Alpine Orte der Kraft Der Petersberg im Inntal
Gerade auch in den Bergen gibt es Orte und spezielle Plätze, die eine ganz besondere Ausstrahlung haben. Das können abgelegene Höhlen sein, Gipfelplateaus, Schluchten oder exponierte Orte, die eine Art Schwingung oder Energie besitzen, die sich zuweilen nur schwer in Worte fassen, aber umso tiefer spüren lässt. "Alpine Orte der Kraft" heißt die neue Rucksackradio-Serie, die an diesem Wochenende startet.
Bis Oktober stellen wir in loser Folge starke Plätze voller Energie zwischen Großglockner und Gran Paradiso, Matterhorn und Mirnock, Watzmann und Widderstein vor, aber auch Orte der Kraft im Voralpenland und im Mittelgebirge. Die neue Rucksackradio-Serie beginnt mit dem Petersberg im oberbayerischen Inntal bei Flintsbach.
Der 847 Meter hohe Petersberg ist ein jahrhundertealter Wallfahrtsort hoch über dem Inntal und seit alters her ein Kraftplatz für die Bevölkerung. Schon von weitem ist der Petersberg zu sehen. Wie ein schlanker Altar erhebt er sich rund 400 Meter über dem Tal. Oben auf seinem Haupt steht ein Kirche, ein schneeweißer Turm zwischen uralten Linden, weit sichtbar für tausende Menschen, die täglich durchs Inntal fahren - ein markanter Berg an einem markanten Punkt. Seit Jahrtausenden ist das Inntal eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Süden und Norden. Kelten, Römer und Bajuwaren haben diesen Landstrich geprägt.
Schon am Fuß des Petersbergs meint man zu spüren, dass man sich auf uraltem Kulturland befindet. Der Forstweg schlängelt sich in den Hochwald hinein, ein Bergpfad aus Baumwurzeln und abgetretenen Steinen, abgeschliffen von den Schuhen tausender Wallfahrer. Unter uralten Linden schlafen verwitterte Burgmauern. Und immer wieder sind neben dem Weg spirituelle Zeichen der Vergangenheit zu sehen: schindelgedeckte Kapellen, verwitterte Heiligenbilder, die an den blanken Felswänden hängen, Kreuzwegstationen. Eine knappe Stunde dauert die Wanderung auf den Petersberg und mit jedem Schritt fällt die Last des Alltags etwas mehr ab, stellt sich innerliche Ruhe ein. Dann öffnet sich der hohe Wald und der Blick reicht hinaus ins Voralpenland, hinüber in den Chiemgau, auf die abgelegenen Bergbauernhöfe und Buckelwiesen. Wie ein smaragdgrünes Band zieht sich mitten durch diese Landschaft der Inn, der hinaus fließt in die Ebene.
Die Kirche oben auf dem Petersberg ist die älteste Kirche im Inntal. Wegen seiner strategischen Lage am Eingang zu den Alpen war der Petersberg über jahrtausende ein begehrter Platz. Die erste Besiedelung dieses Gipfelplateaus reicht rund viertausend Jahre zurück. Ein Ausgrabungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität fand verzierte Tongefäße aus der Keltenzeit. Die Bajuwaren sollen auf dem Gipfel eine religiöse Kultstätte errichtet haben, zu Ehren des Gottes Donar. Erst im Mittelalter wurde sie in ein christliches Bergkloster umgewidmet. Doch ob christlich oder vorchristlich - bis heute ist der Petersberg ein Ort, an dem viele Menschen eine spirituelle Kraft spüren, und manche kommen ihr ganzes Leben lang immer wieder hierher. Auch Wallfahrer steigen herauf zur ältesten Kirche des Inntals, sagt der Mesner Michael Lohmann, Er ist zugleich auch der Wirt vom Petersberg, betreibt im ehemaligen Bergkloster ein Gasthaus und lebt das ganze Jahr hier oben am Gipfel.
Hinter dem schmucken Berggasthof reicht der Blick zum Großen Riesenkopf und zur Maiwand. Aber auch der Hohe Asten mit dem höchsten Bergbauernhof Deutschlands, der Rehleitenkopf und der Madron sind lohnende Ziele für den, der noch ein Stück weiter wandern möchte. Früher wurde der Petersberg übrigens auch Kleiner Madron genannt, dann aber hat sich als Namensgeber der Schutzpatron der Kirche, der heilige Petrus, durchgesetzt.
Das war die erste Folge unserer Reihe "Alpine Orte der Kraft". Nächsten Samstag stellen wir Ihnen den Sass da Grüm im Tessin vor.