 eine "Blue Card" für IT-Fachkräfte unter anderem aus Indien. Pflegekräfte werden mittlerweile mit dem Programm "Triple Win" nicht nur in Europa, sondern auch in Südostasien gesucht, unter anderem auf den Philippinen und in Vietnam. Profitieren sollen davon nicht nur die Pflegeeinrichtungen, sondern auch die ausländischen Pflegekräfte, die Aus- und Weiterbildung erhalten sowie die Herkunftsländer, deren Arbeitsmarkt entlastet werden soll.

Scheele: Jährliche Zuwanderung von 400.000 Fachkräften nötig

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, beziffert den Bedarf Deutschlands auf insgesamt 400.000 ausländische Fachkräfte pro Jahr. Dabei rechnet er bereits ein, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um Frauen noch stärker ins Erwerbsleben einzubeziehen und einheimische Arbeitskräfte besser zu qualifizieren. Die BA sieht sich deshalb selbst zunehmend als "Agentur für Qualifizierung".

Herausforderung "3D": Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung

Damit wolle sie den drei großen Herausforderungen Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung auf dem Arbeitsmarkt begegnen. Mit Dekarbonisierung ist dabei die Umstellung vor allem der Industrie auf klimaneutrale Produktion gemeint. Die Rolle Geflüchteter sieht die BA dabei für den deutschen Arbeitskräftebedarf nicht als zentral. Sie aufzunehmen sei zunächst eine humanitäre Frage. Dies habe für die Menschen aus Syrien gegolten und gelte jetzt auch für die Geflüchteten aus der Ukraine, sagte Scheele jüngst.


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