„Das Übelste ist verhindert worden“ Wie sich Rapper Mal Élevé gegen Faschismus in Frankreich stellt
Der politische Rapper Mal Élevé ist in Deutschland aufgewachsen, sein Vater ist aber Franzose. In seiner Musik und als Aktivist setzt er sich gegen Rassismus und rechte Gewalt ein. Besonders in seinen Texten beschäftigt er sich mit diesen Themen. Wie hat er hat er die Wahl in Frankreich verfolgt?
Das Ergebnis der Stichwahl in Frankreich am vergangenen Sonntag war überraschend: Marine Le Pens Rassemblement National wurde nur drittstärkste Kraft, hinter Macrons Bündnis und dem Linken Bündnis auf Platz Eins. Diese Überraschung teilt auch der deutsch-französische Rapper Mal Élevé. Er hat die Wahl am Sonntag aus Deutschland verfolgt: „Ich habe tatsächlich erstmal nicht geguckt, weil ich Angst hatte. Ich habe dann spät mit meinem Kollegen Gerald, der auch Franzose ist, die endgültigen Ergebnisse angeschaut. Das hat mir richtig die Laune nach vorne gebracht, weil es total unerwartet war.“
Die Leute sind auf die Straße gegangen, haben gejubelt, haben sich gefreut
Mal Élevé ist in seiner Musik politisch. Gemeinsam mit seinem Bruder hat er die Rap-Gruppe Irie Révoltés gegründet. Seit der Auflösung ist er solo unterwegs. In seinen Texten beschäftigt er sich mit Rassismus, Antifaschismus und rechter Gewalt. Gemeinsam mit anderen Rap-Kolleg:innen hat er den Song „Alliance Antiraciste“ gemacht, der von Lyrics wie diesen geprägt ist: „Alliance Antiraciste, la rage in unserm Blick / Unsre Fäuste sind geballt, wir schlagen jetzt zurück / Nazis schüren wieder Hass, zu viele sagen einfach nichts / Ignorieren die Gefahr oder machen sogar mit“. Er bezeichnet sich als Aktivist und tritt oft auf Demos auf. Auf Instagram sieht man, wie er den Refrain seines Songs „161“ vor dem Bundestag in Berlin performt. Vor ihm halten zwei Frauen aus seiner Crew eine Antifa-Flagge.
Mal Élevé lebt zwar in Berlin, ist aber oft zu Besuch bei seiner Familie in Südfrankreich – und verfolgt die Entwicklungen im Land aufmerksam: „Die Leute sind auf die Straße gegangen, haben gejubelt, haben sich gefreut. Es gab auch fette Demos. Nach dem letzten Wahlgang waren die Demos eindeutig gegen Rassemblement, jetzt war es eher so ein: OK, wir sind am Start. Was für uns aber eigentlich wichtig ist, ist einfach, dass die Leute in Frankreich gezeigt haben, so einfach lassen sie sich nicht von der radikalen Rechten vereinnahmen, sowohl in den Parlamenten als auch auf der Straße. Und da war einfach eine richtig starke Mobilisierung zu sehen und die wird jetzt auch nicht so schnell abflachen, das ist für mich der größte Gewinn“.
Wie geht es jetzt weiter in Frankreich?
Nach dem Wahlsieg der Linken bleibt jetzt abzuwarten, wie die Regierungsbildung funktionieren kann. Das Linksbündnis ist sich intern uneinig, wer sie vertreten soll und auch die Koalitionsbildung scheint sich schwierig zu gestalten.
„Es gibt natürlich viele, die nach wie vor, so wie ich ja auch, kritisch sind und sagen, das heißt jetzt nicht, dass alles geil ist. Aber das größte Übel ist auf jeden Fall erstmal verhindert worden“, sagt Mal Élevé: „Es gibt sehr fragwürdige Leute auch innerhalb der Linken immer wieder, da muss sich die Linke mit auseinandersetzen, definitiv. Das ist tatsächlich jetzt im Nachgang dann der Moment. Davor war es tatsächlich, glaube ich, einfach das Wichtigste zusammenzuhalten“.
Musiker*innen sollen klare Kante zeigen
Mal Élevé heißt bürgerlich Pablo Charlemoine. Er ist in Deutschland aufgewachsen, sein Vater ist jedoch aus Frankreich und gehört zur Gruppe der Sinti, die sich in Frankreich Manouche nennen. Deshalb hat Mal Élevé schon als Kind viel Zeit in Frankreich verbracht und sich auch immer schon für französische Politik interessiert. Weil seine Eltern ihm eine aktivistische Ader mitgegeben haben, ist ihm der Einsatz für mehr Gerechtigkeit auch heute wichtig. Neben seiner Musik setzt er sich zum Beispiel für Viva con Agua und Sea Watch ein. Das Wahlergebnis aus Frankreich lässt Mal Élevé kurz durchatmen:
„Also für mich persönlich bedeutet das Ergebnis jetzt erstmal, dass ich im August, wenn ich zu meiner Familie fahre, ein bisschen beruhigter hinfahre. Und was mich als Musiker oder als Aktivist angeht: Letzten Endes ist es ein Zeichen, dass es genau wie jetzt wichtig ist, weiterzumachen, also sich jetzt nicht darauf ausruhen. Es war einfach ein krasser Weckruf, und vielleicht ist es auch so ein Appell an die Leute, die Musik machen oder andere Kunst. Es ist auch wichtig, dass wir Farbe bekennen, dass wir uns positionieren zu bestimmten Themen, denn es gibt einfach Leute, die uns zuhören und das ist ein Geschenk. Viele würden gerne Sachen mitteilen, aber es wird nicht zugehört und wir sind die, die die Stimme haben und die sollten wir viel mehr nutzen“.