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Hunde Typische Probleme bei der Hundeerziehung

Ein gut erzogener Hund kommt sofort auf Abruf, geht brav neben seinem Herrchen her und frisst nichts, was draußen rumliegt. Doch trotz redlichem Bemühen und fleißigem Training läuft das Leben mit Hund bei den meisten eben nicht nach Lehrbuch. Kein Grund zu kapitulieren! Für alle Probleme gibt es eine Lösung, weiß Hundetrainerin Anja Petrick und beantwortet typische Fragen zur Hundeerziehung. Noch mehr Tipps verrät sie in ihrem Buch "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", das es hier zu gewinnen gibt.

Stand: 11.01.2023

Hund mit Fressnapf | Bild: BR / stock.adobe.com / Chalabala

Wie bringe ich meinen Hund dazu, gleich zurückzukommen, obwohl er etwas Essbares gefunden hat, vor allem, wenn er weit weg ist?

Anja Petrick: "Hier würde ich zwei Dinge üben:

  • Erstens: Antigiftköder-Training, damit der Hund nicht mehr alles frisst, was er findet
  • Zweitens: Abruf von essbaren Dingen

Das Antigiftköder-Training üben Sie am besten mit einem positiv arbeitenden Trainer Ihres Vertrauens, da es hier sehr auf das Timing und einen vernünftigen Trainingsaufbau ankommt.

Damit Ihr Hund lernt, dass es sich lohnt, zu seinen Menschen zurückzukommen, würde ich einen Notfall-Rückruf aufbauen, der extrem hochwertig belohnt wird.

Dazu sollte zu Beginn die Ablenkung sehr gering sein. Ihr Hund läuft ein Stück vor, Sie rufen "Kehr um" oder pfeifen (oder denken sich ein Signalwort Ihrer Wahl aus) und rennen von Ihrem Hund weg.

Wenn er jetzt kommt: riesig freuen und Jackpot-Belohnung geben, sprich: viele sehr gute Leckerchen einzeln geben. Bitte nutzen Sie hier eine Belohnung, für die Ihr Hund wirklich alles stehen und liegen lässt. Wenn er es verträgt, funktionieren beispielsweise Katzennassfutter, Leberwurst oder gekochtes Huhn sehr gut.

Wenn er das ohne Ablenkung kann, legen Sie Essbares aus und gehen an der Schleppleine mit ihm darauf zu. Bitte eine Schleppleine unbedingt nur an einem Brustgeschirr befestigen und nie an einem Halsband. Wenn Ihr Hund das Futter wahrnimmt (nicht, wenn er schon fast am Essen ist), geben Sie Ihr Signal, freuen sich wie irre, wenn er kommt, und es gibt die tollste Belohnung der Welt.

Wurde dieses Signal drei Wochen lang richtig gut geübt, sollten Sie es nicht mehr so häufig verwenden, denn es soll für Ihren Hund eine Riesenparty sein – und wenn man die jeden Tag hat, ist sie nicht mehr so interessant."

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Wie setze ich mich bei einem dominanten Hund durch, ohne dabei die Bindung zu stören? Ich will den Hund nicht anschreien oder schlagen, aber manchmal sieht sich der Hund vielleicht als Alphatier?

Anja Petrick: "Als erstes ist es wichtig zu wissen, dass es 'den dominanten Hund' nicht gibt und dass Hunde sich uns gegenüber nicht als 'Alpha' sehen. Das ist veraltetes Wissen und beruht auf Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft. Das wäre so, wie wenn wir das Sozialverhalten von Menschen, die im Gefängnis leben, mit Menschen vergleichen, die frei leben.

Wenn ich also einen Hund habe, der ein Signal oder eine Regel in Frage stellt, sollte ich mir immer Folgendes überlegen:

  • Hat mein Hund dieses Signal wirklich schon richtig gut gelernt? 
  • Habe ich meinem Hund die Regeln, die bei uns im Haus gelten, gut erklärt?
  • Gibt es einen Grund, warum er eine bestimmte Sache nicht machen kann (hat er Schmerzen, ist er zu abgelenkt, ist er hungrig etc.)?

Bitte denken Sie daran, dass ein Hund nicht versucht, die Rangordnung in Frage zu stellen, wenn er vor Ihnen aus der Tür geht, erhöht liegt oder Sie anknurrt, weil er etwas besonders Leckeres gefunden hat, was er nicht abgeben möchte. Auf der Couch ist es einfach am bequemsten, manche Hunde möchten schnell zum Gassi los und unter Hunden ist es vollkommen normal, dass besondere Leckerbissen verteidigt werden. Ich persönlich teile meine Lieblingsspeise auch äußerst ungerne.

Wenn mein Hund ein Verhalten zeigt, das tatsächlich für mich problematisch ist, muss ich erst einmal wissen: Warum tut mein Hund das? Und wie kann ich ihm auf positive Weise beibringen, dass ein anderes Verhalten besser ist?

Habe ich zum Beispiel einen Hund, der seine Ressourcen wie Spielzeug oder Futter sehr stark verteidigt, dann betreibe ich als erstes Management: Es liegt kein Spielzeug mehr rum, das er verteidigen kann. Und dann kann ich ans Training gehen und ihm beibringen, dass er sein Spielzeug nicht verteidigen muss.

Anschreien oder schlagen hat grundsätzlich in der modernen Hundeerziehung nichts verloren und ist vollkommen unnötig."

Wie kann ich meinem super-ängstlichen Hund die Angst vor der Stadt nehmen?

Anja Petrick: "Hier stellt sich die Frage, ob der Hund unbedingt mit in die Stadt muss. Wenn es nicht anders geht, würde ich an sehr ruhigen Plätzen anfangen, mit ihm zu üben und hier aber nur ganz kurze Zeit bleiben, so dass sich Ihr Hund noch wohlfühlen kann. Ansonsten würde ich ganz viel dort mit ihm spazieren gehen, wo er sich gut fühlt und entspannen kann. Das Stadt-Training würde ich vielleicht ein- bis zweimal die Woche machen.

Zeitgleich ist es wichtig, mit so einem Hund viele Entspannungsübungen zu machen und immer mal wieder Spiele zu spielen, die Mut machen. Aber als allererstes würde ich Ihnen dazu raten, diese Thematik mit einer positiv arbeitenden Trainerin anzugehen, da vor allem bei ängstlichen Hunden an ganz vielen Stellschrauben gedreht werden kann und muss, damit sie ein entspanntes Leben führen können."

Warum fängt mein sehr umgänglicher Hund plötzlich an, renitent und pöbelig zu werden, sobald er angeleint ist?

Anja Petrick: "Das kann verschiedene Gründe haben:

  • Ihr Hund ist in der Pubertät und ist gefrustet, wenn er durch die Leine daran gehindert wird, zu anderen Hunden hinzukommen.
  • Ihr Hund hatte einmal ein schlechtes Erlebnis mit einem anderen Hund, während er an der Leine war.
  • Sie haben an der Leine geruckt oder anders ungut auf Ihren Hund eingewirkt, während andere Hunde anwesend waren.
  • Ihr Hund hat Schmerzen und verknüpft diese mit der Leine.
  • Ihr Hund ist überfordert mit einer Situation und an der Leine kann er nicht so ausweichen, wie er es bräuchte. Nachdem die leiseren Signale bis jetzt übersehen wurden, muss er brüllen, um sich Gehör zu verschaffen.

In jedem Fall ist es ein Verhalten, welches man über positives Training sehr gut in den Griff bekommen kann, damit Ihr Hund wieder mehr Lebensqualität bekommt."

Sobald ich mit meinem Hund in unserem Innenhof bin und es kommt ein anderer Mieter, wird dieser lautstark verbellt. Was kann ich tun?

Anja Petrick: "Da hilft nur eines: Gemeinsam mit dem Hund an der Leine (und gut sitzendem Brustgeschirr) in den Innenhof setzen und einen der Nachbarn bitten, dazu zu kommen. Sobald der Hund den Nachbarn wahrnimmt, für das ruhige Verhalten loben und belohnen. Wichtig ist hier, dass es der Hund wirklich schafft, ruhig zu bleiben und Sie es mit ihm in entsprechend kleinen Schritten üben.

Gleichzeitig sollte der Hund nicht allein im Hof sein, denn jedes Mal, wenn er das Verhalten zeigt, übt er es ein. Und dann dauert das Training wieder länger."

Hier finden Sie noch mehr spannende Fragen zum Thema Hundeerziehung:

Weitere Tipps zu den wichtigsten Themen rund um Ihren Hund finden Sie in Anja Petricks Buch "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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