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Koordination und Kondition Tischtennis: ein Sport für jedes Alter

Extrem schnell und sehr vielseitig: Ping Pong ist ein geselliger Sport und begeistert Menschen aller Altersstufen. Reporterin Veronika Keller traut sich an die Platte und erlebt, was den Reiz dieses Spiels ausmacht. Bei einem Match zeigt ihr Sportmediziner Prof. Martin Halle, wie beim Tischtennis Koordination und Kondition trainiert werden und Parkinson-Spezialist Prof. Bernhard Haslinger erläutert, warum Ping Pong auch für seine Patienten ein idealer Sport ist.

Von: Veronika Keller

Stand: 25.09.2023

Koordination und Kondition: Tischtennis: ein Sport für jedes Alter

"Das ist, finde ich, ein schöner Anblick: öffentliche Tischtennisplatten im Park oder am Spielplatz. Mir fällt immer wieder auf, dass da eine ziemlich gute Stimmung herrscht. Heute traue ich mich mal dazu."

Veronika Keller, Gesundheit!-Reporterin

Gesundheit!-Reporterin Veronika Keller steigt in ein Spiel mit ein. Tischtennis hat sie nie wirklich gelernt, sondern einfach als Kind drauflosgespielt. Verflixt schnell dieses Spiel! Gut, dass sie von ihren Mitspielern Tipps bekommt:

"So Veronika, ein Tipp: Beim Tischtennis ist es ganz wichtig, nicht wie eine Laterne gerade da zu stehen. Wir gehen ein bisschen runter wie der Torwart, wenn er auf den Ball wartet. Da spielt man gleich flacher und es geht alles viel besser."

Armin, Tischtennis-Spieler

Ping Pong: ein generationenübergreifender Sport

Es klappt gleich besser. Warum macht Tischtennis eigentlich so viel Spaß? Die Mitspieler haben eine Theorie: "Die Eintrittsschwelle ist ziemlich niedrig. Du siehst ja, man kann hierherkommen, jeder spielt sofort mit einem", meint Tischtennis-Spieler Christian. – "Es ist eine der wenigen Sportarten, die man bis ins hohe Alter spielen kann", findet Spieler Karl.

"Also für einen älteren Herren sag ich mal, dass es sehr angenehm ist, weil man viele junge Gegner hat, bissl generationenübergreifend, und vor allem dann lustig, wenn man dem mal eine Spritze verpassen kann. Weil normalerweise ziehen ja die Älteren den Kürzeren."

Joseph, Tischtennis-Spieler

Gutes Training mit niedriger Verletzungsgefahr

Sportmediziner Prof. Martin Halle von der TU München spielt mit seinen Mitarbeitern zwischendurch gern mal ein paar Bälle im Besprechungsraum. Als Jugendlicher hat er leistungsorientiert Tischtennis gespielt. Wie ordnet er die Sportart aus sportmedizinischer Sicht ein?

"Tischtennis ist ein Sport, der die Koordination trainiert, der aber auch für die Kognition wichtig ist, und damit eigentlich ein idealer Sport für ein Leben lang. Man unterschätzt die Herz-Kreislauf-Belastung eines ambitionierten Spielers. Die ist extrem hoch. Also, wer keine gute Grundlage in der Ausdauerleistung hat, der wird nie ein guter Spieler."

Prof. Martin Halle, Prävention und Sportmedizin, Klinikum rechts der Isar, München

Ein weiterer Vorteil neben der Fitness: Beim Tischtennis ist die Verletzungsgefahr sehr gering. Selbst wenn einen der Ball mal erwischt, ist das verkraftbar. Und nicht nur gesunde Menschen können Tischtennis spielen.

Tischtennis als Sport für Parkinson-Patienten

Seit fünf Jahren hat Jürgen Zender die Diagnose Parkinson. Seine Medikamente helfen ihm – aber an schlechten Tagen drängen die Symptome sich in den Vordergrund. "Das beginnt mit dem, dass die Stimme weggeht. Mein Parkinson ist linksseitig, manche Leute haben es auf beiden Seiten, ich habe es links. Das heißt, die Hand und der Arm werden dann steif. Ich kann nichts mehr machen, die Feinmotorik geht gar nicht. Beim Gehen würden Sie merken, dass ich leicht hinke", erklärt er.

Aber vor zwei Jahren entdeckte er, dass es eine Tätigkeit gibt, die seine Symptome besser werden lässt: Tischtennis.

"Ich stelle mich an den Tisch und spiele und die Symptome sind weg. Und ich spiele zwei Stunden Tischtennis, als hätte ich nie eine Krankheit gehabt und Sie würden nie sagen, der Mensch da hat Parkinson."

Jürgen Zender, Parkinson-Patient

Jürgen Zender engagiert sich im Verein "Ping Pong Parkinson". Die Idee stammt aus den USA, mittlerweile ist der Verein weltweit aktiv und hat allein in Deutschland 180 Stützpunkte. Zu Beginn gab es noch Hürden: "Das ist ja nicht selbstverständlich, dass ich als Parkinsonkranker in einen Tischtennisverein gehen kann und mitspielen darf. Als ich angefangen habe, hat es über ein Jahr gedauert, bis wir einen Verein gefunden haben", verrät Jürgen Zender.

"Ping Pong Parkinson" versucht Tischtennisvereine für erkrankte Spieler zu öffnen und veranstaltet große Turniere extra für Parkinson-Patienten.

Auch Neurologe Prof. Bernhard Haslinger vom Klinikum rechts der Isar empfiehlt Tischtennis:

"Tischtennis ist ein extrem schneller Sport, das heißt, man muss sehr schnell reagieren, man muss spontan reagieren, das heißt, die Reaktionsfähigkeit wird gefordert, die Fähigkeit, auf verschiedene Situationen zu reagieren wird gefördert und man bewegt sich. Parkinson-Symptome, gerade das Zittern, sind sehr abhängig von Aufregung und innerlicher Anspannung. D. h., wenn man entspannt an etwas anderes denkt, werden diese Symptome temporär besser. Es gibt andere Parkinson-Symptome wie Blockaden bei Bewegungen. Und wir wissen ganz gut, dass diese Blockaden durchaus auch verbessert werden, wenn ein Patient äußere Reize bekommt."

Prof. Bernhard Haslinger: Spezialambulanz für Parkinson Syndrome, Klinikum rechts der Isar, München

Ein kleiner Ball, der auf einen zufliegt, und das typische Tischtennis-Klick-Klack könnten so ein Reiz sein.

Ping Pong Parkinson-Treffen für Patienten

Beim Tischtennis-Training im TSV Neuried mischen sich einmal die Woche gesunde Spieler mit Parkinson-Patienten. Auch Jürgen Zender engagiert sich hier. Geht es ihm beim Spielen besser? "Auf jeden Fall. Ich bin lockerer, bin entspannter, der Kopf ist frei und ich fühl mich einfach rundum wohl", bestätigt er.

An der Platte am Rand macht der 16-jährige Jonathan gerade das sogenannte Eimertraining. Er ist kein Parkinson-Patient. Uli aber schon: Bei ihr würde erst mal gar nichts auffallen, aber sie hat die Diagnose schon seit sieben Jahren. Auch sie merkt einen Effekt beim Spielen: "Der Gleichgewichtssinn wird besser, die Schnelligkeit. Also man sieht, ich hab hier so ein Hämatom vom Fahrradfahren, weil ich einfach das Gleichgewicht dann verliere. Und das geht beim Tischtennis viel besser."

Bei Ping Pong Parkinson geht es nicht ums Punkte machen, sondern um Austausch und darum, gemeinsam schöne Ballwechsel zu schaffen – erkrankte und nicht erkrankte Spieler gemeinsam!


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