Gasthaus mit Geschichte Das Lesachtal und die Front am Karnischen Kamm
Eingebettet zwischen den Karnischen Alpen und den Lienzer Dolomiten liegt eines der ursprünglichsten Hochtäler der Alpen: das Lesachtal. Auf ungefähr 20 Kilometer Länge erstreckt es sich in Ost-West-Richtung parallel zur italienischen Grenze. Das Tal ist im Norden von den Gailtaler Alpen und den Lienzer Dolomiten begrenzt, im Süden von den Karnischen Alpen, auf deren Hauptkamm bis heute die Staatsgrenze zu Italien verläuft. Im Ersten Weltkrieg war dort die Frontlinie zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Bis heute erinnern zahlreiche alte Stellungen und Befestigungen an die Kämpfe.
Einer, der sich intensiv mit dem Gebirgskrieg befasst hat, ist der Gastwirt und Bergretter Leo Salcher.
Auf dem Weg zum Bladner Joch im Frohntal, Die Kinder gehen auf dem Weg der im 1. Weltkrieg angelegt wurde
Sein Urgroßvater war einer der ersten Bergführer im Lesachtal. Ihm ist zum Beispiel der Karnische Höhenweg zu verdanken und auch der Gasthof zur Post in Sankt Lorenzen, den sein Enkel Leo bis heute führt. Den Gasthof haben in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 60 italienische Arbeiter gebaut, die zu Fuß über das Frohntal und das Hochalpl hierher gewandert sind. Der Naturstein wurde oben im Bergwald gebrochen, mit Pferdefuhrwerken zur Baustelle transportiert und mit Kalkmörtel vermischt – ein Haufen Steine und ein Haufen Arbeit.
Das Hochalpl, über den die Maurer gekommen sind, ist Sommer wie Winter eine herrliche Tour und auch ein geschichtsträchtiger Ort. Direkt unter dem Monte Oregone am Hochalpl hatten die Italiener eine Kaserne gehabt. Und wer heute auf den Monte Chiadenis schaut, sieht drei große Löcher im Berg, die von den Soldaten mit Hammer und Meißel gegraben wurden, direkt am Verlauf der Frontlinie. Dort oben ist heute sogar noch das alte Klo zu sehen: ein betonierter Ring mit betonierter Klobrille.
Während des Ersten Weltkrieges wurde auch der Bau des Gasthofs zur Post unterbrochen und erst nach Kriegsende fertiggestellt Die italienischen Maurer mussten in ihre Heimat zurückkehren, doch ohne an Feindschaft zu denken. Keiner hat damals hier gegen den anderen gekämpft, es traten Soldaten aus Süditalien und aus Niederösterreich am Karnischen Kamm gegeneinander an. Kein Kärntner hat hier gegen die Italiener an der Front gekämpft.
Noch heute erinnern die Überreste des Ersten Weltkriegs an die Schreckenszeit alte Wege, Stacheldraht, zahlreiche Steiganlagen und ausgehölte Felskavernen. Leo Salcher hat in diesem Zusammenhang einen ganz besonderen Tourentipp und empfiehlt den historischen Klettersteig entlang der ehemaligen Frontlinie. Man wandert zunächst ins Frohntal, weiter zum Hochweißsteinhaus und nach einer Frühstückspause noch zwei Stunden bis zum Einstieg in den Monte-Chiadenis-Klettersteig. Dann überquert auf dem Klettersteig die historische Frontlinie und steigt auf der Südseite des Karnischen Kamms hinab zum Refugio Calvi. Die Calvi-Hütte ist bekannt für hervorragenden Wein und feine Nudeln. Dann geht es wieder zurück zum Hochweißsteinhaus und zum Apfelstrudel von Hüttenwirtin Ingeborg, die zugleich auch Weinakademikerin ist und ebenfalls beste Tropfen kredenzt. Das Ganze ist eine lohnende, aber lange Tagestour mit neun bis zehn Stunden Gehzeit – und ein Tour auf den Spuren einer jahrhundertelangen Freundschaft zwischen den Menschen dies- und jenseits des Karnischen Kamms, denen auch der furchtbare Gebirgskrieg letztlich nichts anhaben konnte. Nicht nur die Freundschaft blieb erhalten, auch der alte Gasthof zur Post – ein Gasthaus mit wenig Luxus, aber mit viel Geschichte, das über Generationen hinweg Glück gebracht hat!
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Karte: Im Lesachtal