Verderben & Vergißmeinnicht Eine historische Wanderung am Isonzo
Im Mai vor 100 Jahren war er im vollem Gange – der Gebirgskrieg. Fast zweieinhalb Jahre wurde im Ersten Weltkrieg an der rund 90 Kilometer langen Isonzo-Front erbittert gekämpft. Schrecklicher Schlusspunkt war im Oktober 1917 die 12. und letzte Isonzo-Schlacht, die „Schlacht um Karfreit“.
An dieses Massaker und an den gesamten Gebirgskrieg an der Isonzo-Front erinnert heute das Museum in Kobarid, wie Karfreit auf Slowenisch heißt. Das kleine Privatmuseum wurde mit dem europäischen Museums-Award als bestes Anti-Kriegsmuseum in Europa ausgezeichnet. Die Spuren der 12. Isonzo-Schlacht sind rund um Kobarid noch immer zu sehen: Unterstände und Kavernen, Schützengräben und Löcher, Stacheldraht, Munitionsreste und viele andere Relikte.
Am Museum in Kobarid beginnt ein historischer Rundweg. Die fünfstündige Wanderung auf dem gut markiertem Pfad führt durch dichten Bergwald und blühende Wiesen entlang der Soca.
Auch auf dieser Wanderung sind die Spuren der 12. Isonzo-Schlacht, der „Schlacht von Karfreit“ im Oktober 1917, noch immer zu sehen: Unterstände und Kavernen, Schützengräben und Löcher, Stacheldraht, Munitionsreste und viele andere Relikte. Die fünfstündige Wanderung auf dem gut markiertem Pfad führt durch dichten Bergwald, durch Wiesen entlang der Soca, wie der Isonzo auf Slowenisch heißt, und quert auch die Hänge des damals heiß umkämpften Krn-Massivs.
Wo einst Geschütze krachten und Kanonen donnerten, begleitet heute den Wanderer nur das Rauschen der Soca - eine wildromantische, friedliche Idylle mit zauberhaften Vergißmeinnicht-Wiesen, Vogelgezwitscher und naturbelassenen Bergmischwäldern aus Eichen, Buchen, Fichten und Erlen. Bevor es auf dem historischen Wanderweg hinein geht in den dichten Wald, steigt man erst einmal hinauf zur Kirche St. Anton mit ihrem achteckigen Beinhaus. Das Ossarium ist die letzte Ruhestätte für die Gebeine von mehr als 7000 Soldaten, die an der Isonzofront gefallen sind. Die Stille im Wald lässt dann der Nachdenklichkeit Raum.
Nach einer knappen Stunde ist Tonovcov Grad erreicht, eine spätantike Höhensiedlung auf einem Felsen mit Blick zum markanten Gipfel des Krn. Dann geht es steil hinab zur Soca, die hier am Oberlauf noch ein echter Wildfluss ist. Schneeweißer Kalkstein umrahmt das schillernd smaragdgrüne bis quietschtürkise Wasser, so glasklar, dass man am Grund die großen Marmorata-Forellen stehen sieht, eine endemische Forellenart mit marmorierten zartrosa Fleisch, die im Zuge des Ersten Weltkriegs ausgerottet, nun aber wieder erfolgreich angesiedelt wurde. Was in Kanada der Lachs für die Grizzlys – das ist hier an der Soca die Marmorata-Forelle für die Braunbären, die sich aber nur selten nahe der Wanderwege blicken lassen.
Eine Hängebrücke führt auf die andere Seite der Soca und hinüber zur ehemaligen italienischen Verteidigungslinie mit ihren Bauten und Befestigungen. Einen Abstecher lohnen aber nicht nur die restaurierten Kavernen, sondern auch die sechs Kozjak-Wasserfälle. Der rutschige Pfad führt eine halbe Stunde über Stock und Stein berguaf, am Ende stürzt eine 15 Meter hohe Wassersäule malerisch in ein fast höhlenartiges Felsrund. Wieder zurück an der Soca geht es durch alte Kriegsstellungen und über Schlachtfelder zurück nach Kobarid. Egal, wo man wandert, es ist durchaus angeraten, auf dem markierten Weg zu bleiben, warnt Elke Arzet, denn auch hundert Jahre nach dem Gebirgskrieg wird hier immer wieder scharfe Munition gefunden und die Natur-Idylle der Gegenwart vom Irsinn des Ersten Weltkriegs eingeholt.
Ab der Napoleonbrücke geht es dann auf einer alten Militärstraße zurück nach Kobarid. Die Steinbrücke schwingt sich über die hier 15 Meter tiefe und nur zwei Meter breite Soca-Klamm. Kurz vor Kobarid lädt das Käsereimuseum der Planika-Molkerei zu einem Besuch ein, gibt es hier doch den Tolminc, den typischen Käse der Region. Der würzige Hartkäse aus Kuhmilch hat eine lange Tradition, muss zwei Monate lang reifen und gehört in jedem Fall zu einer Brotzeit, wie auch der Prsut, der luftgetrockneten Schinken. Eine seltene Spezialität ist übrigens auch der „medvedov prsut“, der Bärenschinken – nicht unbedingt jedermanns Geschmack.
Weitere gute Tipps und Informationen zu Kobarid und Umgebung finden sich auch im Wander- und Reiseführer „Slowenien“ von Lore Marr-Bieger, erschienen im Verlag Michael Müller zum Preis von 22.90 Euro (ISBN 978-3-89953-858-8).
Das Anti-Kriegsmuseum in Kobarid hat von April bis September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, von Oktober bis März von 10 bis 17 Uhr. Es gibt Führungen in Deutsch, organisiert werden auch geführte Wanderungen und Bergtouren zu den ehemaligen Frontabschnitten, darunter richtig schwere Touren wie zum Beispiel auf den 2244 Meter hohen Krn mit 1400 Höhenmetern und 8 Stunden Gehzeit ohne Einkehrmöglichkeit unterwegs. Genaue Informationen dazu, auch auf Deutsch, gibt es im Internet auf der Museumsseite unter www.kobariski-muzej.si
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Karte: Kobarid