Wirtshaustipp Der "Wirgarten" in Dingolfing
Man tausche ein altes Kloster gegen das elterliche Stadthaus, reanimiere den gastronomischen Betrieb und den dazugehörigen Biergarten, serviere einfache, aber schmackhafte, bayerische Speisen und schon gibt's in Dingolfing einen "Wir in Bayern"-Wirtshaustipp.
Das Besondere des "Wirgartens"
"Es ist ein Ensemble, wie ich es wirklich noch nie gesehen habe, vor allen Dingen der Biergarten mit seinen verschiedenen Bauten. Es gehört viel Mut dazu, so ein Millionen-Projekt zu stemmen. Sprich, so einen riesigen, historischen, aber heruntergekommenen Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern zu sanieren. Gewagt hat das der Dingolfinger Zahnarzt Dr. Georg Huber zusammen mit seinem Bruder Armin, ein ehemaliger Berufsschullehrer, der jetzt den Wirt gibt. Mit unglaublich viel Eigenleistung haben die beiden ein richtiges Wirtshausjuwel geschaffen. Der altehrwürdige 'Wasserburger Keller' glänzt wieder. 1520 wurde dieses Haus gebaut, immer schon war es wohl Wirtschaft gewesen. 1850 ist die Brauerfamilie Wasserburger nach Dingolfing gekommen und hat das Anwesen 1904 gekauft. Zwei Jahre lang ist es zuletzt leer gestanden, dann wurde vier Jahre lang saniert. An die Gastwirtschaft schließt das ehemalige Franziskanerkloster an, das bei der Säkularisation 1803 ausgelassen wurde."
Der "Wirgarten" von innen
"Ich war sehr erstaunt, fast schon ehrfürchtig, als ich das erste Mal reingekommen bin. Die einzelnen Räume mit dem alten Mauerwerk haben eine ungeheure Atmosphäre. Aber auch die Böden, für die viele hochwertige Hölzer, von uralter schwarzer Mooreiche bis hin zu hellem Ahorn, verbaut wurden. Man merkt, dass Armin Huber Berufschullehrer im Fach 'Schreiner' war. So hat das früher also einmal ausgesehen: Die schwere Eingangstür zur Gaststube mit dem Dingolfinger Wappen, die schmiedeeisernen Türbeschläge, die 200 Jahre alten Lampen, die Fensterstöcke und die Bleiverglasung der Fenster in der Gaststube, die umlaufende Eckbank oder das Gewölbe aus dem Jahre 1617 in der Weinstube. Ein Wintergarten, in dem sich die Schank befindet, wurde elegant in das alte Gebäude integriert. Auch wenn Sie nicht müssen, bitte unbedingt die Toilette aufsuchen. Sie werden staunen! All diese historische Bausubstanz wurde mit modernster Technik kombiniert."
Küchenart
"Es ist eine einfache, bayerische Küche mit möglichst vielen regionalen Produkten. Es wird saisonal gekocht und es gibt natürlich zahlreiche Brotzeiten, gerade jetzt in der ersten Biergartensaison. Besonders beliebt sind der kalte Braten und die selbst gemachte Sülze. Die Brauerei 'Wasserburger' liefert nach wie vor das Bier. Ein pfiffiges Angebot ist das Elf-Liter-Fass. Das kann von den Gästen am Tisch selbst gezapft werden."
Schneiders Vorspeise
"An dem Tag, als wir da waren, war's frisch, also hab ich mir erstmal eine Grießnockerlsuppe gegönnt. Schnell gemacht, das Wichtigste ist aber die schmackhafte Rindsbrühe, denn selbstverständlich werden im 'Wirgarten' Suppen, Saucen und Fonds selbst angesetzt."
Schneiders Hauptspeise
"Da hab ich mich für eine rustikale Variante entschieden, nämlich den Grillteller. Dafür werden Scheiben von Rind, Pute und Schwein fachgerecht gegrillt. Das Gemüse dazu kommt ebenfalls auf den Grill, wie ich finde, eine schöne sommerliche Zubereitungsart. Als deftige Beilage hat es dazu Bratkartoffeln gegeben, als Würze wird Ajvar (ein Mus aus Paprika) und selbstgemachter Sauerrahm serviert. Obendrauf ein dekoratives Grillwürschtl. Von diesem Teller wird auch ein Schwerarbeiter satt."
Preise
Grießnockerlsuppe 3,50 Euro, Grillteller 18,70 Euro. Weitere Hauptgerichte zwischen 8 und 20 Euro.
Öffnungszeiten
Täglich ab 17 Uhr, Sonntag/Feiertag ab 11 Uhr, Dienstag Ruhetag.
Adresse und Anfahrt
"Wirgarten"
Obere Stadt 8
84130 Dingolfing
Telefon: 08731/3267333
E-Mail: wir@wirgarten.de
http://www.wirgarten.de/
Anreise
Von München über die A 92 gut 100 km, von Nürnberg über die A 3 knapp 180 km.
Freizeittipp
"Da erlaube ich mir diesmal einen 'Spezialtipp'. Klar, Dingolfing hat auch viel zu bieten, schöne Kirchen, die Herzogsburg oder Schloss Teisbach, aber diesmal möchte ich Ihnen noch mal unseren Wirtshaustipp ans Herz legen. Denn wenn das Wetter passt, gleich unter die Kastanien oder Linden des Biergartens vom 'Wirgarten' setzen. Der dürfte in Bayern einmalig sein. Ein dicker Pluspunkt dafür, dass hier bedient wird. Beim Musikerhäuschen aus dem Jahre 1871 sind die Sanierungsarbeiten gerade angelaufen. Von dort aus haben die Musiker quasi auf die Gäste hinabgespielt. Fertig ist bereits das Salettl aus dem Jahr 1904. Quasi ein hölzerner Wirtsgarten, wo Bier und Kaffee serviert wurde. Originalgetreu hat man die sogenannte Sommerhalle restauriert. Äußerst beeindruckend der Drei-Bogen-Saal, auch Rittersaal genannt. Hier ist noch die original Dingolfinger Stadtmauer aus dem Jahr 1200 vorhanden. Dieser Raum mit den über 800-jährigen Mauern wurde zu einem Vortragssaal mit neuester Technik umfunktioniert. Und wenn Sie noch mehr Historie wollen, dann steigen Sie runter in die 1.000 Quadratmeter großen Gewölbekeller unter dem Gebäudekomplex. Dann sind Sie im Jahre 1436. Der Wirt zeigt Ihnen gerne, wie es damals unter einem Kloster so ausgesehen hat. Grusel inklusive ..."