Beim ersten Hinhören: Irritation. Was sind das für schräge Klänge? Sind die Kontrabässe nicht gestimmt? Kann eigentlich nicht sein, da sind ja Profis an den Instrumenten…
Beim zweiten Hinhören: Ah, das gehört so! Ein und derselbe Ton, aber eigentlich auch wieder nicht. Unterschiedliche Klangfarben sind zu hören.
Was sich in den Köpfen des Publikums eben so abspielt, wenn das Stück „Kshara“ von Giacinto Scelsi erklingt. Diese Prozesse offenbaren das „fundamentale Grundgesetz des Hörens“, so Professor Eckart Altenmüller:
"Die Umwandlung von Unsicherheit zu Sicherheit beim Hören von Musik wird von unserem Gehirn mit Dopamin belohnt. Sie freuen sich darüber, weil sie merken, ich lerne was." Eckart Altenmüller
An zeitgenössische Musik muss sich der Kopf erst gewöhnen
Zeitgenössische Musik mit ihren Dissonanzen braucht Zeit, genauer: das Gehör braucht seine Zeit, weil wir Kinderlieder, Popmusik und Harmonisches gewöhnt sind, so Renzo Vitale. Denn schon im Mutterleib – ab der 22. Schwangerschaftswoche – wird das Hörempfinden geformt: Neugeborene, so sagen es die Experten, bevorzugen nachweislich harmonische Klänge. Mozarts „kleine Nachtmusik“ ist für Babies wunderschön – Zwölftonmusik ist es nicht.