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Alpine Orte der Kraft Masse & Mythos der Schlern

In Schloss Sigmundskron schlägt Südtirols Herz. Südtirols Seele aber liegt am Schlern. Der 2563 Meter hohe Bergstock über dem Eisacktal ist das Wahrzeichen von Südtirol, Nationalsymbol und ein sagenumwobener Berg.

Stand: 12.10.2012

Rund um den Schlern in Südtirol | Bild: BR, Andrea Zinnecker

Er gilt als Wohnsitz des Teufels sowie als Tanz- und Versammlungsort aller Hexen aus Südtirol. Der Schlern vereint Masse, Magie und Mythos und ist natürlich auch ein alpiner Ort der Kraft.

Rund um den Schlern in Südtirol | Bild: BR, Andrea Zinnecker

Das Bergmassiv

"Salern" oder "Schalern" – der alte Name des Schlern erinnert daran, dass dieser Berg mit seinen unzähligen Rinnsalen ein gigantischer Wasserspeicher ist. Dann gibt es auch noch das berühmte "Schlernblut", verrät die Kastelruther Geschäftsfrau, Künstlerin und letzte aller Schlernhexen, Martha Silbernagel. Aus den unzähligen kleinen Klüften in den steilen Schlernwänden oberhalb des Völser Weihers fließt das ganze Jahr über Wasser und gefriert auch im Winter nicht. Weil es wie aus einer Wunde herausströmt, wird es im Volksmund "Schlernblut" genannt, obwohl es glasklar und nicht blutrot ist. Rote Erde gibt es dagegen an der Roterdspitze zwischen Tierser Alpl und Schlernplateau. Hier kamen Funde aus der Bronzezeit, vor allem Knochen von Opfertieren, Pfeilspitzen und Tonscherben, ans Tageslicht und man weiß, dass hier ein alter Kultplatz lag, ebenso wie am Burgstall.

Verschlungene Wege

Burgstall, Kapelle und Petz sind die drei legendären Hexentanzplätze am Schlern. Auf dem Burgstall versammeln sich der Sage nach in jeder Donnerstagnacht alle Hexen aus Südtirol zum Tanz. Sie tanzen so wild, dass sich die Sohlen ihrer genagelten Schuhe lösen, weshalb man auf dem Schlernplateau zuweilen kleine flache schwarze Steine findet – die Köpfe der Nägel von den Schuhen der Hexen. So ein Nagel soll dem Finder ganz besondere Kraft verleihen. Die Seele öffnet dagegen der Blick vom höchsten Punkt des Schlernmassiv: vom 2653 Meter hohen Petz. Das Panorama reicht von der Marmolada bis zur Pala und vom Ortler bis zum Olperer. Es lohnt aber auch der Blick in die Tiefe: in die Schlern-Klamm. Wer trittsicher und schwindelfei ist, kann auch hier weglos herauf steigen. Der Sage nach holt der Storch die Babys aus der Schlern-Klamm und bringt sie auch in die traditionellen Heu- und Kochhütten auf der Seiser Alm, in die so genannten Schwaigen. Apropos Kochen – eine traditionelle Kraft-Nahrung ist noch immer das Alm-Mus, ein dicker Brei aus Weizenmehl und Weizengrieß mit Rahm und aufgeschlagenen Eiern, über die dann heißes Butterschmalz gegossen wird, so dass die Eier auf dem Alm-Mus kochen.

Nostalgisch Einkehr ins Schlernhaus

Kalte Vulkane findet man dagegen bei den Rosszähnen am Schlern. Es sind erloschene Unterwasser-Vulkane, schwarze Felsformationen, die von den Einheimischen auch "Kamelbuckel" genannt werden und steinreich sind. Vor allem Granate und Amethyste sind hier zu finden. Zaubersteine und schwarze Magie - hin und wieder soll sich der Teufel als Pferd auf dem Schlern manifestieren. Der Pferdekopf befindet sich genau da, wo sonst nur die Rosszähne in den Himmel blecken - ein alpiner Ort der Kraft mit Pferdestärken.


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