Alpine Orte der Kraft Die Schoßrinn im Chiemgau
Ein ausgesprochen weiblicher Ort der Kraft ist die Schoßrinn bei Aschau im Chiemgau. Dieser Wasserfall lockt aber nicht nur Frauen, auch Familien und Wandergruppen nutzen den schönen Platz im Wald für eine kühle Erfrischung, die ja auch immer neue Kraft verleiht.
Zur Schoßrinn führen verschiedene Wege. Ein idealer Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Schloss Hohenaschau.
Von dort geht es auf kleinen Straßen und vorbei an wunderschönen alten Häusern zum Ortteil Hammerbach und zur Kapelle "Maria an der Ketten". Der Weg ist gut beschildert und die kleine Kapelle bereits nach wenigen Minuten erreicht. In den Fels hineingebaut thront sie hoch über der Prien, die hier wie in einer Klamm vorbeifließt.
Der schmale Weg hoch über der Prien war einst eine gefährliche Passage für die Fuhrleute und erinnert an die Zeit, als diese Route noch die einzige war im Priental und Maut bezahlt werden musste. Ein Fuhrwerk mit sechs Rössern soll hier tief hinab in die Prien gestürzt sein. Noch nicht lange her ist der Tod zweier Männer, die an dieser Stelle ebenfalls verunglückt sind. In einem Fenster der kleinen Kapelle ist neben dem heiligen Christopherus auch ein schwarzer Hund dargestellt. Die Chiemgauer Gästeführerin Martina Glatt kennt die Sage von diesem unheimlichen Hund. Ein Handwerksgeselle soll in der nahegelegenen Schmiede Eisen mitgenommen und es in einer Felsenhöhle an dieser Stelle versteckt haben. Als er seine Beute holen wollte, stürzte ein großer schwarzer Hund aus der Felsspalte. Ein paar eiserne Kettenringe baumeln am Felsen und bezeugen den Namen "Maria an der Ketten".
Weiter geht es an der Prien entlang Richtung Sachrang. Nach einer guten Stunde folgt die Abzweigung zum Wasserfall. Auf der anderen Wegseite ragt ein markanter Felsen in den Himmel. Es ist ein Ausläufer der Kampenwand: der Tauron. Angeblich sollen hier die Kelten bereits eine Art Almwirtschaft betrieben haben. Die Wanderung führt nun durch lichten Mischwald und zu einem quietschenden Eisentor. Das Rauschen des Baches begleitet den Weg, der dann in einem Felsenhalbrund endet. Der Wasserfall schießt in einem weißen Strahl hinunter in ein halbkreisförmiges Felsenbecken. Millionen feiner Tröpfchen sprühen durch die Luft, schweben hinunter und landen in der grünen Gumpe. Eine Wolke aus Wassertropfen erfrischt mit ihrem feuchten Windhauch. Es ist der Sog in diesem Kessel, der die Luft in Bewegung hält. Wie ein Sprühnebel hängen die feinen Tröpfchen über der klaren Wasseroberfläche im Licht schimmert ein Regenbogen.
Hier endet der Weg zur Schoßrinn. Wer will, kann auch unter den Wasserfall wandern, die Füße in das kalte Wasser eintauchen oder einfach am Felsen sitzen und die "magische" Ruhe genießen.
Die Wanderung zur Schoßrinn im Chiemgau ist auch ein Tipp im Buch "Magisches Oberbayern" von Dorothea Steinbacher, erschienen im AT Verlag zum Preis von 19.90 Euro (ISBN 978-3-03800-345-8).