HNO-Medizin Juckreiz im Ohr
Juckt es im Ohr, behelfen sich viele mit allen möglichen Dingen, wie Wattestäbchen, Bleistiften oder sogar aufgebogenen Büroklammern, um sich damit zu kratzen. Das ist aber genau der falsche Weg, warnt HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow, denn durch Manipulationen im Gehörgang steigt das Infektionsrisiko und die Gefahr eines Gehörgangekzems.
Die Haut des Gehörgangs ist aufgrund des besonderen anatomischen Aufbaus sehr anfällig für Jucken. Sie liegt im äußeren Teil des Gehörgangs direkt auf dem Knorpel, im inneren Teil direkt auf dem Knochen auf. Es fehlt eine Unterhaut- und Fettschicht. In diese schmale Epithel–Auflage ziehen vier Gefühlsnerven, davon drei Nerven, die direkt aus dem Gehirn kommen. Somit ist der Gehörgang überreich mit Sensibilität versorgt, was den heftigen Juckreiz und auch starke Ohrschmerzen bei Entzündungen erklärt.
Mögliche Ursachen für einen Juckreiz im Ohr
Juckreiz im Ohr kann verschiedene Ursachen haben:
- Am häufigsten liegt dem Jucken eine Reizung der Gehörgangshaut zugrunde. Der Reizzustand geht fließend in eine Entzündung über, bei der dann (teils sehr starke, meist einseitige) Ohrenschmerzen auftreten. Zudem ist der Gehörgang in der Regel gerötet und geschwollen, manchmal auch schuppig.Zusätzlich kann Sekret aus dem Ohr fließen.
- entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis im Gehörgang und an der Ohrmuschel
- allergische Reaktion auf Pflegeprodukte wie Shampoo, Spülung oder Haarspray
- Manipulationen im Ohr (Wattestäbchen, Kratzen, Spülungen)
- zu wenig Ohrenschmalz
Gehörgangsekzeme als Folge und Begleiter von Juckreiz im Ohr
Gehörgangsekzeme werden durch eine Entzündungsreaktion verursacht, unter anderem durch kleine Verletzungen in der Haut des Gehörganges, durch die Keime eindringen können. Die Folge: eine Entzündung. Diese kann durch folgende Faktoren begünstigt werden:
- Kleine Verletzungen im Gehörgang, die beispielsweise durch Wattestäbchen verursacht werden.
- Häufige Verwendung von Ohrenstöpseln, In-Ear-Kopfhörern oder geschlossenen Hörgeräten. Das führt zu einem feuchtwarmen Milieu im Gehörgang, wodurch die Haut aufweicht und Krankheitskeime eindringen können.
- enge Gehörgänge, da diese schlechter belüftet sind
- Grunderkrankungen, wie beispielsweise Neurodermitis, Allergien, Diabetes oder Immunschwäche erhöhen das Risiko für Gehörgangsekzeme.
Das sollten Sie bei Jucken im Ohr auf keinen Fall tun!
Kratzen Sie sich auf keinen Fall im Ohr beziehungsweise bohren Sie nicht darin - weder mit dem Finger noch mit Hilfsmitteln wie Wattestäbchen, da Sie die empfindliche Haut im Gehörgang verletzen können, wodurch Bakterien oder Pilze eindringen können. Zudem besteht die Gefahr, das Trommelfell zu beschädigen.
Wann zum Arzt?
Hält das Jucken über einen längeren Zeitraum an, verschlimmert sich oder treten zusätzlich andere Symptome auf wie Ohrenschmerzen, eitriges Sekret oder Minderung des Hörvermögens, sollten Sie umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen. Je früher behandelt wird, desto besser.
Der Arzt reinigt zunächst gründlich den Gehörgang, damit die lokal verabreichten Medikamente gut wirken.
Die Behandlung hängt vom Umfang der Hautreizung ab: angefangen bei natürlichen pflegenden oder pH-neutralen Lösungen bis hin zu kortisonhaltigen Produkten und antibiotischen oder pilzhemmenden Ohrtropfen. Manchmal ist auch ein Salbenstreifen notwendig, der den Gehörgang am Zuschwellen hindert.
So beugen Sie Jucken im Ohr vor
- Reinigen Sie Ihre Ohren nicht, denn das Ohrenschmalz ist ein natürlicher Schutz des Gehörganges vor Viren, Bakterien und Pilzen.
- Nicht mit Wattestäbchen oder ähnlichem im Ohr "herumfuhrwerken", da Verletzungsgefahr droht. Zudem schieben Sie damit das Ohrenschmalz nur tiefer in den Gehörgang, so dass ein Pfropf entsteht.
- Achten Sie darauf, dass möglichst kein Shampoo ins Ohr gelangt, denn dadurch wird der Säureschutzmantel der Haut verletzt.
- Trocknen Sie Ihre Ohren nach dem Baden gut ab. Tipp: Am besten kurz föhnen.
Gute Gesundheit wünschen Ihnen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!