Totentanz vor der Tofana Der Gebirgskrieg am Col di Lana
Eine Reise durch die Dolomiten ist auch eine Reise zu den Spuren der schrecklichsten Zeit in dieser traumhaften Bergwelt. 1915 erfasste der Erste Weltkrieg auch die Alpen. Zu den blutigsten Schauplätzen des Gebirgskriegs zählen die Berge rund um den Valparola-Pass zwischen Alta Badia und Cortina d´Ampezzo. Von diesem Pass aus kann man gleich drei Berge erwandern, die noch heute durchzogen sind von Stollen und Schützengräben: den Lagazuoi, den Hexenstein und den Col di Lana.
Ausgangspunkt ist das alte von Granateinschlägen zerfurchte österreichische Fort Tre Sassi direkt an der Passstraße - heute ein Kriegsmuseum. Zusammen mit Bergführer Walter Frenademez geht es von hier südlich unter den Felswänden des Sette Sass, des Hexensteins, hinüber zum Col di Lana bzw. zu dem, was von diesem Gipfel übriggeblieben ist. Österreicher und Italiener standen sich hier in Rufweite gegenüber und versuchten drei Mal sich gegenseitig aus dem Berg zu sprengen. Die Krater und die gewaltige Schutthalde hat man fast auf dem gesamten Anstieg vor Augen. Walters Vater hat die Sprengung des Col di Lana als Kind miterlebt. Wie bei einem Erbeben hat damals die ganze Region gezittert als der Gipfel in die Luft flog.
Allein am Col di Lana fielen rund 8.000 Soldaten. Von den italienischen Alpini wird er deshalb „Col di Sangue“, Blutberg genannt. Im Winter 1916/17 lag der Schnee meterhoch, an vielen Abschnitten der Front starben mehr Soldaten durch Lawinen und Kälte als im Gefecht. Auch am Col di Lana boten die Unterstände kaum Schutz. Auf dem breiten Kamm hinauf zum Gipfel verlaufen im Zickzack tiefe Schützengräben, ein paar Drahtseile und einige Bügel helfen über die aufgerissene Bergflanke hinüber zum höchsten Punkt. Monte Pelmo, Civetta, Sorapis und Palagruppe sind von hier aus zu sehen.
Die grandiose Gipfelschau begleitet auch den Abstieg vorbei an der kleinen Gedenkkapelle und einem markanten Felsen, dem Ciapel de Napoleon. Hier, so erzählt Walter, hat er vor Jahren den Kiefer eines Gefallenen gefunden. Nach zwei Stunden ist wieder der Ausgangspunkt erreicht. Noch einmal führt der Weg durch österreichische Stellungen, die von Freiwilligen sorgfältig restauriert wurden. Heute opfern Tiroler und Italiener gemeinsam ihre Freizeit, um die Stellungen als Freilichtmuseum zu erhalten.
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Karte: Col di Lana