Lausbubengesicht, Wuschelhaare, und so viel Charme, dass er einen Berliner Comedy Club allein mit Gedichtetem zum Brüllen bringt – das ist Marco Tschirpke. Bekannt geworden ist er mit seinen Lapsusliedern, kurze Zwei- oder Vierzeiler mit Klavierbegleitung – überraschend, intelligent, abrupt:
“Ob dein Feind stirbt oder Du – Du hast in beiden Fällen Ruh.”
Diesem Tonfall, diesem Hang zum Aphorismus und zur Kürze bleibt Tschirpke auch weiterhin treu, Beispiel: “Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo zwei Villen sind, ist er verbaut.” 99 solche Verse enthält sein neues Buch, alle zwischen Lachlyrik und Grübelgedicht.
Was tut man, wenn das Kind einen Radiergummi verschluckt hat?
Beim ersten hastet man sofort
Zur Notfallambulanz im Ort.
Beim zweiten wartet man den Tag
mal ab, was so im Töpfchen lag.
Beim dritten sagt man: “So, mein Held,
den zieh ich ab vom Taschengeld!”
Tschirpkes voriges Buch hatte den schönen Titel “Frühling, Sommer, Herbst und Günther.” Das neue, 12 Euro teure Büchlein nun trägt den selbst für Tschirpke-Verhältnisse etwas verschrobenen Titel “Empirisch belegte Brötchen”. Wer diese Sorte Humor erstmal ausprobieren will, dem seien die Musik-CDs mit den Lapsusliedern empfohlen. Tschirpke-Liebhaber aber werden am neuen Buch ihre Freude haben – es enthält auch Essays und Kurzgeschichten.
Marco Tschirpke: „Empirisch belegte Brötchen“, Ullstein Verlag, 12 Euro.