Modeblogger-Business Mit eigenem Label zum Erfolg
Über Fashion zu schreiben und jeden Tag ein "outfit of the day" zu posten, genügt Modebloggern nicht mehr. Viele machen ihren Blog zum Geschäft. Ihr Businessmodell: Styling, Beratung und inzwischen auch eigene Labels.
Das perfekte T-Shirt, die beste Pumphose, eine Seidenbluse, die am Abend wie über Tag funktioniert. So beschreibt Jessie Weiß die Lieblingsteile ihres neuen Modelabels "Jouur". Sie ist eine der ersten und erfolgreichsten Modebloggerinnen Deutschlands. Und jetzt hat die Chefin des Blogazines "Journelles" als eine der ersten deutschen Bloggerinnen auch ihr eigenes Modelabel.
"Modemacherin würde ich mich noch nicht nennen. Ich bin jetzt Creative Director des Labels und bin natürlich maßgeblich daran beteiligt, was es für Teile gibt. Aber Modedesignerin werde ich mich nie nennen, weil ich keine bin."
Jessie Weiß
Jessie verkauft ihre Kollektion nur online. Ihr Blog wird über 10.000 mal am Tag aufgerufen - womit sie ziemlich viele potenzielle Käuferinnen erreichen dürfte. Ihre Leserinnen sind die ideale Zielgruppe für das Label. Wäre nicht schon eine gewisse Plattform dagewesen, sie wäre nie auf die Idee gekommen ein Produkt zu entwickeln, sagt sie.
"Ich begleite seit Jahren Jungdesigner auch in Berlin und ich weiß einfach wie schwierig es ist."
Jessie Weiß
Der Weg vom Blog ins Business ist wirtschaftlich sehr clever: Erst etabliert man sich selbst als Marke, dann bringt man damit ein Produkt auf den Markt. Die leidvolle, anstrengende Arbeit, ein Label aufzubauen und eine Nische auf dem Markt zu finden, haben Blogger mit gewissem Erfolg längst erledigt. Blogger vermarkten ihre Persönlichkeit - und über ihre Persönlichkeit wiederum ihre Produkte.
Sie sind PR-Strategen, Markenbotschafter und Verkäufer in Personalunion. So ein Blogger-Business kann sogar zu einem Millionengeschäft heranwachsen. Das hat die amerikanische Bloggerin Chiara Ferragni im letzten Jahr mit ihrem Modelabel bewiesen. Soweit ist Jessie Weiß noch nicht - aber die Voraussetzungen stimmen, sagt Claudia Zakrocki, lange Zeit Bloggerin bei "Les Mads". Mit ihrem Selbstvermarktungstalent, sei Jessies Kollektion einfach der nächste logische Schritt.
Zuviel Kommerz vergrault die Follower
Claudia selbst verdient als Onlineredakteurin ihr Geld auf "konventionellere" Art und überlasst anderen die Kooperationen mit der Mode- und Beautyindustrie. Dabei gibt es da viele Möglichkeiten: Kollektionen, gesponserte Blogartikel und Product Placement sind lange nich alle Möglichkeiten mit dem Bloggen Geld zu machen: Die Bloggerin Friederike Franze von "Freiseindesign" schreibt für die Webseite der Schuhmarke Görtz. Die Mädels vom Blog "This is Jane Wayne" und Bloggerfreundin Mary von "Stil in Berlin" veranstalten mit einer Klamottenmarke einen Eiscreme-Markt. Und die Jungs von "Dandy Diary" entwerfen zusammen mit einem Sneakerlabel einen sehr teuren, blinkenden Turnschuh. Wichtig ist aber, die Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren.
"Es werden nur die Blogger Bestand haben, die auch mal Nein sagen, Produkte annehmen und testen und dann trotzdem eine schlechte Review schreiben."
Claudia Zakrocki
Ein Grundsatz, den auch die Jungs von "Dandy Diary" verfolgen. Auch um ihrem Ruf als pöbelnde Rampensäue der Onlinemodewelt nicht zu schaden, lehnen sie 70 Prozent aller Kollaborationsangebote ab. So einfach es also scheint als erfolgreicher Blogger damit auch erfolgreich Kohle zu machen, bleibt es doch ein schwieriger Balanceakt. Denn eines wissen die Blogger: Zuviel Kommerz vergrault die Follower.
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