Koordination und Kondition Tischtennis: ein Sport für jedes Alter
Extrem schnell und sehr vielseitig: Ping Pong ist ein geselliger Sport und begeistert Menschen aller Altersstufen. Reporterin Veronika Keller traut sich an die Platte und erlebt, was den Reiz dieses Spiels ausmacht. Bei einem Match zeigt ihr Sportmediziner Prof. Martin Halle, wie beim Tischtennis Koordination und Kondition trainiert werden und Parkinson-Spezialist Prof. Bernhard Haslinger erläutert, warum Ping Pong auch für seine Patienten ein idealer Sport ist.
"Das ist, finde ich, ein schöner Anblick: öffentliche Tischtennisplatten im Park oder am Spielplatz. Mir fällt immer wieder auf, dass da eine ziemlich gute Stimmung herrscht. Heute traue ich mich mal dazu."
Veronika Keller, Gesundheit!-Reporterin
Gesundheit!-Reporterin Veronika Keller steigt in ein Spiel mit ein. Tischtennis hat sie nie wirklich gelernt, sondern einfach als Kind drauflosgespielt. Verflixt schnell dieses Spiel! Gut, dass sie von ihren Mitspielern Tipps bekommt:
Ping Pong: ein generationenübergreifender Sport
Es klappt gleich besser. Warum macht Tischtennis eigentlich so viel Spaß? Die Mitspieler haben eine Theorie: "Die Eintrittsschwelle ist ziemlich niedrig. Du siehst ja, man kann hierherkommen, jeder spielt sofort mit einem", meint Tischtennis-Spieler Christian. – "Es ist eine der wenigen Sportarten, die man bis ins hohe Alter spielen kann", findet Spieler Karl.
Gutes Training mit niedriger Verletzungsgefahr
Sportmediziner Prof. Martin Halle von der TU München spielt mit seinen Mitarbeitern zwischendurch gern mal ein paar Bälle im Besprechungsraum. Als Jugendlicher hat er leistungsorientiert Tischtennis gespielt. Wie ordnet er die Sportart aus sportmedizinischer Sicht ein?
"Tischtennis ist ein Sport, der die Koordination trainiert, der aber auch für die Kognition wichtig ist, und damit eigentlich ein idealer Sport für ein Leben lang. Man unterschätzt die Herz-Kreislauf-Belastung eines ambitionierten Spielers. Die ist extrem hoch. Also, wer keine gute Grundlage in der Ausdauerleistung hat, der wird nie ein guter Spieler."
Prof. Martin Halle, Prävention und Sportmedizin, Klinikum rechts der Isar, München
Ein weiterer Vorteil neben der Fitness: Beim Tischtennis ist die Verletzungsgefahr sehr gering. Selbst wenn einen der Ball mal erwischt, ist das verkraftbar. Und nicht nur gesunde Menschen können Tischtennis spielen.
Tischtennis als Sport für Parkinson-Patienten
Seit fünf Jahren hat Jürgen Zender die Diagnose Parkinson. Seine Medikamente helfen ihm – aber an schlechten Tagen drängen die Symptome sich in den Vordergrund. "Das beginnt mit dem, dass die Stimme weggeht. Mein Parkinson ist linksseitig, manche Leute haben es auf beiden Seiten, ich habe es links. Das heißt, die Hand und der Arm werden dann steif. Ich kann nichts mehr machen, die Feinmotorik geht gar nicht. Beim Gehen würden Sie merken, dass ich leicht hinke", erklärt er.
Aber vor zwei Jahren entdeckte er, dass es eine Tätigkeit gibt, die seine Symptome besser werden lässt: Tischtennis.
Jürgen Zender engagiert sich im Verein "Ping Pong Parkinson". Die Idee stammt aus den USA, mittlerweile ist der Verein weltweit aktiv und hat allein in Deutschland 180 Stützpunkte. Zu Beginn gab es noch Hürden: "Das ist ja nicht selbstverständlich, dass ich als Parkinsonkranker in einen Tischtennisverein gehen kann und mitspielen darf. Als ich angefangen habe, hat es über ein Jahr gedauert, bis wir einen Verein gefunden haben", verrät Jürgen Zender.
"Ping Pong Parkinson" versucht Tischtennisvereine für erkrankte Spieler zu öffnen und veranstaltet große Turniere extra für Parkinson-Patienten.
Auch Neurologe Prof. Bernhard Haslinger vom Klinikum rechts der Isar empfiehlt Tischtennis:
"Tischtennis ist ein extrem schneller Sport, das heißt, man muss sehr schnell reagieren, man muss spontan reagieren, das heißt, die Reaktionsfähigkeit wird gefordert, die Fähigkeit, auf verschiedene Situationen zu reagieren wird gefördert und man bewegt sich. Parkinson-Symptome, gerade das Zittern, sind sehr abhängig von Aufregung und innerlicher Anspannung. D. h., wenn man entspannt an etwas anderes denkt, werden diese Symptome temporär besser. Es gibt andere Parkinson-Symptome wie Blockaden bei Bewegungen. Und wir wissen ganz gut, dass diese Blockaden durchaus auch verbessert werden, wenn ein Patient äußere Reize bekommt."
Prof. Bernhard Haslinger: Spezialambulanz für Parkinson Syndrome, Klinikum rechts der Isar, München
Ein kleiner Ball, der auf einen zufliegt, und das typische Tischtennis-Klick-Klack könnten so ein Reiz sein.
Ping Pong Parkinson-Treffen für Patienten
Beim Tischtennis-Training im TSV Neuried mischen sich einmal die Woche gesunde Spieler mit Parkinson-Patienten. Auch Jürgen Zender engagiert sich hier. Geht es ihm beim Spielen besser? "Auf jeden Fall. Ich bin lockerer, bin entspannter, der Kopf ist frei und ich fühl mich einfach rundum wohl", bestätigt er.
An der Platte am Rand macht der 16-jährige Jonathan gerade das sogenannte Eimertraining. Er ist kein Parkinson-Patient. Uli aber schon: Bei ihr würde erst mal gar nichts auffallen, aber sie hat die Diagnose schon seit sieben Jahren. Auch sie merkt einen Effekt beim Spielen: "Der Gleichgewichtssinn wird besser, die Schnelligkeit. Also man sieht, ich hab hier so ein Hämatom vom Fahrradfahren, weil ich einfach das Gleichgewicht dann verliere. Und das geht beim Tischtennis viel besser."
Bei Ping Pong Parkinson geht es nicht ums Punkte machen, sondern um Austausch und darum, gemeinsam schöne Ballwechsel zu schaffen – erkrankte und nicht erkrankte Spieler gemeinsam!