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Allgemeinmedizin Stressabbau und Entspannung

Zu viel Stress ist auf Dauer ungesund. Chronischer Stress kann zum Beispiel das Immunsystem schwächen, das Magen-Darm-System stören oder zu Herz-Kreislaufbeschwerden führen. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann gibt Tipps, wie Sie dem vorbeugen können, indem sie Stress abbauen.

Stand: 19.12.2022 11:48 Uhr

Dr. Klaus Tiedemann entspannt in der "Haltung des Kindes" | Bild: BR/Dr. Klaus Tiedemann

Stress führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Der Körper ist sozusagen ständig auf Flucht programmiert, ohne aus dieser Situation herauszukommen. Das kann auf Dauer verschiedene Krankheiten begünstigen oder verschlimmern. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig zu entspannen und Stress abzubauen.

Chronischer Stress erhöht das Risiko für viele Krankheiten

Das bei Stress ausgeschüttete Hormon Adrenalin erhöht den Blutdruck, der im Winter sowieso schon höher ist als in der warmen Jahreszeit, beschleunigt den Puls und belastet das Herz.
Das Stresshormon Cortisol hemmt zwar die Schmerzwahrnehmung, erhöht aber den Blutzuckerspiegel, was auf Dauer den Augen, den Nieren und den Adern vor allem im Gehirn und am Herzen schadet.
Zudem kann andauernder Stress das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen, was zu einer chronischen Entzündung führen kann. Dadurch wird nicht nur die Abwehr gegen eindringende Erreger schwächer, auch Wunden heilen schlechter und Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Neurodermitis oder Schuppenflechte verschlimmern sich. Sogar Impfungen schlagen schlechter an, da weniger Abwehrkörper gebildet werden.
Chronischer Stress kann zudem zu Störungen im Magen-Darm-System (Durchfall, Magenschmerzen, Reizdarm, Magengeschwür) und zu Herz-Kreislauf-Beschwerden (Bluthochdruck, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen) führen.

Tipps zum Stressabbau

Dr. Klaus Tiedemann: "Stress kommt in der freien Natur nicht vor, es sei denn, Sie machen ihn sich selbst. "Oh, Gott, wie soll ich das nur schaffen?" ist ein klares Stresssignal. Besser ist es, Sie sagen "Ich mache, was geht, und was nicht geht, geht nicht. Punkt!". Diese Haltung verursacht keinen Stress. "Übererfüller vermeintlicher Erwartungen" haben ein Problem. Ich zitiere gerne Sue Breton, eine amerikanische Psychologin, die den Ausspruch "sich selbst eine gute Mutter sein" geprägt hat. Würde ich von einem Sohn oder einer Tochter das erwarten, was ich von mir selbst fordere? Meist lautet die Antwort: Nein. Meine Gegenfrage: "Und warum verlangen Sie es dann von sich selbst?"
Hilfreich ist auch, sich das Worst-Case-Szenario vorzustellen. Was könnte schlimmstenfalls passieren? Meist ist es nicht viel. Auf Bayerisch: "Scheiss da nix, dann feit da nix."

Wichtig für den Stressabbau ist auch, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen: Eine "heilige" halbe Stunde zum Zeitunglesen, für die Maniküre oder Pediküre, in der Badewanne mit Kopfhörern, zum Sport treiben, Musizieren oder einem anderen Hobby nachgehen.

Mittel- bis langfristig können Sie auch durch Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeit gegenüber sich selbst Stress abbauen und entspannen."

Homöopathische Mittel gegen Stress

Es gibt auch homöopathische Mittel, die gegen Stress helfen. Diese sind jedoch keine Dauerlösung, denn Tropfen oder Tabletten lösen den Stress nicht auf.

Progressive Muskelentspannung

Wörtlich übersetzt bedeutet progressive Muskelentspannung "voranschreitende Entspannung". Dabei werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen angespannt und danach wieder entspannt. Die übliche Abfolge beginnt meist mit dem Gesicht und endet an den Zehen.

Für die schnelle Entspannung zwischendurch, beispielsweise auch im Büro oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, empfiehlt sich: Etwa zehn Sekunden die Hand zur Faust ballen, dann 30 Sekunden lang wieder entspannen. Mehrfach wiederholen. Rechtshänder rechts, Linkshänder links.

Balasana - die Haltung des Kindes

Die aus dem Hatha Yoga stammende "Haltung des Kindes" dient dem Herunterkommen und Erden.

Sie funktioniert die Haltung:

  • Gehen Sie in den Fersensitz mit geschlossenen Knien und Füßen.
  • Beugen Sie sich mit der Ausatmung nach vorne und legen Sie die Stirn auf der Matte ab. Die Arme liegen mit den Handflächen nach oben neben dem Körper.
  • Bleiben Sie so lange in dieser entspannenden Haltung, wie es für Sie angenehm ist.

Achten Sie darauf, dass Ihr Gesäß auf den Füßen aufliegt und nicht in der "Luft hängt". Funktioniert das nicht, legen Sie einfach ein Kissen zwischen Po und Beine.
Kommen Sie mit der Stirn nicht auf den Boden oder fühlt sich das unangenehm an, können Sie auch hier ein Kissen unterlegen.

Wechselatmung

Mit dem rechten Daumen das rechte Nasenloch zuhalten, langsam (vier Sekunden) durch das linke Nasenloch einatmen, dann mit dem rechten Ringfinger das linke Nasenloch zuhalten und langsam (4 Sekunden) durch das rechte Nasenloch ausatmen.
Fünf Mal wiederholen und dabei ganz bewusst auf die Atmung konzentrieren.

Bleiben Sie gesund und entspannt wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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